Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars
haben einen berühmten Fahrradladen.«
»Die meiste Zeit fahren wir auf dem Nordmeer herum. Manchmal gibt es wirklich heftige Stürme; aber das Schiff ist so groß, daß wir sie leicht überstehen. Die meisten von uns leben hier schon die ganzen zehn Jahre, seit das Schiff existiert. Es ist ein großartiges Leben. Das Schiff bietet alles, was man braucht. Obwohl es viel Spaß macht, von Zeit zu Zeit an Land zu gehen. Wir kommen bei jedem Ls Null zum Frühlingsfest nach Nilokeras. Wir verkaufen, was wir hergestellt haben, und ergänzen unsere Vorräte und haben Parties die ganze Nacht. Dann wieder hinaus auf See.«
»Wir brauchen nichts als Wind und Sonnenschein und ein paar Fische. Die Umwelthöfe mögen uns und sind sich einig, daß wir eine minimale Last sind. Die Bevölkerung des Areals des Nordmeeres könnte jetzt sogar noch größer sein, als wenn es Land geblieben wäre. Es gibt inzwischen Hunderte von Stadtschiffen.«
»Tausende. Und die Hafenstädte mit den Werften und den Seehäfen, die wir besuchen, um Handel zu treiben, denen geht es jetzt wirklich sehr gut.«
»Und ihr denkt, daß dies ein Weg ist, etwas von dem Bevölkerungsüberschuß der Erde aufzunehmen?« fragte Ann.
»Ja, allerdings. Einer der besten Wege. Es ist ein großer Ozean, er könnte viel mehr Sc hiff e aufnehmen als die wenigen, die bereits unterwegs sind.«
»Solange sie sich nicht zu sehr aufs Fischen verlegen.«
Während sie weitergingen, sagte Sax zu Ann: »Das ist ein weiterer Grund, der eine Krise wegen des Immigrationsthemas heraufbeschwören könnte.«
Ann antwortete nicht. Sie starrte in das in der Sonne glänzende Wasser und dann hinauf zu einem der paar Dutzend Masten, die jeder mit einen Schonersegel versehen waren. Die Stadt sah aus wie ein tafelförmiger Eisberg, dessen Oberfläche völlig von Erde in Beschlag genommen war. Eine schwimmende Insel.
»So viele verschiedene Arten von Nomaden«, bemerkte Sax. »Es scheint, daß nur sehr wenige Eingeborene geneigt sind, sich auf einem festen Platz niederzulassen.«
»Anders als wir.«
»Du hast es erfaßt. Aber ich möchte wissen, ob diese Tendenz bedeutet, daß sie zu einer gewissen Roten Haltung neigen. Verstehst du, was ich meine.«
»Nein.«
Sax versuchte zu erklären. »Mir scheint, daß Nomaden im allgemeinen dazu neigen, das Land zu nutzen, wie sie es vorfinden. Sie ziehen mit den Jahreszeiten und leben von dem, was sie zu der jeweiligen Zeit natürlich wachsend vorfinden. Und seefahrende Nomaden natürlich noch mehr, da die See den meisten menschlichen Versuchen gegenüber, sie zu verändern, so unzugänglich ist.«
»Bis auf die Leute, die versuchen, das Niveau des Meeresspiegels zu regulieren oder den Salzgehalt des Wassers. Hast du von denen gehört?«
»Ja. Aber sie werden damit nicht viel Glück haben, nehme ich an. Die Mechanik der Versalzung kennt man noch zu wenig.«
»Wenn sie Erfolg haben, werden viele Süßwasserspezies getötet.«
»Zugegeben. Aber die Salzwasserarten werden sich freuen.«
Sie gingen durch die Mitte des Stadtschiffs zur Plaza über dem Dock. Vorbei an langen Reihen von Reben, die zu brusthohen T-Formen beschnitten waren. Die horizontalen Reben dazwischen waren schwer von indigoblauen Traubenbüscheln. Hinter den Weingärten war der Boden wie eine Art Prärie mit einem wilden Gestrüpp bedeckt, und von schmalen Fußwegen durchzogen.
In einem Restaurant vor der Plaza wurden sie mit einer Mahlzeit aus Pasta und Shrimps bewirtet. Die Konversation berührte viele Gebiete. Aber dann kam jemand aus der Küche gerannt und zeigte auf sein Handy. Es waren gerade Nachrichten über Schwierigkeiten am Raumaufzug gekommen. Die UN-Truppen, die den Zolldienst auf New Clarke versahen, hatten die Station übernommen und alle Marspolizisten mit dem Vorwurf der Korruption heruntergeschickt und erklärt, daß die UN von jetzt an den Dienst am oberen Ende des Aufzugs allein ausüben würden. Der Sicherheitsrat der UN sagte beschwichtigend, daß ihre lokalen Beamten ihre Kompetenzen überschritten hätten; aber dieser Rückzieher beinhaltete keine Aufforderung an die Marsianer, wieder auf dem Kabel hochzukommen. Darum machte es für Sax den Eindruck eines Verschleierungsversuchs. »Oje«, sagte er. »Ich fürchte, Maya wird sehr ärgerlich sein.«
Ann rollte mit den Augen. »Das ist nicht die wichtigste Verzweigung, wenn du mich fragst.« Sie sah schockiert aus; und zum ersten Mal, seit Sax sie in der Caldera von Olympus gefunden hatte, war sie
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