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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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worden sein; denn oben sichtete Ann eine aufsteigende Reihe hell strahlender Explosionen von Licht ohne jedes Geräusch. Aber danach regneten auf die Kuppeln um sie herum große schwarze Trümmer nieder, brachen durch die Abdeckung oder prallten auf Teile des Gerüstes und fielen dann das letzte Stück hinunter auf die Gebäude wie herabstürzende Stücke verunglückter Fahrzeuge, laut krachend trotz der dünnen Luft und der dazwischen befindlichen Kuppeln. Der Boden bebte und hüpfte unter ihren Füßen. Das hielt für Minuten an, wobei die Trümmer immer weiter draußen herunterkamen und in jeder Sekunde in all diesen Minuten ihr den Tod hätten bringen können. Sie stand da, schaute zu dem finsteren Himmel auf und wartete, bis es vorbei war.
    Es fielen immer noch Trümmer herunter. Ann hatte die Luft angehalten, nun atmete sie wieder. Peter hatte den Roten Code. Darum rief sie seine Nummer, empfing aber nur Störungen. Aber sie stellte die Lautstärke niedriger ein und bekam dann einige verzerrte halbe Sätze. Peter schilderte rote Unternehmungen gegen grüne Kräfte oder vielleicht sogar gegen die UNTA. Wer konnte dann von den Verteidigungssystemen des Kabels Raketen auf sie abschießen? Ja, das war Peters Stimme in Bruchstücken mit Statik dazwischen. Danach kamen nur noch Störgeräusche.
    An der Basis des Aufzugs wechselten kurze Stöße explosiven Lichts den unteren Teil des Kabels von Schwarz zu Silbern und dann wieder zu Schwarz. In Arsaview ertönte Alarm jeder Art in Form von Klingeln oder Sirenengeheul. Der ganze Rauch wurde zum östlichen Ende der Kuppel getrieben. Ann betrat eine Gasse von Norden nach Süden und lehnte sich gegen die flache Ostwand eines Gebäudes aus Beton. In der Straße gab es keine Fenster. Dröhnen, Krach, Wind. Dann die Stille der Luftlosigkeit.
    Sie stand auf und wanderte durch die Kuppel. Wohin sollte man gehen, wenn die Menschen getötet worden waren? Man finde, so man kann, seine Freunde. Wenn du sagen kannst, wer sie sind.
    Sie raffte sich auf und suchte weiter nach Kaseis Gruppe. Sie ging dorthin, wo Dao sich nach eigenen Worten befinden mußte. Dann versuchte sie zu überlegen, wohin sie zunächst gehen sollte. Außerhalb der Stadt gab es eine Möglichkeit. Aber nachdem sie ins Innere gegangen war, könnte sie es mit der nächsten Kuppel in östlicher Richtung versuchen und eine nach der anderen in Angriff nehmen, sie dekomprimieren, jedermann nach unten zwingen und dann weiterziehen. Sie blieb auf der parallel zur Kuppelmauer verlaufenden Straße und bewegte sich im Laufschritt, so schnell sie konnte. Sie war gut in Form, aber das war lächerlich. Sie bekam nicht genügend Luft und tränkte die Innenseite ihres Schutzanzugs mit Schweiß. Die Straße war verlassen und unheimlich ruhig, so daß es kaum zu glauben war, daß sie jemals die Gruppe finden würde, nach der sie suchte.
    Aber da waren sie. Oben voraus in den Straßen rings um einen der dreieckigen Parks waren Gestalten mit Schutzanzügen und Helmen mit automatischen Waffen und mobilen Raketenwerfern, die auf nicht erkennbare Gegner in einem Gebäude mit einer Front aus Kieselschiefer schössen. Nach den roten Ringen auf ihren Waffen waren es Rote.
    Ein blendender Blitz, und sie wurde umgeworfen. Ihre Ohren dröhnten. Sie befand sich am Fuß eines Gebäudes, gegen seine Seite aus poliertem Stein gepreßt. Roter Jaspis und Eisenoxid in abwechselnden Reihen. Hübsch. Rücken, Hinterteil und Schulter sowie Ellbogen schmerzten. Aber es war nicht unerträglich, und sie konnte sich bewegen. Sie kroch herum und schaute auf den Dreieckspark zurück. Rund um die Einschlagstelle brannte es. Die zuckenden kleinen Flammen erloschen bereits durch Sauerstoffmangel. Die Gestalten waren weggeschleudert worden, lagen herum wie zerbrochene Puppen mit in die Seite gestemmten Gliedern in Positionen, die kein Knochen aushalten konnte. Ann stand auf und lief zu einer davon, angelockt durch einen vertrauten grauhaarigen Kopf, der seines Helms entblößt war. Das war Kasei, einziger Sohn von John Boone und Hiroko Ai. Eine Seite seines Kinnbackens war blutig, die Augen offen und blicklos. Er hatte sie zu ernst genommen. Und seine Gegner nicht ernst genug. Sein rötlicher Eckzahn war durch eine Wunde freigelegt. Ann sah es, stockte und wandte sich ab. Der Verlust. Alle drei waren jetzt tot.
    Sie hockte sich hin und nestelte Kaseis Armbandgerät los. Wahrscheinlich würde sie jetzt eine direkte Frequenz zum Zugriff auf Kakaze haben. Als sie

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