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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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während der Rover eine Bodenwelle hinaufkletterte. Mühsam arbeitete er sich den immer steiler werdenden Hang empor, der mit kleinen Steinbrocken und Kieseln übersät war. Der rote Boden wirkte sandig und bröckelig. Jamie lauschte dem gequälten Wimmern der Elektromotoren, die jedes Rad einzeln antrieben.
    Wosnesenski bremste das Fahrzeug ab, bis es nur noch dahinkroch. Jamie schaute nach vorn. Er sah nur den herannahenden Kamm und den rosafarbenen Himmel dahinter. Keine Wolke an diesem Himmel; er war so klar und leer wie der tiefblaue Himmel von New Mexico.
    » K ö nnen wir nicht schneller fahren? « dr ä ngte Jamie.
    » Die Feuchtigkeit wird schon ganz aus der Luft weggebrannt sein, wenn wir …«
    Wosnesenski trat abrupt auf die Bremse. Jamie flog nach vorn und streckte reflexartig die H ä nde zur Kontrolltafel aus. Er setzte dazu an, sich zu beschweren, dann starrte er mit offenem Mund auf die Szenerie drau ß en vor der Plastglaskanzel.
    » Wir sind da « , sagte Wosnesenski.
    Was Jamie f ü r den Kamm einer Bodenwelle gehalten hatte, war in Wirklichkeit der Rand des Canyons. Dahinter tat sich eine gewaltige, endlose, g ä hnende Leere auf. Sie standen hart am Rand einer Klippe, die Kilometer um Kilometer senkrecht abfiel. Noch ein oder zwei Meter, und der Rover w ä re ü ber die Kante gekippt und in die Tiefe gest ü rzt.
    » Jesus Christus « , hauchte Jamie.
    Wosnesenski grunzte.
    Jamie erhob sich aus seinem Sitz und schaute so weit in diesen ungeheuerlichen Abgrund namens Tithonium Chasma hinunter, wie er konnte. Er war schwindelerregend, und bei dem Gedanken, da ß diese gigantische Spalte nur ein Arm der Valles Marineris war, das Talsystem, das sich ü ber mehr als dreitausend Kilometer nach Osten erstreckte, wurde ihm noch schwummriger zumute.
    Dann sp ü rte er, wie sich das Herz in seiner Brust zusammenkrampfte. » Mikhail – er ist da. Der Nebel …«
    Zarte, federartige graue Wolken wehten durch die riesige Schlucht, wie ein geisterhafter Flu ß , der lautlos unter ihnen vorbeistr ö mte.
    » Das Sonnenlicht reicht noch nicht so tief in die Schlucht hinunter « , sagte Wosnesenski.
    » Ja. « Jamie schob sich aus seinem Sitz hoch und machte sich auf den Weg zur Luftschleuse und zu den Raumanz ü gen. » Kommen Sie, wir m ü ssen das auf Band kriegen, bevor die Wolken verdunsten. Da unten gibt es Feuchtigkeit, Mikhail! Wasser! «
    » Eispartikel « , sagte der Russe. Er folgte Jamie zum Spind mit den Anz ü gen.
    » Sie schmelzen zu fl ü ssigem Wasser. «
    » Und verdunsten. «
    » Und bilden sich in der n ä chsten Nacht von neuem. « Jamie zw ä ngte sich in die untere H ä lfte seines Anzugs. » Die Feuchtigkeit verschwindet nicht. Sie bleibt im Tal – zumindest f ü r eine Weile. «
    Er hatte seinen Anzug noch nie so schnell angezogen. Nach der unteren H ä lfte kamen die Stiefel (so war es viel einfacher), dann das Oberteil, zum Schlu ß der Helm. Wosnesenski half ihm, seinen Tornister anzulegen, und ü berpr ü fte alle Verschl ü sse und Verbindungen, w ä hrend Jamie herumzappelte wie ein H ü hnerhund, der die F ä hrte aufgenommen hat.
    Als er sich die Videokamera schnappte, sagte Wosnesenski streng: » Handschuhe! Schalten Sie Ihren Kopf ein, bevor Sie nach drau ß en gehen. Ganz gleich, wie aufgeregt Sie sind – gehen Sie erst die Checkliste durch. «
    » Danke « , sagte Jamie. Er kam sich t ö richt vor.
    Wosnesenski st ü lpte sich den Helm ü ber den Kopf und arretierte die Halsverschl ü sse. » Je aufgeregter Sie sind, um so mehr m ü ssen Sie sich zwingen, innezuhalten und die Checkliste Punkt f ü r Punkt durchzugehen. «
    » Sie haben recht « , sagte Jamie ungeduldig.
    Der Russe grinste ihn an wie ein vierschr ö tiger B ä r, der die Z ä hne fletscht. » Wenn Sie sich hier umbringen, bekomme ich gro ß e Schwierigkeiten mit Doktor Li und den Flugkontrolleuren in Kaliningrad. «
    Jamie merkte, da ß er das Grinsen erwiderte. » Das m ö chte ich Ihnen wirklich nicht antun, Mikhail. «
    » Gut. Jetzt k ö nnen wir rausgehen. «
    › Canyon ‹ war keine angemessene Bezeichnung. Jamie konnte die andere Seite nicht sehen; sie lag hinter dem Horizont. Der Abgrund namens Tithonium Chasma war so gewaltig, so eindrucksvoll, da ß Jamie anfangs nur durch sein get ö ntes Visier hinausstarrte, benommen vor Erregung und einem ü berw ä ltigenden Gef ü hl der Ehrfurcht.
    Unwillk ü rlich formten sich Worte aus seiner l ä ngst vergessenen Kindheit in seinem Kopf:
     
    Dies sind

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