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Masala Highway

Titel: Masala Highway Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel A Neumann
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den Nimbus, den Günther Jauch in den ersten Jahren seiner Sendung in Deutschland erwarb, in der Dimension mythischer Anbetung vor! Wiederholt wird „Big B“ von der Presse auf etwaige Ambitionen auf politischem Gebiet angesprochen, zumal er Mitte der Achtzigerjahre schon Mitglied des Parlaments war, der Lok Sabha. Allerdings scheint Bachchan aus dieser Episode die Überzeugung mitgenommen zu haben, dass zwischen Schauspiel und Wirklichkeit ein großer Unterschied besteht – und zeigt sich bisher bestenfalls im Film an Machtspielen interessiert.
    Natürlich geht auch an der indischen Filmindustrie die Digitalisierung nicht spurlos vorbei. In den Basaren bekommt man in Läden alle aktuellen Filme wahlweise auf DVD und, in etwas schlechterer Qualität, auf mehreren CD-Roms. Die werden oft schon vor dem Kinostart eines Films angeboten! Allerdings liegt der Preis einer schwarz gebrannten Kopie mit unglaublich schlechter Bild- und Tonqualität immer noch mehrfach über dem eines Frontbencher-Platzes im Kino – so heißen die unklimatisierten Plätze vorne, die sich die Rikschawalla und Leiharbeiter leisten. Der Preis für das Glück im Kinosaal ist also gering. Und solange das indische Kino halten kann, was es seinem Publikum verspricht, wird es den Kinosessel nicht gegen einen Platz in einem Internetcafé oder zu Hause eintauschen. Vier Stunden eine andere Welt, das gibt es nur im Kinosaal.
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    1 Sehr häufig gebrauchter Ausdruck im Hindi. Wörtliche Übersetzung ist „Gut“ oder „In Ordnung“; man kann damit aber auch einfach nur zeigen, dass man zuhört. Aussprache: stimmhaftes „ch“, ähnlich wie im Englischen „Chancellor“; Betonung auf der Endsilbe.
    2 Mehr zum Thema im Anhang „Typisch Bollywood“.

Warum Handysocken schlecht furs Karma sind
    Maheesh und ich verstehen uns sonst gut. Längst haben der Fahrer und ich uns angefreundet, denn mit seinem Englisch ist es nicht besonders weit her, und ich bin der Einzige in dem Mietauto, der wenigstens ein bisschen Hindi spricht. Sonst versucht Maheesh mein Hindi auf unserer langen, mehrere Wochen dauernden Tour nach Kräften zu verbessern, sagt „Batakh“ 1 und zeigt auf eine tote Ente am Straßenrand oder macht jedes Mal ein Geräusch, das wie Uuuuschtr klingt, wenn er ein Kamel sieht – er spricht mit einem kräftigen Dialekt. Auch sonst erklärt er mir alles Nötige. Heute allerdings ist er merkwürdig. Immer wieder wirft er mir Seitenblicke zu, rutscht ungemütlich auf seinem Sitz hin und her und ist auffallend still. „Are, kya baad hai? Sab thiik hai?“, frage ich ihn nach zwanzig Kilometern Herumgedruckse – was ist los, alles in Ordnung? Doch, doch, schon … Einige Schlaglöcher später kommt es dann: Ob ich – bitte! – das da weglegen könne?
    „Das da“ war mein Handy, das ich immer mal wieder während der Fahrt benutzt hatte. An diesem Tag gab es aber einen Unterschied: Ich hatte es in eine Babysocke gepackt, die ich als Schutz gegen Staub und Stöße verwendete. Maheesh hatte gesehen, wie ich mein Telefon aus einer Socke zog – mit der Hand! – und dann damit jemanden anrief, naturgemäß nahe an meinem Mund.
    Das wirkte auf den Fahrer mehr als abstoßend – so sehr, dass er mich nur mit einiger Überwindung auf meinen Fauxpas aufmerksam machen konnte. Füße, das sie umgebende Schuhzeug und auch Socken gelten in Indien als unrein, indiskutabel, pfui. Entsprechend viel Respekt zeigt man, wenn man Anstalten macht, jemanden bei der Begrüßung an den Füßen zu berühren. Eine übliche, aber äußerst intime Geste, wenn beispielsweise jüngere Familienmitglieder ältere begrüßen. Ist die Oma dem Enkel wohlgesonnen, hält sie ihn auf, bevor es tatsächlich zur Berührung von jugendlichen Fingerspitzen und Greisenfuß kommt. Als Mensch aus dem Westen sollte man sich die Geste besser sparen – außer man besitzt viel Feingefühl für indische Gesten oder hat eine indische Oma.
    Vermutlich habe ich das Mobiltelefon auch noch mit der linken Hand an mein Ohr und an meinen Mund gehalten. Maheesh muss es gegraust haben. Wird doch schon den kleinsten Kindern beigebracht, dass die rechte Hand für alles da ist, was möglichst sauber sein sollte – Essen, Trinken, und was die Hand sonst in die Nähe des Mundes führt. Denn die Linke ist für das Gegenteil reserviert – in einem Land, das ohne Klopapier auskommt, eine pragmatische Lösung. Es ist gar nicht so einfach, bei einer Einladung an einem Tisch, an dem alle mit

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