Marshall McLuhan
wie er 1961 Elsie im Krankenhaus besucht und ihr Detektivgeschichten vorgelesen hatte.
Die Nachricht von seinem Schlaganfall verbreitete sich schnell. Man schrieb inzwischen das Jahr 1980, die Wirtschaft war im Keller, und die Universitäten versuchten an allen Ecken und Enden zu sparen. Ohne Marshall gab es kein Centre. Trotz einiger Proteste hochrangiger Persönlichkeiten entschied man sich, das Centre zu schließen. Auf einer letzten Fahrt dorthin entdeckten sie, dass es verwüstet worden war und die Ordner überall im Raum verstreut herumlagen. Es trieb Marshall die Tränen in die Augen.
Am 30. Dezember 1980 verbrachte Marshall einen wundervollen Abend mit Freunden und Familie im Wohnzimmer ihres Hauses am Wychwood Park. Am nächsten Morgen ging Michael, sein jüngerer Sohn, nach oben und fand seinen Vater tot auf.
Noch eine Geschichte …
Hier noch eine zweite, von Marshall inspirierte Geschichte aus
Generation A
, in der das Verschwinden der inneren Stimme – und des Selbstgefühls – auf die Ewigkeit prallt.
Das kurze Leben und brutale Ende des Nachrichtenteams vom dritten Programm
Chloë saß an ihrem Küchentisch und schaute hinaus auf den sonnigen Tag draußen, als sie die Türklingel hörte. Es war die Polizei, die gekommen war, um ihr mitzuteilen, dass man ihre Mutter wegen mehrfachen Mordes festgenommen hatte. Die Opfer waren das gesamte Nachrichtenteam eines Lokalsenders – zwei Anchorleute, der Wettermann und vier Studiotechniker. Ihre Mutter, die als Einzeltäterin gehandelt hatte, war mit einer großen Korbtasche am Fernsehstudio erschienen und hatte sich als herzensgutes Tantchen präsentiert, das in der Hoffnung kam, die Moderatorin einer Kochshow kennenzulernen. Sobald sie nahe genug am Nachrichtenstudio war, fragte sie nach den Toiletten, verschwand darin, holte mehrere Schusswaffen aus ihrer Korbtasche und kam feuernd wieder heraus. Ein Kameramann, der überlebt hatte, hatte sie zu Boden gerungen, und dabei hatte sie sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Sie war im Krankenhaus, und ihr Gesundheitszustand war stabil. Im Internet kursierte bereits ein Video von dem Vorfall. Chloë sah sich, von Polizisten flankiert, die Neununddreißig-Sekunden-Sequenz an. Die Brutalität der Bilder war so jenseits aller Vorstellungskraft, dass es Chloë wie ein Traum erschien. Die Polizisten fragten, ob sie mit ihnen ins Krankenhaus fahren wolle, und sie sagte: »Natürlich.« Und schon ging es los, mit blitzendem Blaulicht.
Der Haupteingang war abgesperrt, aber der Streifenwagendurfte am Wachpersonal und den Medienleuten im Storyfieber vorbei. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl in den obersten Stock, wo ein Quartett von Polizisten das Zimmer ihrer Mutter bewachte. Chloë hatte immer damit gerechnet, eines Tages ihre Mutter zu besuchen, wenn sie mit Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus lag, nur nicht unter den gegenwärtigen Umständen.
»Mom?«
»Hallo, Schatz.«
»Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
»Das kann ich dir gerne verraten.«
»Warte – wo ist Dad?«
»Er ist zurzeit nicht verfügbar.«
»Oh mein Gott, er läuft nicht auch draußen rum, um irgendwen zu erschießen, oder?«
»Ziehst du nicht etwas vorschnelle Schlüsse?«
»Mom, du hast sieben Leute umgebracht.«
»Gut so.«
Chloë versuchte, sich zu beruhigen, und ihre Mutter lächelte seelenruhig dazu. »Und warum hast du es getan?«, gelang es ihr schließlich zu fragen.
»Unsere New-Vision-Kirchengruppe hat letztes Wochenende ein ›Erleuchtungsfasten‹ oben in den Bergen abgehalten. Es war herrlich. Und während des Gebets in der Gruppe hob es mich hoch über die Erde, und als ich auf diesen Planeten herabblickte, war er schwarz wie ein Kohlebrikett. In diesem Moment erkannte ich, dass es mit der Erde vorbei ist und dass New Vision mich zu einem neuen Planeten tragen wird.«
»Du machst Witze.«
»Nein, ich mache keine Witze, Chloë. Dein Vater und ich möchten, dass du mit uns kommst.«
»Mom. Das ist entsetzlich. Wach auf – wach auf!«
Chloës Mutter sah sie mit demselben leeren Gesichtsausdruckan, mit dem sie höflichen Männern dankte, dass sie ihr die Tür aufgehalten hatten. »Du solltest dich für mich freuen, Schatz. Ich glaube, du warst diejenige, die so versessen auf diesen Comicstrip aus den 1970ern war, wie hieß er noch mal – die Yamato? Gerade du müsstest es doch nachfühlen können, wenn man einen zerstörten Planeten hinter sich lassen will, um das Universum zu durchstreifen und die
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