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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Montmorillonit, der häufigste Smektit auf dem Mars, hatte viele Spielarten und war daher für Wasser sehr empfänglich. Er dehnte sich im feuchten Zustande aus und schrumpfte bis zum Zerbrechen, wenn er trocken war.
    Nadia fand das interessant. »Schau, wie wäre es mit einer Bodenprobe«, sagte sie zu Arne, »die mit einer Matrix aus zuführenden Adern gefüllt ist, welche die Biota durch das ganze Elternmaterial verteilen würden?« Sie fuhr fort, man sollte einen Klumpen von Elternmaterial nehmen, ihn anfeuchten und dann trocknen lassen. In die rissigen Systeme die Matrix der zuführenden Adern einbringen. Dann allerlei wichtige Bakterien und andere Bestandteile zum Wachsen hinzufügen. Danach könnten die Bakterien und anderen Kreaturen sich ihren Weg aus den zuführenden Adern herausfressen und das Material auf ihrem Weg hinaus verdauen. So würden sie dann alle in dem Ton wechselwirken. Das wäre eine heikle Zeit. Ohne Zweifel würden viele Versuche nötig sein, um die anfänglichen Mengen der verschiedenen Biota zu kalibrieren, die erforderlich wären, um übermäßige Vermehrungen oder Zusammenbrüche der Population zu vermeiden. Aber man könnte sie dazu bringen, sich in ihren gewöhnlichen Gemeinschaften zu etablieren; und dann hätte man plötzlich lebendigen Boden. »Es gibt derartige Systeme zuführender Adern bei gewissen sich schnell setzenden Baumaterialien; und ich höre gerade, daß Ärzte auf die gleiche Weise eine Apatit-Paste in gebrochene Knochen injizieren. Die Zuführ-Adern macht man aus Protein-Gelen, die für jede Substanz geeignet sind, die sie enthalten sollen, eingeschmolzen in die entsprechenden tubularen Strukturen.«
    Eine Matrix für Wachstum. Arne sagte, das wäre wert, sich damit zu befassen. Nadia lächelte, als sie das hörte. Sie ging an diesem Nachmittag in glücklicher Stimmung umher und rief Art, als sie ihn abends traf, zu: »He! Ich habe heute etwas geleistet!«
    »Gut!« sagte Art. »Dann laß uns ausgehen und feiern!«
     
    Leicht getan, in Bogdanov Vishniac. Natürlich, es war schließlich eine Stadt der Bogdanovisten und so heiter wie Arkadij selbst. Jeden Abend eine Party. Sie hatten oft an der Abendpromenade teilgenommen; und Nadia liebte es, an der Brüstung der höchsten Terrasse entlangzugehen. Das Gefühl, Arkadij könnte dort irgendwo sein, hatte irgendwie überdauert. Und nie mehr als an diesem Abend, als ein Stück getaner Arbeit gefeiert wurde. Sie hielt Arts Hand und schaute nach unten und hinüber zu den dicht gefüllten unteren Terrassen mit ihren Feldern, Obstgärten, Teichen, Sportplätzen, Alleen und bogenförmigen Plazas, die besetzt waren von Cafes, Bars, Tanzpavillons und lautstarken Bands. Die Menge drängte sich darum. Manche tanzten, aber der größte Teil der Leute machten wie Nadia einen Abendspaziergang. All das noch unter einer Kuppel, die man eines Tages entfernen zu können hoffte. Inzwischen war es warm; und die jungen Eingeborenen trugen fremdartige Bekleidung aus Pantalons, Kopfputz, Schärpen, Westen und Halsbänder, so daß Nadia an die Videofilme von dem Empfang Nirgals und Mayas in Trinidad erinnert wurde. War das ein Zufall, ober bedeutete es, daß sich bei den jungen Leuten irgendeine interplanetare Kultur anbahnte? Und falls ja, bedeutete dies, daß ihr Cojote, der aus Trinidad stammte, unsichtbar die zwei Welten erobert hatte? Oder posthum ihr Arkadij? Arkadij und Cojote, die Könige der Kultur. Sie mußte bei diesem Gedanken grinsen und nahm Schlückchen aus Arts Becher mit heißem Kavajava, dem bevorzugten Getränk in dieser kalten Stadt, und beobachtete alle die jungen Leute, die sich wie Engel bewegten, immer tanzend, ganz gleich, was sie taten, und über die graziösen Bogen von Terrasse zu Terrasse strömten. »Welch große kleine Stadt!« war Arts Kommentar.
    Und dann trafen sie auf ein altes Foto von Arkadij, das eingerahmt an einer Wand neben einer Tür hing. Nadia blieb stehen und ergriff Art am Arm: »Das ist er! Das ist er, wie er leibt und lebt!«
    Das Foto war aufgenommen worden, als er mit jemanden sprach. Er stand vor einer Kuppelwand und gestikulierte. Haar und Bart standen vom Kopf ab und verschmolzen mit einer Landschaft, die genau die Farbe seiner wilden Locken hatte. Es sah aus wie ein Bild, das aus einer Bergflanke herauskommt. Blaue Augen blinzelten im Glanz all der roten Fröhlichkeit. »Ich habe nie ein Foto gesehen, das ihm so ähnlich war. Er mochte es nicht, wenn eine Kamera auf ihn gerichtet war, und

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