Martin, Kat - Perlen Serie
zittern. „Ich habe dich bereits einmal verloren", flüsterte er in ihr Haar. „Ich will dich nicht wieder verlieren."
Sie schluchzte leise auf, und ihm wurde furchtbar schwer ums Herz. Dann löste sie sich von ihm und wandte sich wieder seiner Mutter zu, die noch immer auf dem Sofa saß, mittler- weile aber auch Tränen in den Augen hatte und so blass gewor- den war, wie Rafe sie noch nie gesehen hatte.
Rafe packte Danielle bei den Schultern. „Meine Mutter hat damit nichts zu tun. Ich bin dein Ehemann, und ich werde mich nicht von dir scheiden lassen - weder jetzt noch später."
Danielle sah zu ihm auf. Sie blinzelte, und erneut flossen ihr Tränen über die Wangen. „Dann werde ich mich von dir schei- den lassen, Rafael."
Sie riss sich von ihm los und rannte aus dem Salon.
„Danielle!" Rafe eilte ihr hinterher.
„Rafael!" Der scharfe Ton in der Stimme seiner Mutter ließ ihn abrupt innehalten.
Er drehte sich zu ihr um. „Sagen Sie nichts, Mutter. Nichts von dem, was geschehen ist, war Danielles Schuld - ich bin es, der daran Schuld hat."
„Aber ..."
„Es tut mir leid, dass die Dinge sich nicht so entwickelt ha- ben, wie Sie es sich gewünscht hätten. Aber ich liebe Danielle, und ich werde sie nicht gehen lassen."
Die Worte waren seinem tiefsten Innern entsprungen, und so- bald er sie laut gesagt hatte, wusste er, dass es die Wahrheit war. Er hatte versucht, Danielle nicht zu lieben, hatte alles in
seiner Macht Stehende unternommen, um seine Gefühle für sie zurückzuhalten, aber während der letzten paar Monate war sie ihm wichtiger geworden als alles andere auf der Welt.
Sie bedeutete ihm alles.
Er drehte sich um, eilte aus dem Salon und stürmte die Trep- pe hinauf, doch kaum hatte er die ersten Stufen erklommen, hielt Wooster ihn auf. „Sie ist nicht oben, Euer Gnaden."
„Wo ist sie?"
„Die Duchess hat das Haus verlassen."
„Wie bitte?"
„Bevor Sie zu Ihnen in den Salon ging, hatte sie darum ge- beten, dass ihre Kutsche vorgefahren wird. Als sie herauskam, nahm sie ihren Umhang und verschwand durch die Vordertür. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen, Sir."
Rafe musste sich sehr beherrschen, um seinen alten Butler nicht beim Hemdkragen zu packen, weil er Danielle hatte ge- hen lassen. Irgendwo dort draußen lief ein Mörder frei herum! Danielle konnte in höchster Gefahr sein.
Aber natürlich war das nicht die Schuld des Butlers, sondern seine eigene, gestand Rafe sich ein.
Wenn er ihr gesagt hätte, dass er sie liebte, ihr erklärt hätte, dass sie ihm das Wichtigste auf Erden war, würde sie verstan- den haben, dass es nicht länger von Bedeutung war, ob sie ihm ein Kind würde schenken können. Sie allein war für ihn von Bedeutung.
Als Rafe aus dem Haus stürzte, war von der Kutsche nichts mehr zu sehen. Er drehte sich um und rannte zu den Stallun- gen. Er würde Danielle finden, sie wieder nach Hause bringen und ihr sagen, was er für sie empfand. Er konnte nur hoffen, dass es dafür noch nicht zu spät war.
Rafe hatte die Hintertür fast erreicht, als Robert McKay und Caroline Loon ihn einholten.
„Was zum Teufel ist passiert?", fragte Robert.
„Wo ist Danielle?", wollte Caro wissen. „Einer der Hausdie- ner sagte, sie sei in ihrer Kutsche davongefahren. Er meinte, sie hätte geweint. Warum hat sie geweint, Euer Gnaden?"
Rafe spürte tiefe Beklommenheit. „Es gab ein Missverständ- nis. Ich muss sie finden und ihr alles erklären." Er wandte sich an Robert McKay. „Dort draußen lauert ein Mörder. Es kann sein, dass Danielle sich in höchster Gefahr befindet."
„Ich begleite Sie." Robert schlug ihm auf die Schulter. „Kom-
men Sie, gehen wir."
Sie rannten zu den Stallungen, und Caro folgte ihnen dicht auf den Fersen. Beide Männer hatten es eilig, ihre Pferde so schnell wie möglich zum Aufbruch bereit zu machen.
Während zwei Stallburschen die Sattelgurte festzogen, sprach Rafe mit Caro. „Haben Sie eine Idee, wohin Danielle gegangen sein könnte?"
„Mir fällt nur Wycombe Park ein. Dort hat sie sich immer wohlgefühlt, und ihre Tante lebt dort. Aber Danielle hat sich in den letzten Tagen recht seltsam benommen, und ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was sie vorhat."
„Wir werden nach Wycombe aufbrechen", meinte Rafe. „Un- terwegs erkundigen wir uns, ob irgendjemand die Kutsche der Duchess of Sheffield gesehen hat. Wenn sie auf der Landstraße unterwegs ist, muss jemand den Wagen mit dem Wappen be- merkt haben."
Die beiden Männer
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