Mars
die Worte der sich wandelnden Frau,
Weisheit schenkte sie den Heiligen Leuten:
Das einzige Ziel f ü r einen Menschen ist Sch ö nheit
und Sch ö nheit ist nur in der Harmonie zu finden.
»Die Kamera.« Er hörte Wosnesenskis Stimme in seinem Helmkopfhörer. »Das Sonnenlicht beginnt den Nebel aufzulösen.«
Jamie schüttelte sich in seinem Raumanzug und machte sich an die Arbeit. Er schwenkte die Videokamera über das Tal hin und her, dann vom Rand der Klippe, auf der sie standen, hinaus zu dem nebelverhangenen Horizont. Überall, wo die Wolken von der Sonne berührt wurden, verdunsteten sie und lösten sich auf. Wie in den alten Mythen von Geistern, die verschwinden, wenn die Sonne aufgeht, sagte sich Jamie.
» Wenn das hier ein › Tal ‹ ist « , murmelte er, w ä hrend er die Kamera bediente, » dann ist der Pazifik wirklich nicht mehr als ein gro ß er Teich. «
Wosnesenski sagte: » Wenn Sie hier eine Weile ohne mich zurechtkommen, stelle ich eine Sensor-Einheit auf. «
» Ich komme schon klar « , antwortete Jamie. » Bei mir ist alles okay. «
Stundenlang sah er zu, wie die Nebelschleier sich aufl ö sten, als die blasse Sonne am rosafarbenen Himmel h ö her stieg. Unten in den tiefsten Winkeln der Felsen mu ß es Stellen geben, wo der Nebel haftenbleibt, wohin das Sonnenlicht nicht gelangt, sagte sich Jamie. Kleine Oasen, wo es Tr ö pfchen fl ü ssigen Wassers gibt und die Sonnenw ä rme die Felsen aufheizt. Kleine Taschen, wo sich das Leben halten k ö nnte.
Gegen Mittag hatte er drei Videokassetten verbraucht und steckte eine vierte in die Kamera. Die Nebelschleier waren nun beinahe vollst ä ndig verschwunden, und die Felsformationen erstreckten sich von seinem Standort aus wie stolze alte Festungen nach links und rechts. Die Talsohle war so tief unten, da ß er nur ihren fernen Teil sehen konnte, der sich ü ber den Horizont hinaus kr ü mmte. In den Felsen dort unten hingen immer noch neblige Schatten.
» Sie sind differenziert, Mikhail « , sagte Jamie in sein Helmmikrofon. » Die Felsw ä nde hier sind geschichtet. Hier hat es einmal ein Meer oder vielleicht auch einen gewaltigen Flu ß gegeben. Schauen Sie sich die Schichten an. «
Wosnesenski, der wieder neben ihm stand, sagte: » Die Felsen sind alle rot. «
Jamie lachte. » Und auf der Erde sind alle B ä ume gr ü n. Aber es gibt verschiedene Schattierungen, Mikhail. «
Er zeigte mit einer behandschuhten Hand an der Linie der Klippen entlang. » Schauen Sie, dort. Sehen Sie, die oberste Schicht ist vertikal frakturiert und ziemlich stark verwittert. Aber die Schicht darunter ist glatter und viel dunkler gef ä rbt. «
» Ah ja « , sagte Wosnesenski. » Jetzt sehe ich ’ s. «
»Und die Schicht unter dieser ist mit gelblichen Intrusionen gestreift. Vielleicht Bauxit oder so etwas. Dieses Gebiet muß vor langer Zeit einmal viel wärmer gewesen sein.«
»Meinen Sie? Warum?«
Jamie setzte zu einer Antwort an und merkte dann, da ß er sich dem Wunschdenken hingab. » Gute Frage, Mikhail. Ich mache noch einen Wissenschaftler aus ihnen. «
Er h ö rte das tiefe Glucksen des Russen. » Das wohl kaum. «
Jamie blinzelte in die Sonne. » Bauen wir die Winde auf. Ich m ö chte …«
» Nicht da hinunter! «
» Nur die ersten drei Schichten « , sagte Jamie. » Ich wei ß , da ß wir nicht bis zum Boden hinunterkommen, nicht einmal ann ä hernd. Aber ich kann zumindest die Schicht mit den gelblichen Intrusionen erreichen. Kommen Sie, die Sonne f ä ngt schon an, diese Seite zu bescheinen. «
» Kein Mittagessen? «
» Sie k ö nnen essen, wenn die Winde aufgebaut ist. Ich bin zu aufgeregt zum Essen. «
Auf seine phlegmatische, unbewegliche Weise bestand Wosnesenski darauf, da ß sie beide a ß en, bevor sie die Winde und das Klettergeschirr herausholten.
» Ern ä hrung ist wichtig « , beharrte der Russe. » Viele Fehler werden aufgrund von Hunger begangen. «
Jamie mu ß te unwillk ü rlich grinsen. » Sie klingen wie ein Werbespot f ü r Bran Flakes, Mikhail. «
» Bran Flakes? Soll das was zum Essen sein? Babynahrung oder was? «
Jamie lachte.
Keiner von beiden machte sich die M ü he, mehr als Helm und Handschuhe abzulegen, als sie im Rover waren. Sie hockten sich in ihren schwerf ä lligen Anz ü gen auf den Rand ihrer einander gegen ü berstehenden, halb eingeklappten Liegen und a ß en jeder eine warme Mahlzeit. Wosnesenski holte dann die Flasche mit Vitaminpr ä paraten aus ihrem kleinen Arzneischr ä
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