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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Leute erinnern sich noch an dich, aber in einigen Jahren... «
    Er dachte, er müßte bloß noch ein paar Jahre warten. Er beobachtete sie. Gewiß, sie war schön. Aber Schönheit war eine Sache des Geistes, von Intelligenz, Munterkeit und Einfühlungsvermögen. Während Jackie also immer schöner wurde, verlor sie zu gleicher Zeit an Schönheit. Wieder eine mysteriöse Verquickung. Und Nirgal war in keiner Weise über diesen inneren Verlust in Jackie erfreut. Das war wirklich nur eine Saite in dem Akkord von Jackies Schmerz. Er wünschte, es wäre nicht wahr.
    »Wir können ihnen wirklich nicht helfen, indem wir immer mehr Einwanderer aufnehmen«, sagte sie. »Das war falsch, als du das auf der Erde gesagt hast. Sie wissen es auch. Sie können es ohne Zweifel sogar besser sehen als wir. Aber sie schicken trotzdem Leute. Bloß um sich zu vergewissern, daß es keinen Ort gibt, wo Menschen es richtig machen. Das ist ihr einziger Grund.«
    Nirgal zuckte die Achseln. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Wahrscheinlich war etwas Richtiges in dem, was sie gesagt hatte; aber es gab gerade eine Million verschiedener Gründe für Leute zu kommen. Und es gab keinen Grund, das festzulegen.
    Schließlich sagte sie: »Du willst also nicht zurückkommen. Es ist dir gleich.«
    Nirgal schüttelte den Kopf. Wie könnte er ihr auch ins Gesicht sagen, daß sie nicht um den Mars besorgt war, sondern um ihre Macht? Er war nicht der Mann, der ihr das sagen konnte. Sie würde ihm nicht glauben. Und vielleicht war es irgendwie auch nur für ihn richtig.
    Sie hielt abrupt inne in ihrem Versuch, ihn zu erreichen. Ein herrischer Blick auf Antar; und Antar bemühte sich, ihren Kreis in die Wagen zu sammeln. Ein letzter fragender Blick, ein Kuß voll auf den Mund, ohne Zweifel, um Antar zu ärgern oder ihn oder sie beide. Wie ein elektrischer Schlag für die Seele. Und sie war weg.
     
    Er verbrachte den Nachmittag und den nächsten Tag, indem er wanderte, still auf Steinen saß und zusah, wie die kleinen Bäche ins Tal flössen. Einmal fiel ihm ein, wie schnell das Wasser auf der Erde floß. Unnatürlich. Nein. Aber dies hier war sein Platz, den er kannte und liebte, jedes Zellenpaar und jedes Nelkenbeet, sogar die Geschwindigkeit des Wassers, wenn es über den Stein strömte und in glatten, silbrigen Gebilden herabplatschte. Die Art, wie das Moos sich unter den Fingerspitzen anfühlte. Seine Besucher waren Leute, für die der Mars für immer eine Idee gewesen war, ein Staat im Entstehen, ein politischer Sachverhalt. Sie lebten in den Kuppeln, aber sie hätten ebenso irgendwo in irgendeiner Stadt wohnen können, und ihre Hingabe, obwohl real, war einer Sache oder einer Idee geweiht, einem Mars des Geistes. Das war schön. Aber für Nirgal war es jetzt das Land, auf das es ankam. Die Stellen, wo das Wasser hinkam, wenn es über das Milliarden Jahre alte Gestein auf Stellen mit neuem Moos tröpfelte. Die Politik möge man den jungen Leuten überlassen, er hatte seinen Teil geleistet. Er wollte nichts mehr tun. Oder zumindest wollte er warten, bis Jackie fort war. Macht war ja doch wie Hiroko. Sie entglitt einem. Oder etwa nicht? Inzwischen war das Rund des Beckens wie eine offene Hand.
     
    Aber als er dann eines Morgens zu einem Spaziergang in der Frühdämmerung aufbrach, hatte sich etwas verändert. Der Himmel war klar, in seinem reinsten Morgenpurpur, aber die Nadeln eines Wacholders hatten einen gelblichen Stich bekommen, und ebenso das Moos und das Kartoffelkraut auf dem kleinen Beet.
    Er pflückte die am meisten vergilbten Nadeln, Schößlinge und Blätter und brachte sie zur Werkbank, die in seinem Treibhaus stand. Zwei Stunden Arbeit mit Mikroskop und Computer erbrachten keine Lösung; und er ging zurück und zog einige Wurzelproben heraus und steckte noch mehr Nadeln, Blätter, Halme und Blüten in kleine Beutel. Ein großer Teil des Grases sah wie verwelkt aus, obwohl es kein heißer Tag war.
    Mit pochendem Herzen und verkrampftem Magen arbeitete er den ganzen Tag bis in die Nacht. Er konnte nichts entdecken. Keine Insekten, keine Pathogene. Aber besonders die Blätter der Kartoffeln sahen vergilbt aus. An diesem Abend rief er Sax an und schilderte die Lage. Zufällig besuchte Sax gerade die Universität in Sabishii; und er erschien am nächsten Morgen in einem kleinen Rover, dem jüngsten Erzeugnis aus Spencers Koop.
    »Hübsch«, sagte Sax, als er ausstieg und sich umschaute. Er untersuchte Nirgals Proben im Gewächshaus. »Hmm. Ich

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