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Marx, my Love

Marx, my Love

Titel: Marx, my Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
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nicht angerührt. Nur gesehen, was da lag.«
    »Du hast keinen Agenten.«
    »Aber einen Penis. Und ich mag ihn, auch wenn er klein ist. Willst du ihn sehen?«
    »Nein«, sagt Anna und nimmt einen kräftigen Schluck. Das Glas ist leer, und es war ein großes Glas. Sie müsste betrunken sein, doch sie fühlt noch nichts. »Ich gehe jetzt in meine Wohnung, und du rufst mich an, wenn sie wach ist. Und danke für Essen und Trinken. Es geht mir schon viel besser.«
    Sie hat unerhebliche Gleichgewichtsprobleme, als sie aufsteht. Doch sie vergisst nicht, ihre Schuhe und die Handtasche aufzuheben, und sie steigt vorsichtig über Fjodor, der auf dem Rücken liegt und mit geschlossenen Augen der Musik lauscht. Er sieht aus wie einer dieser Riesenfrösche, vor denen Anna sich als Kind geekelt hat. Das Märchen mit der Prinzessin und dem goldenen Ball hat sie nie gemocht. Sie geht zur Tür und schließt sie leise hinter sich. Das Treppenlicht funktioniert, was sie beinahe glücklich macht. Und sie findet ihren Schlüssel auf Anhieb, auch dies ist ein kleines Wunder. Anna öffnet die Tür… und schließt sie wieder.
    Sie steht im Flur und holt tief Luft. Es ist genug geschehen an diesem Tag, mehr braucht sie nicht. Keine Wohnung, die durchwühlt wird. Sie hat ein Geräusch gehört und einen Schatten gesehen. Und jetzt stirbt das Flurlicht, und sie steht im Dunkeln. Ihr Herz hämmert, als ob es sie daran erinnern wollte, dass sie noch lebt und dies auch so bleiben sollte. Davonlaufen, schreit ihr ängstliches Herz. Die Polizei rufen…
    Jemand öffnet die Tür von innen. »Möchten Sie nicht reinkommen? Es ist doch Ihre Wohnung.«
    Anna blinzelt ins Licht, doch sie hat die warme Stimme sofort erkannt. Der Bulle steht vor ihr und lächelt sie freundlich an. Über absurde Situationen kann sie manchmal lachen, aber nicht jetzt. »Ja eben, es ist meine Wohnung. Wie kommen Sie dazu, hier einzubrechen? Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    Johannes Täufer nimmt Anna sanft am Arm und zieht sie in die Wohnung. »Wir wollen doch nicht gleich so förmlich werden. Ich habe mich nur ein bisschen umgesehen und auf Sie gewartet. Gefällt mir, was Sie aus der Bude gemacht haben. Sie ist sehr gemütlich.«
    Anna geht an ihm vorbei in die Küche und hält ihr Gesicht unter den Wasserhahn. Sie sollte besorgt sein: wegen Joy und Lily und all ihren Vertuschungsaktionen. Vor allem aber ist sie wütend. Vielleicht auch betrunken. Dieser Bulle ist ihr in allem überlegen und ein Stück voraus. Und er weiß es und spielt mit ihr. So liebenswürdig, und doch ahnt sie, dass die Freundlichkeit eine Waffe ist, die er gegen sie einsetzt. Außerdem ist Unterlegenheit ein hassenswertes Gefühl.
    »Haben Sie bei Ihrer illegalen Aktion etwas Nennenswertes gefunden?«, fragt Anna, während sie sich das Gesicht mit dem Geschirrtuch abtrocknet. Es sollte ironisch klingen, doch ihre Stimme zittert.
    Er ist ihr in die Küche gefolgt, und steht am Kühlschrank. Ein breiter Rücken, umhüllt von einer schwarzen Lederjacke. Das Bullen-Klischee, aber in seinem Fall beschränkt es sich auf Äußerlichkeiten. Anarchisten erkennen einander, auch wenn sie sich geschmeidig tarnen.
    Er öffnet die Kühlschranktür. »Wollen Sie auch ein Bier?«
    »Nein, danke. Aber fühlen Sie sich wie zu Hause.«
    Anna schiebt ihre Handtasche, in der sich immerhin eine Tatwaffe befindet, mit dem Fuß in den Hohlraum neben der Spüle. Und fleht unbekannte höhere Wesen an, dass Joy nicht aufwachen und Fjodor nicht anrufen möge.
    Er öffnet die Flasche mit der Geschicklichkeit eines Gewohnheitstrinkers. »Nein, ich habe nichts entdeckt, was mich in der Sache weiterbringen würde. Aber Sie sollten mal den Steuerberater wechseln. Sieht übel aus.«
    »Ich hasse Bullen«, erwidert Anna.
    Er lächelt gewinnend. »Ich liebe Detektivinnen. Wissen Sie, dass ich dachte, Sie hätten Joy hier versteckt? Der blonde Engel ist viel zu furchtsam, um sich allein durch die Welt zu schlagen. Sie braucht jemanden, der ihr sagt, wo es langgeht. Marilyn hat das getan. Aber sie ist tot. Und ich möchte, verdammt noch mal, ihren Mörder finden. Bei der Obduktion wurden übrigens Druckspuren an Armen und Beinen festgestellt. Keine Fingerabdrücke natürlich, er oder sie trug Handschuhe.«
    Anna denkt an Lily. Nein, Lily hatte keinen Grund, das Mädchen umzubringen. Sie war es nicht, und einmal ist Anna ihrer Sache ganz sicher. »Nun, da Sie meine Wohnung durchforstet und mein Bier getrunken haben, könnten Sie

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