Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars
Miniaturkühen gesprenkelt waren. Die Seekarte des Schiffs nannte die Namen dieser Inseln: Kipini, Wahoo, Wabash, Naukan, Libertad. Ann knurrte, als sie sie las. »Das sind die Namen der Krater in der Mitte des Golfs. Die liegen unter Wasser.« »Ah.«
Jedenfalls waren es hübsche Inseln. Die Fischerdörfer an den Buchten waren weiß getüncht, mit blauen Jalousien und Türen. Wieder das ägäische Vorbild. Auf einer hohen spitzen Klippe stand ein dorischer Tempel, quadratisch und stolz. Die Schiffe unten in den Buchten waren kleine Schaluppen oder einfach Ruderboote und Dories. Als sie vorbeisegelten, deutete Sax auf eine Windmühle hier und eine Lamaweide dort. »Das scheint ein hübsches Leben zu sein.«
Dann sprachen sie über die Eingeborenen, leicht und ohne heimliche Spannung. Über Zo. Über die >Wilden< und ihre seltsame Lebensweise als Jäger, Sammler und Städtebesucher; über die Ackernomaden, die von Feld zu Feld zogen wie die Wanderarbeiter, denen die Farmen gehörten; über die gegenseitige Befruchtung all dieser Stile; über die neuen terranischen Siedlungen, die in die Landschaft vordrängten; über die zunehmende Anzahl von Hafenstädten. Draußen, mitten in der Bucht, sichteten sie eines der neuen große Stadtschiffe, eine schwimmende Schiffsinsel mit einer Bevölkerung, die in die Tausende geht. Sie war zu groß, um in den Oxia-Archipel einzulaufen und schien Kurs durch den Golf nach Nilokeras zu nehmen oder hinab in die südlichen Fjorde. Da das Land auf dem ganzen Mars immer dichter bewohnt war und die Möglichkeit seiner Besiedlung durch die Umwelthöfe immer stärker eingeschränkt wurde, zogen ständig mehr Leute auf das Nordmeer und machten Stadtschiffe wie dieses zu ihrem ständigen Wohnsitz.
»Laß uns hingehen und es besuchen! Können wir?« fragte Ann.
Sax, durch diese Frage überrascht, sagte: »Wir können es sicher erwischen.«
Er wendete den Katamaran und fuhr nach Südwesten auf das Stadtschiff zu, wobei er sein Boot möglichst schnell laufen ließ, um die Seefahrer zu beeindrucken. In weniger als einer Stunde erreichten sie seine Breitseite, eine runde Steilböschung von ungefähr zwei Kilometern Länge und fünfzig Metern Höhe. Ein Dock knapp über der Wasserlinie hatte ein gegen die Stadt gerichtetes Teilstück, das als offener Aufzug angehoben werden konnte. Als sie vom Katamaran auf das Dock gegangen waren und ihr Boot vertäut hatten, betraten sie diese durch ein Geländer abgetrennte Sektion und wurden auf das Deck des Stadtschiffs gehoben.
Das Deck war fast ebenso breit wie lang. Sein Mittelstück war eine Farm mit vielen kleinen Bäumen darauf, so daß die andere Seite schwer zu erkennen war. Aber nach dem, was sie sehen konnten, war klar, daß die Peripherie des Decks eine Art rechtwinkliger Straße oder Arkade war, zu beiden Seiten von Gebäuden gesäumt, die zwei bis vier Stockwerke hoch waren. Auf den äußeren Bauten standen Masten und Windmühlen; die inneren öffneten sich zu breiten Lücken, wo Parks und Plazas zu den Feldern und Hainen der Farm und zu einem großen Süßwasserteich führten. Eine schwimmende Stadt, die etwas an eine ummauerte Stadt der Renaissance in der Toscana erinnerte, nur daß alles außergewöhnlich sauber und ordentlich war. Klarschiff, könnte man sagen. Eine kleine Gruppe der Bürger der Stadt begrüßte sie auf der Plaza oberhalb des Docks. Und als sie merkten, daß ihre Besucher beeindruckt waren, bestanden sie darauf, daß die Reisenden zu einem Essen blieben, und einige von ihnen führten sie zu einem Spaziergang über einen Teil des Schiffs; »oder so weit, wie ihr wollt. Es ist ein gutes Stück zu gehen«.
Man sagte ihnen, dies wäre ein kleine Schiffsstadt. Bevölkerung fünftausend. Seit ihrem Stapellauf war sie fast ganz autark geblieben. »Wir ziehen fast all unsere Nahrung, und den Restbedarf fischen wir. Es gibt jetzt Streit mit anderen Stadtschiffen wegen des Überfischens bestimmter Arten. Wir pflegen ganzjährige Polykultur und züchten neue Stämme von Mais, Sonnenblumen, Sojabohnen, Sandpflaumen und so weiter, alles durcheinander und von Robotern geerntet, weil die Ernte eine das Kreuz brechende Arbeit ist. Wir haben endlich die Technik bekommen, um die Ernte von zu Hause aus zu erledigen. Darauf läuft es hinaus. An Bord gibt es viel Baumwollindustrie. Wir haben Winzereien - man sieht da draußen die Weingärten - und Branntweindestillationen. Das machen wir von Hand. Wir fertigen auch spezielle Halbleiter und
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