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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Becken, über der Welt mit ihren Sorgen. Im Frühling erschienen aus dem Nirgendwo neue Pflanzen. Manche begrüßte er mit einer Kelle Kompost, andere riß er aus und machte sie zu Kompost. Das Grün des Frühlings unterschied sich von allen anderen grünen Farben - heller elektrischer Jade und limonenfarbene Knospen und Blätter, neue Blätter aus smaragdenem Gras, blaue Nesseln und rote Blätter. Und dann später die Blüten, jene gewaltige Verausgabung pflanzlicher Energie, der Drang zum Überleben, der Fortpflanzungsdrang von allem um ihn herum... Manchmal, wenn Nadia und Nikki von ihren Spaziergängen zurückkehrten mit Miniatursträußen in ihren großen Händen, erschien Nirgal die Welt sinnvoll. Er schaute sie an und dachte an Kinder und fühlte plötzlich einen nagenden Kummer, den er sonst nicht kannte.
    Das war offenbar ein allgemein geteiltes Gefühl. Der Frühling nach dem rauhen Winter des Aphels dauerte in der südlichen Hemisphäre 143 Tage. Im Verlauf der Frühlingsmonate erblühten immer mehr Pflanzen. Erste frühe wie Schneeglöckchen und Leberblümchen, dann spätere wie Phlox und Heide, danach Steinbrech und Tibetischer Rhabarber, Leimkraut, alpiner Nelkenwurz, Kornblumen und Edelweiß - immer weiter und weiter, bis jeder Fleck in dem grünen Teppich der steinigen Fläche des Beckens mit leuchtenden Punkten cyanblau, dunkelrot, gelb und weiß gesprenkelt war. Jede Farbe fügte sich in der charakteristischen Höhe für die betreffende Pflanze ein, und alle glühten in der Dämmerung wie Tropfen aus Licht, das aus dem Nirgendwo quoll. Ein pointillistischer Mars, das gerippte eingesäumte Becken durch diese farbige Halde in die Luft geprägt. Nirgal stand in einer Handfläche, die ihr Schneeschmelzwasser in einer Lebenslinie hinabführte in die weite Welt, die so weit unten lag, eine ausgedehnte schattige Welt, die unter der Sonne nach Westen hin undeutlich zu sehen war, dunstig und tief. Das letzte Licht des Tages schien leicht nach oben gerichtet zu sein.
    An einem klaren Morgen erschien Jackie auf seinem häuslichen Computerschirm und verkündete, sie wäre auf der Piste von Odessa nach Livya und wollte vorbeikommen. Nirgal sagte zu, bevor er Zeit hatte nachzudenken.
    Er ging den Weg am Abflußbach hinunter, um sie zu begrüßen. Ein kleines hohes Becken... es gab eine Million solcher Krater im Süden. Ein kleiner alter Impakt. Nicht die kleinste Kleinigkeit, die ihn auszeichnete. Er erinnerte sich an Shining Mesa und die tolle gelbe Aussicht in der Früh.
    Sie kamen in drei Wagen an, die wild über das Gelände hüpften wie kleine Kinder. Jackie fuhr den ersten Wagen, und Antar den zweiten. Sie lachten ausgelassen, als sie ausstiegen. Antar schien es nichts auszumachen, daß er das Rennen verloren hatte. Sie hatten eine Gruppe junger Araber dabei. Jackie und Antar sahen selbst erstaunlich jung aus. Es war lange her, daß Nirgal sie gesehen hatte, aber sie hatten sich überhaupt nicht verändert. Die Behandlungen. Die gängige Volksmeinung war, sie früh und oft zu nehmen, um ewige Jugend zu sichern und jede der seltenen Krankheiten zu bannen, die immer noch ab und zu Menschen umbrachten. Sie sahen immer noch aus, als wären sie fünfzehn m-Jahre alt. Aber Jackie war ein Jahr älter als Nirgal, und der zählte jetzt fast 33 Jahre und fühlte sich noch älter. Als er in ihre lachenden Gesichter schaute, dachte er: Ich muß eines Tages die Behandlung machen lassen.
    So wanderten sie umher, traten auf das Gras, riefen bei den Blumen Ah und Oh; und das Becken wirkte kleiner bei jedem Ausruf, den sie taten. Gegen Ende ihres Besuches nahm Jackie ihn mit ernster Miene beiseite.
    Sie sagte: »Wir haben Ärger, die Terraner fernzuhalten, Nirgal. Sie schicken jährlich fast eine Million herauf. Du hast behauptet, daß sie das nie könnten. Und diese Neuankömmlinge treten nicht dem Freien Mars bei, wie es üblich war. Sie unterstützen immer noch ihre heimatlichen Regierungen. Der Mars verändert sich für sie nicht schnell genug. Wenn das so weitergeht, wird die ganze Idee eines freien Mars ein Witz sein. Manchmal frage ich mich, ob es nicht doch ein Fehler war, das Kabel oben zu lassen.«
    Sie runzelte die Stirn, und zwanzig Jahre sprangen plötzlich auf ihr Gesicht. Nirgal unterdrückte einen leichten Schauder.
    »Es würde helfen, wenn du dich nicht hier verstecktest«, rief sie in jäher Wut und tat das Becken mit einer Handbewegung ab. »Wir brauchen jeden, den wir bekommen können, zur Hilfe. Die

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