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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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warteten.
    Bei Hertzka wandte sich Nirgal nach Osten zum Inland hin und flog den sanften Hang des elysäischen Massivs hinauf. Dabei kam er über Gürtel von Gärten, die das Land begrenzten. Hier lebten die meisten der Tausenden von Elysium in intensiv kultivierten Ackerbau- und Wohnzonen, die sich in das höhere Gebiet zwischen Elysium Mons und dem Kegel an dessen nördlichen Vorsprung, Hecates Tholus, hinzogen. Zwischen dem großen Vulkan und seiner Tochterbergspitze flog Nirgal durch den kahlen Felssattel des Passes, wie eine kleine Wolke vom Bergwind getrieben.
    Der Osthang Elysiums sah ganz anders aus als der westliche. Er war kahles, rauhes, zerrissenes Gestern mit schwerer Sanddrift, in fast seinem ursprünglichen Zustand erhalten durch den Regenschatten des Massivs. Nur in Nähe der Ostküste sah Nirgal wieder grüne Flächen, unter sich. Ohne Zweifel genährt durch Passatwinde und winterlichen Nebel. Die Städte an der Ostseite waren wie Oasen, aufgereiht an einer die Insel umrundenden Piste.
    Am fernen Nordostende der Insel liefen die zerklüfteten alten Hügel der Phlegra Montes weit in das Eis hinaus und bildeten eine spitzige Halbinsel. Irgendwo hier war es gewesen, daß jene junge Frau Hiroko gesehen hatte. Als Nirgal an der Westseite der Phlegras hochflog, hatte er den Eindruck, daß das ein Ort war, wo man sie wohl finden könnte. Es war wildes und typisches Marsgebiet. Das Phlegra-Gebirge war, wie viele der großen Bergketten auf dem Mars, der einzige verbliebene Bogen des Randes eines alten Einsturzbeckens. Jeder andere Aspekt dieses Beckens war längst verschwunden. Aber die Phlegras standen immer noch da als Zeugen eines Augenblicks unvorstellbarer Gewalt, des Aufpralls eines Asteroiden von hundert Kilometern Durchmessern. Große Stücke der Lithosphäre waren geschmolzen und beiseite geschoben worden; andere Stücke waren in die Luft geschleudert worden und in konzentrischen Ringen um den Aufschlagspunkt heruntergefallen, wobei ein großer Teil des Gesteins sofort zu metamorphen Mineralien verwandelt worden war, die viel härter waren als ihre Originale. Nach diesem Trauma hatte der Wind an den Trümmern genagt und schließlich nur noch diese harten Hügel hinterlassen.
    Natürlich gab es auch hier draußen Siedlungen, wie überall in den Senken und blinden Tälern und auf den Pässen, die über das Meer schauten. Isolierte Farmen, Dörfer mit zehn, zwanzig oder hundert Einwohnern. Es sah aus wie Island. Überall gab es Leute, die diese entlegene Gegend liebten. Ein Dorf klebte auf einer flachen Kuppe hundert Meter über der See. Es hieß Nuannaarpoq, was Inuit war für >extravagantes Vergnügen am Leben haben<. Diese Dorfbewohner und alle anderen in den Phlegras konnten mit kleinen Luftschiffen den Rest von Elysium erreichen oder zu der um Elysium herumführenden Piste absteigen und eine Fahrgelegenheit erwischen. Speziell für diese Küste wäre die nächste Stadt ein wohlgestalteter Hafen namens Firewater auf der Westseite der Phlegras, wo sie zuerst eine Halbinsel geworden waren. Die Stadt stand auf einer Bank am Ende einer breiten Bucht. Als Nirgal sie entdeckte, landete er auf der kleinen Rollbahn am oberen Ende der Stadt und mietete sich in einer Herberge am Hauptplatz hinter den Docks ein. Sie lag oberhalb der von Eis bedeckten Meeresküste.
    An den folgenden Tagen flog er in beiden Richtungen an der Küste entlang und besuchte eine Farm nach der anderen. Er traf eine Menge interessanter Leute; aber niemand davon war Hiroko oder sonstwer von der Zygote-Schar, nicht einmal einer ihrer Genossen. Es war sogar etwas verdächtig. In der Region lebten ziemlich viele Issei, aber jeder von ihnen bestritt, Hiroko oder jemanden aus ihrer Gruppe je getroffen zu haben. Indessen trieben sie alle sehr erfolgreich Ackerbau in einer steinigen Wildnis, die nicht leicht zu bewirtschaften schien. Sie kultivierten vorzügliche kleine Oasen mit landwirtschaftlichem Ertrag. Sie lebten als Anhänger von Viriditas, aber niemand hatte Hiroko getroffen. Sie erinnerten sich kaum, wer sie war. Ein amerikanischer Mummelgreis lachte Nirgal ins Gesicht: »Wasde nich sagst, wir ha'm 'nen Guru? Wir soll'n dich zu unserm Gurü bringen?«
    Nach drei Wochen hatte Nirgal überhaupt keine Spur von ihr gefunden. Er mußte die Phlegra Montes aufgeben. Es blieb ihm nichts anderes übrig.
     
    Unablässig wandern. Es war sinnlos, auf der riesigen Oberfläche einer ganzen Welt nach einer einzelnen Person zu suchen. Das war ein

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