Marzipaneier (Junge Liebe)
habe nachgedacht. Unsere Freundschaft ist zu wertvoll, um sie wegzuwerfen.“
„Tolle Freundschaft! Aber das hatten wir doch schon Mal, wenn ich mich nicht irre?! Lässt du mich bitte durch?“
„Ich möchte dich um Verzeihung bitten.“
„Klar, um dein Gewissen zu erleichtern. Ich kenne dich. Aber ich denke, ich sollte meinen Frieden mit dir machen und deine Entschuldigung annehmen. Lass dich umarmen.“
„Reicht es vorerst, dir die Hand zu schütteln? Ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen, einen Kumpel zu haben, der auf Typen steht. Wenn mir das vor einem Jahr jemand gesagt hätte, hätte ich ihn in hohem Bogen rausgeworfen.“
„Ich habe nichts anderes erwartet. Das beweist mir wenigstens, dass du es ernst meinst. Aber das wirst du schon noch lernen.“
Übrigens ist bereits der ultimative Ersatz für mich unterwegs. Cora erwartet ein Baby von Felipe. Deshalb ist sie zurückgekommen. Sie möchte das Kind haben, braucht dafür aber familiäre Unterstützung, um es groß zu ziehen, da Felipes Eltern in Italien leben.
„Pass gut auf unseren Jungen auf. Ich vertraue ihn dir an. Ben!“
Ben kommt Dad noch unsicher über die Lippen. Ich bin stolz, dass er einmal über seinen Schatten gesprungen ist. Er akzeptiert uns wie wir sind. Das war eine Geburt! Ich bin davon überzeugt, wenn selbst Dad es schaffte, die restliche Welt es auch hinbekommen wird. Er umarmt mich. Ganz fest. Wie er es noch nie getan hat. Erstmals sehe ich Tränen in seinen Augen. Ich lasse mich auf meinem Weg zum Erwachsenwerden nicht unterkriegen. Berlin, wir kommen!
Ein neuer Anfang
Ich habe mich für die Schule in nächster Nähe entschieden. Der Direktor ist verständnisvoll. Er begleitet mich zum Klassenzimmer. Eine schöne Schule. Hier kann man sich wohlfühlen. Ich bin aufgeregt und nervös. Wie werden sie auf mich reagieren? Ich befinde mich zum ersten Mal in der Situation, der Neue zu sein. Ich stehe am Lehrerpult.
„Hi all! Ich bin Dennis Jacobi und komme aus Frankfurt.“ Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Darin habe ich keine Übung. Das ist neu für mich, aber eine Stange Jugendlicher hat das vor mir schon genauso unbeschadet überstanden. Alle Plätze sind belegt. Bis auf einen. Neben dem Jungen mit der Kappe. Sven. Er begrüßt mich, wie einen alten Bekannten.
„Eigentlich lege ick Wert darauf, eine Bank für mich allein zu haben. Bei dir mache ick ‘ne Ausnahme.“
Mir fällt auf, dass ich anderen gegenüber misstrauisch geworden bin. Das ist ungut. Man urteilt schnell und schlecht. So geht das nicht! Was haben sie nur aus mir gemacht? Ich will keine Heimlichtuereien und entschließe mich sofort zu sagen, was Sache ist. Erst jetzt erkenne ich Sven wieder. Er ist der Junge, der gegenüber von Ben wohnt. Der, dem ich die Tür aufgeschlossen habe. Nach und nach versammeln sich meine Klassenkameraden um mich. Sie wollen alles wissen. Sie begegnen mir mit einer gewissen Offenheit und Neugier. So wie ich Mirco gegenübergetreten bin. Damals.
„Ich möchte nicht um den heißen Brei reden. Ich bin für Aufrichtigkeit. Sage jedem meine Meinung und erwarte dasselbe von meinen Mitmenschen. Im Moment lebe ich bei meinem Onkel. Er ist nicht nur mein Onkel ... Wir lieben uns.“
Die Resonanz ist erstaunlich. Die meisten kümmert das nicht die Bohne. Manche Mädchen nehmen sich gegenseitig auf die Schippe, weil sie bereits mit mir geflirtet haben und nun erkennen müssen, dass es keinen Sinn hat. Sven fragt, ob ich es jemals mit einem Mädchen probiert habe.
„Sure. Mit Lena hatte ich meinen ersten Sex überhaupt. Am Strand von Marseille. Na ja, war eher ‘ne sandige Angelegenheit. Wie aus dem Nichts habe ich dann meine Gefühle für Ben entdeckt. Das ist eine lange Geschichte. Erzähl ich euch ein anderes Mal.“
„Oh ja! Hast du heute Abend Zeit? Ick hol dich ab und wir zeigen dir, was so geht und du erzählst uns von Frankfurt.“
„Abgemacht.“
„Ach, und morgen, wie jeden Dienstag, gehen wir ins Kino Zoo Palast zum Sneak-Preview schauen. Komm doch mit.“
„Ihr habt wirklich kein Problem mit mir? Kann ich auch Ben mitbringen?“
„Um es mit deinen Worten zu sagen: Sure. Wäre cool, vorausgesetzt, er hängt mit jungen Leuten wie uns rum, ausgenommen dir natürlich. Ob du schwul, bi oder was auch immer bist, geht uns am Arsch vorbei und eigentlich gar nichts an. Du musst glücklich dabei sein. Das ist der springende Punkt. Kümmere dich nicht um die anderen. Ziehe dein eigenes Ding durch!
Weitere Kostenlose Bücher