Mars
reichen, um diesen m ü den alten Canyons all die Informationen zu entrei ß en, die sie enthalten m ü ssen. Ich habe nur den Rest des heutigen Tages und morgen. Wenn ich Mikhail nicht dazu bringen kann, den Exkursionsplan noch zu ä ndern.
Er drehte sich zu dem Russen um, der zwischen ihm und dem Rover stand und in den Canyon hinabschaute. Der gl ä nzende Aluminiumlack des Rovers war jetzt von r ö tlichem Staub ü berzogen, besonders um die R ä der und Sto ß stangen herum. Das Fahrzeug sah aus, als w ü rde es rosten.
Jamie k ä mpfte eine ganz leise, irrationale Angst nieder, die tief in seinem Innern nagte, und rief: » Mikhail, ich mu ß zum Grund hinuntersteigen. Ich werde Ihre Hilfe brauchen. «
Der Russe setzte sich in seinem roten Anzug in Bewegung und kam auf Jamie zu. » Das ist ein unn ö tiges Risiko. «
Jamie zwang sich zu einem Lachen. » Ich bin viel in den Bergen geklettert. Und zwar bei voller Schwerkraft. «
» Es ist ein unn ö tiges Risiko « , wiederholte Wosnesenski.
» Warum haben die Missionsplaner uns dann erlaubt, Kletterausr ü stung im Rover mitzunehmen? Kommen Sie, Mikhail, mit der Winde und allem ist es gar kein so gro ß es Risiko. Wenn Sie glauben, ich sei in Gefahr, k ö nnen Sie mich hochziehen, ob es mir pa ß t oder nicht. «
» Die Sonne geht bereits unter. Es wird zu kalt sein zum Arbeiten. Morgen haben Sie den ganzen Tag Zeit. «
» In dem Anzug erfriere ich schon nicht. Wir haben noch drei, vier Stunden bis Sonnenuntergang « , sagte Jamie. » Au ß erdem scheint die Sonne jetzt auf diese Wand des Canyons. Morgen fr ü h wird sie nat ü rlich im Schatten liegen. «
Es war unm ö glich, das Gesicht des Russen hinter dem goldget ö nten Visier seines Helms zu sehen. Er schwieg eine ganze Weile, ü berlegte offenbar und wog die M ö glichkeiten ab. Schlie ß lich sagte er: » Also sch ö n. Aber wenn ich sage, Sie kommen herauf, dann gibt es keine Diskussionen. «
» Abgemacht « , sagte Jamie.
Die n ä chste Stunde verbrachte er damit, sich langsam die steil aufragende Felswand des Canyons hinabzulassen. Dabei hielt er etwa alle zehn Meter inne, um Proben abzuschlagen. Ü ber dem Raumanzug trug er ein Klettergeschirr, das mit einem d ü nnen Kabel aus Verbundstoffen, die st ä rker waren als Stahl, an der elektrischen Winde am Rand der Schlucht befestigt war. Jamie selbst steuerte die Winde mit einer Reihe von Kn ö pfen, die in das Geschirr eingebaut waren, obwohl Wosnesenski sich ü ber ihn hinwegsetzen konnte, indem er die Bedienungselemente an der Winde selbst benutzte oder ihn sogar manuell heraufzog, falls n ö tig.
Das Gestein war nicht geschichtet, sah Jamie. Scheint alles dasselbe zu sein, bis hinunter zum Boden. Das verbl ü ffte ihn. Eine einzige dicke Platte aus un-differenziertem Gestein? Wie ist das m ö glich? Er erinnerte sich an eine Szene in einem Roman, den er vor Jahren gelesen hatte: Eine Infanteriedivision war auf einem Exerzierplatz angetreten, der laut Beschreibung aus massivem, anderthalb Kilometer dickem Eisen bestand. Hatte diese Szene auf dem Mars gespielt? Jamie wu ß te es nicht mehr.
Dieses Gebiet unterscheidet sich von der Umgebung der Kuppel. Hier hat es nie ein Meer gegeben, das Sedimente abgelagert und sie mit den Jahren in Gesteinsschichten verwandelt h ä tte. Ich sehe den echten Mantel des Planeten, das urspr ü ngliche Material, aus dem der Planet von Anfang an bestanden hat. Eine riesige Steinplatte, die nicht nur lausige anderthalb, sondern hundertf ü nfzig Kilometer dick sein mu ß ! Oder noch dicker!
Jamie baumelte in der Luft, drehte sich leicht in dem Geschirr, starrte auf die r ö tlichgraue Wand vor seinen Augen. Dieses Zeug ist hier, seit der Planet geboren wurde, seit er abgek ü hlt ist und sich verfestigt hat. Es k ö nnte ü ber vier Milliarden Jahre alt sein! Er keuchte, als w ä re er eine Meile gelaufen, als h ä tte er gerade den wertvollsten Diamanten im Universum gefunden.
Auf der Erde gab es nichts dergleichen. Mantelgestein war immer unter einer kilometerdicken Kruste begraben. Selbst die Meeresb ö den waren mit Sedimenten bedeckt. Auf der Erde sah man nie freiliegendes Mantelgestein. Aber beim Mars ist das etwas anderes, sagte sich Jamie. Die alten Annahmen gelten hier nicht.
Er ist nicht differenziert, erkannte er. Deshalb ist so viel Eisen im Sand an der Oberfl ä che. Das Eisen ist nie in den Kern abgesunken wie auf der Erde. Es hat sich ü ber die gesamte Oberfl ä che verbreitet. Warum? Und
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