Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Masala Highway

Titel: Masala Highway Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel A Neumann
Vom Netzwerk:
bestimmt zeigen, dass man nicht interessiert ist – und dabei die gute Laune bewahren. Je weniger Worte man dabei macht, umso besser, denn lange Erklärungen wird ein guter Händler als Aufforderung zu einem Verkaufsgespräch verstehen.
    Lassen Sie Ihre kurzen Hosen zu Hause. Als in den Neunzigerjahren die halbe Welt zum Sommerhit „Macarena“ tanzte, traten in dem Musikvideo Frauen aus aller Welt auf. Die Inderin gehörte zu den wenigen, deren Beine bedeckt waren. Dafür dass das Lied ein One-Hit-Wonder war, zeigte das Video ein bemerkenswertes Gespür für die Jahrtausende alten indischen Kleidungsgewohnheiten. Eine Frau in Hotpants oder Minirock könnte für viele Inder eigentlich auch gleich ganz auf Kleidung verzichten. Übrigens: In dieser Hinsicht herrscht in Indien Gleichberechtigung. Kurze Hosen an Männerhüften wirken auf Inder, als ob ihrem Träger nach dem Kauf der Unterwäsche das Geld ausgegangen ist. Ihre Träger werden vielleicht nicht sexuell belästigt, machen sich aber unter Garantie lächerlich. Ausnahmen gelten, wie bei fast allen Punkten dieser Aufzählung, für Goas Strände.
    Westliche Frauen in Saris. Das Wickeln einer locker ein Dutzend Meter langen Stoffbahn zu einem bezaubernden Kleid bekommt eine selbstbewusste Dame aus Mitteleuropa ohne Zweifel hin – dafür gibt es Spiegel, Anleitungen im Internet und geduldige indische Gastgeberinnen. Die Herausforderung besteht darin, einen Sari einen Abend lang zu tragen. Ich kenne Frauen, die es sehr anstrengend finden, den Stoff über Stunden hinweg an den richtigen Stellen zu halten. Noch schwieriger scheint es zu sein, mit einem Sari so selbstverständlich zu verschmelzen, wie es die meisten Inderinnen tun. Vielleicht liegt es daran, dass Inderinnen mindestens ein Jahrzehnt Zeit hatten, das Tragen zu üben – wenn nicht, sind sie noch Kinder und können sich sowieso alles herausnehmen. Europäerinnen in Saris, die zum ersten Mal das traditionelle Kleidungsstück ausprobieren, wirken sehr oft eher kostümiert als angezogen. Das ist kein Problem, wenn nur die beste Freundin zuschaut – aber unpassend bei einer Einladung zum Fünf-Uhr-Tee oder beim Shopping im Basar.
    Sich bei jeder Gelegenheit bedanken. Hat Ihnen jemand einen großen Gefallen getan, Ihnen ein Geschenk überreicht oder aus der Patsche geholfen, ist ein Dankeschön angebracht: Dhanyavaad sagt man gegenüber Hindus, Shukriya, wenn der andere ein Muslim ist. Für die Erledigung einer Dienstleistung, für die man bezahlt und die ohne große Begeisterung ausgeführt wird, reicht ein freundlicher Blick – der entspricht unserem „Danke“. Einem Rikschawalla für das Wechseln einer Fünfzig- Rupien-Note „thank you“ mit auf dem Weg zu geben, ist nett, aber unnötig.
    Gesten missverstehen. Ich sitze zusammen mit einem freundlichen Herrn, gemeinsam schlürfen wir Tee. Ich erzähle von meinem letzten Aufenthalt, und dass das Wetter heute ganz wunderbar ist – der Herr wiegt den Kopf, als zweifle er an meinem Urteil. Ich erwähne, wie lecker ich Chicken tandoori finde – schon wieder scheint der Herr Einwände zu haben. Ist er Vegetarier? Vielleicht – aber darauf hat er vermutlich nicht angespielt. Bei Unterhaltungen signalisiert man in Indien durch leichtes Wiegen des Kopfes, dass man aufmerksam zuhört und allem zustimmt. Dummerweise kommt die Geste einem verhaltenen Kopfschütteln recht nahe. Ein guter Test, um zu überprüfen, wie schwer es fällt, die Gewöhnung an eine Geste wie das Kopfschütteln abzustreifen. So schwer wie das ist, kann man von Glück sprechen, dass das entschiedene Kopfschütteln eines Westlers meist als Nein verstanden wird.
    Falsche Gesten verwenden. Als ordinärer Schrat outet sich, wer mit ausgestrecktem Zeigefinger eine Richtung anzeigt oder auf sich aufmerksam machen will. Die indische Entsprechung ist, mit allen fünf Fingern einer Hand zum Zielpunkt zu weisen und die Hand dabei leicht mit dem Handgelenk in Vierteldrehungen schnell hin und her zu bewegen.
    Tischmanieren. Dass die linke Hand für die Berührung von Essen tabu ist, steht in jedem Reiseführer. Weniger bekannt ist, dass geräuschvolles Schnäuzen bei Tisch ebenfalls ein Zeichen schlechter Kinderstube ist. Wenn die Nase läuft – und bei scharf gewürzten Speisen läuft meine oft – erledigt man das Naseputzen auf der Toilette. Sollte ihre charmante Tischnachbarin oder der Gastgeber nach einem guten Essen vernehmlich rülpsen, runzeln Sie nicht die Stirn. Dies ist nur eine Weise

Weitere Kostenlose Bücher