Martin, Kat - Perlen Serie
wusste, dass Rafe ihre War- nung gehört haben musste, doch seine Schritte kamen immer näher. Für einen kurzen Moment riss die schwere Wolkendecke auf, und im blassen Schein des Mondes erstrahlte seine hoch- gewachsene Gestalt. Die Liebe, die sie für Rafe empfand, ließ Danielles Herz erbeben.
Er war nur noch fünf Schritte von ihr entfernt, doch es kam ihr vor, als wären es fünf Meilen. Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken und ihn berühren ... wollte sein Herz schla- gen fühlen und spüren, wie seine Brust sich mit seinem Atem hob und senkte.
„Wie Sie gewünscht haben, bin ich gekommen." Sein Blick löste sich von dem gut gekleideten Mann und suchte Danielle in der Dunkelheit. „Geht es dir gut, meine Liebe?"
Tränen stiegen ihr in die Augen. „Alles ist meine Schuld ... es tut mir so leid."
Rafe sprach mit fester Stimme. „Dies ist nicht deine Schuld. Nichts von dem, was geschehen ist, war jemals deine Schuld." Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem gut geklei- deten Mann zu. „Ich wüsste nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind."
„Das ist Phillip Goddard." Die Marchioness trat aus dem Schatten des Baumes hervor, und Rafe sah sich überrascht nach ihr um.
„Oh, Lady Caverly ... Ich muss gestehen, dass mir der Ge- danke bereits kam, dass Sie in die Angelegenheit verwickelt sein könnten. Doch hielt ich es für wahrscheinlicher, dass Ihr Sohn Rache üben würde - und nicht Sie."
„Schade, dass eine Frau so oft unterschätzt wird."
„Das stimmt allerdings", erwiderte Rafe.
Als er zu Danielle hinübersah, trafen sich ihre Blicke, und ihr schien, als würde sie in seinen Augen etwas sehen, das sie dort nie zuvor bemerkt hatte. In seinem Blick lag so viel Liebe, dass ihr die Tränen kamen.
„Mr. Goddard arbeitet für mich", bemerkte die Marchioness. „Seine Dienste sind von unschätzbarem Wert, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben."
Rafe richtete seine tiefblauen Augen erneut auf Phillip God- dard. „Sie haben das Feuer gelegt."
„Legen lassen."
„Und der Kutschenunfall?"
Goddard zuckte mit den Schultern. „Ich hielt es für ein siche- res Unterfangen und war selbst ein wenig überrascht, dass es nicht nach Plan gelaufen ist."
„Und was soll nun geschehen?", fragte Rafe.
Die Marchioness kam langsam auf ihn zu. „Jetzt, wo Sie wis- sen, weswegen Sie hier sind, sollen Sie sterben. Ihre Leichen werden beiseitegeschafft, und Sie beide werden fortan spurlos verschwunden sein."
„Glauben Sie wirklich, dass Sie den Duke und die Duchess of Sheffield ermorden können, ohne dass der Verdacht dabei auf Sie fällt?"
„Aber Sie scheinen mich nicht zu verstehen - ich bin nur ei- ne alte Frau. Wer sollte mich schon verdächtigen? Der Fall wird allen Rätsel aufgeben."
Danielle beschlich auf einmal der Gedanke, dass die Mar- chioness recht haben könnte.
„Setzen Sie der Angelegenheit ein Ende", wies Lady Caverly Phillip Goddard an.
Goddard nickte dem Bärtigen zu, der seine Pistole auf Rafe richtete. Ihm gegenüber stand der Knollennasige mit der Zahn- lücke, der ebenfalls seine Waffe zückte und auf Danielle zielte. Und dann geschah alles gleichzeitig.
Danielle warf sich auf den Mann, der Rafe erschießen woll- te, und stürzte mit ihm zu Boden. Ein Schuss löste sich, und die Kugel irrte wild durch die Luft. Im selben Moment feuerte Rafe mit der Pistole, die er in seiner Jackentasche verborgen hatte, und der Mann zu seiner Rechten sackte zusammen. Als er schon am Boden lag, gab er jedoch noch einen Schuss ab, und Danielle schrie laut auf, als sie plötzlich einen stechenden Schmerz spürte.
„Danielle!"
Auf einmal waren überall Männer, die aus dem Nichts zu kommen schienen. Während sie sich vor Schmerzen auf dem Boden krümmte, sah Danielle den Earl of Brant über die Anhöhe rennen, dicht gefolgt von Ethan Sharpe, dem Mar- quess of Belford. Aus der gegenüberliegenden Richtung eilte Robert McKay herbei und richtete seine Pistole auf Phillip Goddard.
Und dann war Rafe da. Er kniete sich neben sie, nahm ihre Hand und flüsterte ihren Namen.
„Danielle. Um Himmels willen, Danielle!"
Der Rauch des Schießpulvers ließ ihre Augen tränen, und der Schmerz in ihrer Seite nahm zu, bis sie glaubte, kaum noch at- men zu können. Die Lider wurden ihr schwer, und Dunkelheit schien sie wie ein schwarzer Schleier zu umfangen. Sie zwang sich, die Augen offen zu halten. „Es tut mir so leid."
„Ich bin es, dem es leidtut. Ich liebe dich, Danielle. Ich liebe dich
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