Martin, Kat - Perlen Serie
schwangen sich in den Sattel. Rafe ritt auf Thor, seinem schwarzen Hengst, und Robert nahm einen braunen Wallach. Beide Pferde tänzelten unruhig, als spürten sie die allgemeine Aufregung.
Caro berührte Roberts Bein. „Sei vorsichtig." Sie blickte zu Rafe hinüber. „Passen Sie beide gut auf sich auf."
Robert beugte sich zu ihr herunter und küsste sie kurz. „Sprich mit den Dienstboten und versuche herauszufinden, ob sie wissen, wohin die Duchess gefahren ist."
Caro nickte. „Ich werde tun, was ich kann."
Die Männer gaben ihren Pferden die Sporen, und schon ga- loppierten sie mit klappernden Hufen über das Kopf Steinpflas- ter in Richtung der Landstraße nach Wycombe davon.
Die folgenden Stunden schienen sich endlos hinzuziehen. Eine bittere Kälte setzte ihnen zu, und die Pferde wurden langsam müde. Robert und Rafe machten bestimmt ein Dutzend Mal auf ihrer Strecke Halt, um Kutscher und Reisende zu befragen. Aber niemand hatte den Wagen mit dem Wappen der Sheffields gesehen.
„Sie ist nicht auf dem Weg nach Wycombe", stellte Rafe schließlich erschöpft fest. „Wenigstens das wissen wir jetzt." „Wir sollten in die Stadt zurückkehren", bemerkte Robert. „Vielleicht hat Caro mittlerweile schon etwas über die Pläne der Duchess in Erfahrung bringen können."
Die beiden Männer wendeten ihre Pferde und ritten durch den eisigen Wind, vor dem ihre Mäntel sie kaum zu schützen vermochten.
Rafe trieb seinen Hengst an. „Ich war mir sicher, dass sie auf dem Weg zu ihrer Tante sein würde."
„Vielleicht ist sie einfach nur eine Weile in der Gegend he- rumgefahren und hat sich dann entschieden, wieder nach Hau- se zurückzukehren."
Rafe schüttelte den Kopf. „Sie war fest entschlossen, dass wir uns scheiden lassen sollten. Eine solche Entscheidung hät- te sie niemals getroffen, ohne nicht vorher alles genau durch- dacht zu haben. Wenn es mir nicht gelingt, sie umzustimmen, wird sie an ihrem Plan festhalten."
„Aber sie liebt Sie doch! Warum sollte sie eine Scheidung wünschen?"
Rafe seufzte. „Das ist eine lange Geschichte. Doch wenn ich ihr aufrichtig meine Gefühle gestanden hätte, wäre es wohl nie so weit gekommen."
Robert lächelte. „Dann ist doch alles halb so schlimm. So- bald wir sie gefunden haben, werden Sie ihr sagen, was Sie für sie empfinden, und dann wird alles wieder gut sein."
Rafe wünschte sich, dass Robert recht hätte. Aber seine Un- ruhe nahm dennoch ständig zu. Wenn sie einmal zu etwas ent- schlossen war, konnte Danielle fast genauso starrsinnig daran festhalten wie er selbst - zudem sie davon überzeugt war, dass ihr Handeln zu seinem Besten war.
Rafe konnte nur hoffen, dass Danielle in Sicherheit war, wo immer sie sein mochte.
31. KAPITEL
Als Rafe, von dem schnellen Ritt bis auf die Knochen nass, er- schöpft, durchgefroren und von oben bis unten mit Schlamm bespritzt, zu Hause eintraf, wartete bereits eine Lösegeldfor- derung auf ihn. Wooster reichte ihm die Nachricht mit einer solchen Grabesmiene, als würde er die schlechten Neuigkeiten bereits ahnen.
Rafe brach das Wachssiegel und überflog das Schreiben rasch.
Was er las, überraschte ihn wenig, und ihm war, als hätte er es von Anfang an gewusst.
Wir haben Ihre Frau. Wenn Ihnen ihr Leben lieb ist, sollten
Sie sich an unsere Anweisungen halten. Kommen Sie um Mitternacht in den Green Park. Folgen Sie dem Weg, der
auf die Anhöhe hinaufführt, und warten Sie bei der alten
Eiche. Kommen Sie allein. Wenn Sie jemandem davon er-
zählen, wird Ihre Frau sterben.
Green Park. Rafe erinnerte sich nur zu gut an den Ort, an dem er sich mit Oliver Randall duelliert hatte.
„Was schreiben sie?", fragte McKay, an dessen Seite sich Caro eingefunden hatte und sich angsterfüllt an ihn schmiegte.
„Sie haben Danielle entführt."
„Wer?"
„Oliver Randall. Hier steht, dass ich um Mitternacht auf die Anhöhe im Green Park kommen soll. Dort fand unser Duell statt, bei dem Randall schwer verletzt wurde. Es sieht ganz so aus, als hätten wir den Mann gefunden, nach dem wir gesucht haben." Nachdenklich faltete er den Brief zusammen. „Mc- Phee wollte ein Auge auf Randall haben, während Yarmouth sich um meinen Cousin kümmerte. Irgendetwas muss schiefge- gangen sein."
Robert sah zu der großen Standuhr hinüber. „Ihnen bleibt weniger als eine Stunde bis Mitternacht. Wir sollten uns einen Plan überlegen." Er wollte in das Arbeitszimmer gehen, doch Rafe hielt ihn zurück.
„Das ist nicht nötig, denn Sie
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