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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Probleme studiert, wie lange hatten diese Probleme widerstanden! Michel selbst hatte sich dazu geäußert und auf eine tiefergehende Mitteilung verwiesen, die die unerklärlichen Elemente deuten sollte. Michel, der Sax von der Aphasie geheilt hatte, der ihn über Teile seines Ichs unterrichtet hatte, deren Existenz er nicht einmal erahnt hatte. Michel war dahingegangen. Er würde nicht zurückkehren. Sie hatten die letzte Version seines Körpers aus dem Apartment getragen. Er war nach jedem früheren Standard ungefähr in Saxens Alter gewesen. Warum dann dieser Schmerz in Saxens Brust, dieser Schwall heißer Tränen? Das ergab keinen Sinn. Aber Michel hätte es verstanden. Besser dies als der Tod des Geistes, würde er gesagt haben. Aber Sax war sich nicht so sicher. Seine Gedächtnisprobleme erschienen jetzt weniger wichtig, genau wie die von Maya. Sie erinnerte sich immerhin genug, um zu realisieren, daß sie Schaden genommen hatte. Er auch. Er erinnerte sich an das, was wichtig war.
    Eigenartig, sich zu erinnern, daß er unmittelbar vor dem Tod aller drei ihrer Gefährten in ihrer Gesellschaft gewesen war. John, Frank und jetzt Michel. Jedesmal ist es für sie schlimmer geworden. Und dasselbe galt für ihn.
    Die Asche von Michel wurde in einem Ballon über das Hellas-Meer getragen und verstreut. Eine kleine Prise hoben sie auf, um sie in die Provence zu bringen.

D ie Literatur über Langlebigkeit und Greisentum war so umfangreich und spezialisiert, das es für Sax zunächst schwierig war, seinen gewohnten Zugriff auf das Material zu organisieren. Neuere Arbeiten über den raschen Verfall bildeten den naheliegenden Ausgangspunkt, aber um Aufsätze über das Thema zu verstehen, mußte man auf ihre Vorgänger zurückgreifen und zu einem tieferen Verständnis der Langlebigkeitsbehandlungen als solcher zu gelangen. Dies war ein Gebiet, das Sax nie mehr als oberflächlich verstanden hatte, da er wegen seiner unordentlichen, biologisch nicht erklärbaren, geradezu wunderbaren Natur instinktiv davor zurückscheute. Wirklich ein Thema, das dem Herzen des großen Unerklärbaren sehr nahe war. Er hatte es fröhlich Hiroko und dem äußerst begabten Vladimir Taneev überlassen, der zusammen mit Ursula und Marina die ersten Behandlungen entworfen und deren Durchführung beaufsichtigt und seit damals viele bedeutende Veränderungen vorgenommen hatte.
    Aber jetzt war Vlad tot. Und Sax war interessiert. Es war Zeit, in die Viriditas einzutauchen, in den Bereich des Komplexen.
    Hier war ordentliches Verhalten, dort war chaotisches Verhalten. Und an der Grenze, sozusagen in ihrer Wechselwirkung, lag eine sehr ausgedehnte und verknäulte Zone, der Bereich des Komplexen. Dies war die Zone, wo Viriditas in Erscheinung trat, der Ort, wo Leben existieren konnte. Das Leben inmitten der Zone der Komplexität zu halten, war im allgemeinsten philosophischen Sinne das, worum sich die Langlebigkeitsbehandlungen bemüht hatten. Zu verhindern, daß verschiedene Einbrüche des Chaos (wie Aryhthmie) oder der Ordnung (wie bösartiges Zellwachstum) den Organismus verhängnisvoll zerstörten.
    Aber inzwischen war etwas aufgetreten, das das gerontologisch behandelte Individuum von vernachlässigbarer Vergreisung zu extrem schnellem Altern überführte oder, noch verwirrender, direkt von der Gesundheit zum Tod führte - ganz ohne jedes Greisentum. Irgendein bisher nicht erkanntes Hereinbrechen von Chaos oder Ordnung in die Grenzzone des Komplexen. So erschien es ihm auf jeden Fall am Ende jeder langen Lektüresitzung der allgemeinsten Darstellungen des Phänomens, die er finden konnte. Und es schlug auch gewisse Forschungswege in der mathematischen Beschreibung der komplex-chaotischen Grenze vor, wie auch der Grenze zwischen Ordnung und Komplexität. Aber Sax verlor seine holistische Sicht des Problems in einem seiner Ausfälle, wobei der Gedankengang hinsichtlich der Substanz der Mathematik für immer verlorenging. Und wahrscheinlich (er versuchte, sich danach zu trösten) war es wohl eine allzu philosophische Sicht gewesen, um ihm irgendwie zu nützen. Die Erklärung schien schließlich doch nicht so auf der Hand zu liegen, sonst hätten die massiven konzertierten Bemühungen der medizinischen Wissenschaft es inzwischen herausgebracht. Im Gegenteil - es mußte etwas sehr Subtiles in der Biochemie des Gehirns stecken, einem Gebiet, das wie eine Hydra fünfhundert Jahren wissenschaftlicher Forschung widerstanden hatte, indem jede neue Entdeckung nur

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