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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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rauhe gefrorene Sümpfe, die von sonnigem Schmelzwasser und Wiesengras schimmerten, und kreuzten natürlich immer die rostfarbene und schwarze Felsenlandschaft, die Ring um Ring und Spalte um Spalte ans Licht stieß. Sie verrohrten Krater und legten Leitungen durch Wasserscheiden und fügten den Schürfmaschinen Fabriken für Treibhausgase überall da hinzu, wo das Gestein irgendwelche Gasvorräte barg.
    Aber kaum etwas davon erwies sich als eine Arbeit in dem Sinne, wie sie Nadia vorschwebte. Sie vermißte die alten Tage. Natürlich war das Bedienen eines Bulldozers keine schwere körperliche Arbeit gewesen; aber der Umgang mit der Schaufel war eine stark physische Tätigkeit gewesen und das ständige Schalten physisch anstrengend. Und es herrschte rundherum eine höhere Beflissenheit als bei dieser >Arbeit<, die darin bestand, zu Computern zu sprechen und dann umherzugehen und brummende und summende Teams hüfthoher Robotgraber, häuserblockhoher mobiler Fabrikeinheiten und Tunnelmaulwürfe mit Diamantzähnen zu beobachten, deren Zähne wie beim Haifisch nachwuchsen und aus biokeramisch-metallischen Legierungen bestanden, die stärker waren als das Aufzugskabel. Die Maschinerie lief ganz von alleine.
    Das war es nicht, was sie erwartete.

E in neuer Versuch. Sie durchlief einen anderen Zyklus. Rückkehr nach Sheffield, Betätigung in der Arbeit des Rates, zunehmender Widerwille, gemischt mit Verzweiflung, Ausschau nach irgend etwas, das sie da herausbringen könnte, Bemerken eines annehmbaren Projekts und Inangriffnahme desselben. Loslegen und prüfen. Wie Art gesagt hatte, konnte sie ungehindert handeln.
    Bei der nächsten Pause interessierte sie sich für Böden. Art sagte: »Luft, Wasser, Erde. Das nächste Mal werden es Waldbrände sein, he?«
    Aber sie hatte gehört, daß es in dem bogdanovistischen Vishniac Forscher gäbe, die Boden herzustellen versuchten; und das interessierte sie. So zog sie los und flog gen Süden nach Vishniac, wo sie seit Jahren nicht gewesen war. Art begleitete sie. »Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die alten Städte des Untergrundes anpassen, jetzt, wo es nicht mehr nötig ist, sich zu verstecken.«
    Als sie in die zerklüftete Region des Südpols flogen, sagte Nadia: »Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht, weshalb jemand hier unten bleibt. So weit im Süden herrscht ewiger Winter. Sechs Monate ganz ohne Sonne. Wer würde da bleiben wollen?«
    »Sibirier.«
    »Kein Sibirier, der richtig bei Verstand ist, würde hierher ziehen. Die wissen es besser.«
    »Also dann Lappen oder Inuit. Leute, die die Pole lieben.«
    »Das nehme ich an.«
    Wie sich zeigte, schienen niemandem in Vishniac Bogdanov die Winter etwas auszumachen. Sie hatten den Abraumhügel ihres Moholes ringförmig um das Mohole selbst angelegt und damit ein riesiges rundes Amphitheater geschaffen das auf das Mohole ausgerichtet war. Dieses terrassierte Amphitheater sollte das Vishniac an der Oberfläche werden. Während der Sommer wäre es eine grüne Oase und in den dunklen Wintern eine weiße Oase. Sie beabsichtigten es mit Hunderten heller Straßenlaternen zu erleuchten und sich dadurch eine Art Bühnenbild zu schaffen in einer Stadt, die sich rings um eine runde Lücke selbst betrachtet oder von der oberen Mauer auf das frostige Chaos der polaren Gebirge blickt. Nein, keine Frage, sie würde nicht bleiben. Der Ort gehörte jenen Leuten.
    Nadia wurde am Flughafen als Ehrengast begrüßt wie immer, wenn sie sich bei Bogdanovisten aufhielt. Zuvor hatte sie das als lächerlich und sogar etwas aggressiv empfunden: Freundin des Gründers! Aber jetzt nahm sie ihr Anerbieten einer Gästesuite an, die am Rande des Moholes mit einem leicht überhängenden Fenster, das einen Blick direkt in die Tiefe über achtzehn Kilometer erlaubte, lag. Die Lichter auf dem Boden des Moholes sahen aus wie durch den Planeten hindurchscheinende Sterne.
    Art war starr vor Entsetzen, nicht wegen der Aussicht, sondern bloß wegen des Gedankens daran, und er wollte sich ihr nicht weiter als durch die Hälfte des Raums nähern. Nadia lachte ihn aus und schloß die Vorhänge, als sie sich sattgesehen hatte.
    Am nächsten Tag ging sie hinaus, um die Bodenforscher zu besuchen, die sich über ihr Interesse freuten. Sie wollten unabhängig sein, sich selbst ernähren; und das wurde, ohne mehr Land schwierig, als immer mehr Siedler in den Süden zogen. Sie fanden aber heraus, daß die Herstellung von Boden zu den schwierigsten technischen

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