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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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noch, obwohl er ihn innen ausgepolstert hatte. Er sah zu, wie sich die Landschaft vor ihnen entfaltete, w ä hrend sie langsam auf den sonderbar nahen Horizont zufuhren. Es st ö rte ihn, da ß der Horizont so nah wirkte. Auf jener unterschwelligen Ebene, wo Alptr ä ume Wurzeln fassen, machte es ihm beinahe angst. Jamie hatte das Gef ü hl, als w ü rden sie auf den Rand eines Abgrunds zufahren.
    » Sieht so aus, als ob der Horizont schrecklich nah w ä re, nicht? « sagte er zu Wosnesenski.
    Der Russe bewegte den Kopf einmal auf und ab. » Je kleiner der Planet, desto n ä her der Horizont. Auf dem Mond ist er noch n ä her. «
    » Ich war nie auf dem Mond. «
    » Noch viel n ä her als hier. Und noch unfruchtbarer. «
    DiNardo war auf dem Mond gewesen, wie Jamie wu ß te. Ich bin so abrupt ins Team geholt worden, da ß ich bis zu unserem Aufbruch zum Mars nie weiter von der Erde weggekommen bin als eben bis zu den Raumstationen.
    Er zwang sich, seine Aufmerksamkeit von dem allzu nahen Horizont abzuwenden, und konzentrierte sich auf das Gel ä nde, durch das sie fuhren. Au ß er einem Geologen h ä tte jeder die Szenerie langweilig, monoton und ö de gefunden. Aber Jamies Verstand sprang von Fels zu Verwerfungsri ß , von Krater zu Sandd ü ne und versuchte herauszufinden, welche Kr ä fte diese Landschaft geformt, ihr die gegenw ä rtige Gestalt gegeben hatten.
    »Ich bin über New Mexico weggeflogen«, sagte Wosnesenski fast wie zu sich selbst. »In der Mir 3, während des Trainings für diese Mission.«
    »Dann haben Sie ja gesehen, wie sehr es dem Mars ähnelt.«
    » Das ist mir damals nicht aufgefallen. Ich habe nicht genau genug hingesehen. «
    Jamie musterte das Gesicht des Russen. Er war v ö llig ernst, wie immer. D ü ster. Grimmig.
    » Wollten Sie immer schon Kosmonaut werden? « fragte Jamie pl ö tzlich. » Schon als kleines Kind? «
    Wosnesenskis Kopf fuhr kurz zu Jamie herum, dann schaute er gleich wieder nach vorn. Jamie erhaschte einen fl ü chtigen Eindruck von seiner Miene; sie war beinahe zornig.
    Ich h ä tte nicht fragen sollen, dachte Jamie. Es gef ä llt ihm nicht, da ß ich meine Nase in seine pers ö nliche Vorgeschichte stecke.
    Aber der Russe murmelte: » Schon als ich noch ganz klein war – als ich noch nicht einmal zur Schule gegangen bin – , wollte ich Kosmonaut werden. Das war mein ein und alles. Gagarin war mein Held; ich wollte wie er sein. «
    » Der erste Mensch im Weltraum. «
    Wosnesenski nickte wieder, ein weiteres kurzes Senken und Heben des Kopfes. » Gagarin war der erste, der im Weltraum die Erde umrundet hat. Armstrong war der erste Mensch auf dem Mond. Ich sagte mir, ich w ü rde der erste Mensch auf dem Mars sein. «
    » Und das waren Sie auch. «
    » Ja. «
    » Sie m ü ssen sehr stolz darauf sein. «
    Der Kosmonaut warf Jamie wieder einen raschen Blick zu. » Stolz, ja. Vielleicht sogar gl ü cklich. Aber der Moment ist vor ü ber. Jetzt sp ü re ich die Verantwortung. Ich habe das Kommando. Ich bin f ü r euer aller Leben verantwortlich. «
    » Ich verstehe. «
    » Wirklich? Sie sind Wissenschaftler. Sie sind froh, da ß Sie hier sind, da ß Sie forschen k ö nnen. Sie haben eine neue Welt, mit der Sie spielen k ö nnen. Ich bin der Mann, der die Befehle gibt. Ich bin derjenige, der nein sagen mu ß , wenn Sie zu weit gehen wollen, wenn Sie sich selbst oder die anderen in Gefahr bringen k ö nnten. «
    » Das ist uns allen klar « , sagte Jamie. » Wir akzeptieren es auch. «
    » Ja? Akzeptiert Doktor Malater es auch? Sie ha ß t mich. Sie setzt alles daran, mich zu ä rgern, wenn Sie auch nur die geringste Chance dazu hat. «
    » Ilona ist nicht …« Jamie verstummte. Er merkte, da ß er sie nicht verteidigen konnte.
    » Sie ist ein j ü disches Mistst ü ck, das alle Russen ha ß t. Ich wei ß das. Sie hat es mir sehr klar gemacht. «
    » Ihre Gro ß eltern sind aus Ungarn geflohen. «
    » Ja und? War das meine Schuld? Kann man mir Dinge vorwerfen, die zur Zeit unserer Gro ß eltern passiert sind? Sie setzt den Erfolg dieser Mission auf Spiel, weil sie einen Groll wegen Dingen hegt, die zwei Generationen zur ü ckliegen? «
    Jamie lachte leise. »Mikhail, ich kenne Leute, die sich einen Groll wegen Dingen bewahrt haben, die zwei Jahrhunderte zurückliegen, nicht bloß zwei Generationen.«
    Der Russe sagte nichts.
    » Es gibt Indianer, die immer noch K ä mpfe aus Kolonialzeiten ausfechten. «
    » Die Yankee-Imperialisten haben euch euer Land weggenommen « ,

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