Masala Highway
zeichnen, an.
Mit Wasserkraft
Das Verbot von Nackedeis und eindeutigen Sexszenen stellt eine Branche, zu deren wichtigsten Themen die Liebe gehört, vor Probleme. Allerdings keine, die die indischen Filmemacher nicht lösen könnten. Anstelle wilder Kussszenen und blanker Brüste gehen die Hauptdarsteller baden. Bekleidet, versteht sich. Eine dieser „Wet Sari Scenes“, der Einstellungen im durchweichten Sari, gibt es in fast jedem Bollywood-Film und immer wieder in indischen Musikvideos. Alle im Kinosaal sind sich einig: Da Wasser als spirituell rein angesehen wird, kann es ja nichts Schlimmes bedeuten, wenn die Kleider der Heldin oder des Helden am Körper kleben. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt, wenn die Stoffe dabei an manchen Stellen durchsichtig werden. Wie erotisch die Szene wirkt, ist unter anderem abhängig von der Quelle des nassen Glücks: Die Heldin im warmen Regen oder besprüht von einer beleuchteten Fontäne bedeutet pure Romantik. Ein Sturm symbolisiert wilde Leidenschaft. Und findet sich jemand unversehens unter einem Wasserfall wieder, sind der Fantasie des Publikums keine Grenzen mehr gesetzt.
Verbotene Liebe
Verliebt, verlobt, verheiratet? Während das mit dem Verlieben oft schon in den ersten Minuten einer Bollywood-Komödie über die Leinwand geht, sind die folgenden Stunden oft der Überwindung verschiedener Hindernisse gewidmet, bevor Held und Heldin die beiden anderen Schritte gehen können. Religiöse, familiäre, finanzielle oder ethnische Gründe können dagegen sprechen, die Vorlagen aus der indischen Wirklichkeit sind da zahlreich. Anders als im wirklichen Leben kommen Held und Heldin aber am Ende, zumindest auf der Deutungsebene, doch zusammen – und lösen damit nebenbei auch noch alle anderen Konflikte in Reichweite.
Der wohl bedeutendste Vertreter dieses Sujets, allerdings mit tragischem Ende, ist Devdas. Die erste Fassung des Melodrams hat das indische Kino 1928 geschaffen, 2002 erschien eine abgemilderte Interpretation. Beispiele aus der Welt der Bollywood-Komödie mit eindeutigerem Happy End sind Dilwale dulhania le jayenge – Wer zuerst kommt, kriegt die Braut (1995) oder Jab we met (2007).
Die Welt ist ein gepflegtes Dorf
Wer indische Städte nur aus Bollywood-Filmen kennt, wird beim ersten Besuch von der Wirklichkeit überrascht sein. Im Film gibt es in der Stadt wenig Verkehr, die Leute kennen sich und sind freundlich zueinander, und sogar der Staub auf den sonst glänzenden Rikscha-Karosserien sieht sauber aus. Freilich wollen Bollywood-Filme nicht realistisch sein, aber die Idealisierung des Lebens wird bei städtischen Kulissen auf die Spitze getrieben. Gut zu sehen beispielsweise in Om Shanti Om (2007).
Die Doppelrolle
Wenn ein Star besonders erfolgreich ist, darf er mehrere Rollen in einem Film spielen. Das zieht die Zuschauer unter Garantie in die Kinosäle, und der Star kann beweisen, wie vielseitig seine oder ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind. Zu den Filmen mit Doppelrollen der letzten Jahre zählt Aankhen (1993) mit Govinda oder Dushman (1998) mit Kajol. Shah Rukh Khan durfte sogar schon dreimal doppelt spielen: außer im bereits erwähnten Om Shanti Om in Duplicate (1998) und nochmals in Rab ne bana di jodi – Ein göttliches Paar (2008).
Zwei Brüder
Familie ist für den indischen Alltag bestimmend – umso weniger verwundert es, dass Familienbande immer wieder als Vorlage für Bollywoods Filmhandlungen dienen. Ein beliebtes Thema sind Bruderzwiste: Das Schicksal, der Bösewicht oder die Liebe zu einer Frau trennt die beiden, oft schon in der Kindheit. Während der eine verführt wird, gegen Gesetz und Anstand (oder einfach nur im Ausland) zu leben, kann der andere keiner Fliege etwas zuleide tun, obwohl ihm das ein ärmliches Dasein beschert. Am Ende gibt es zwei Möglichkeiten: Der Verführte überwindet das Schicksal, schwört dem Bösen ab, gibt die Heldin für die Liebe seines Bruders frei – und wird geläutert in die offenen Arme der zugleich von Armut erlösten Familie aufgenommen. Alternativ findet der Kampf um die Heldin des Films in einer langen Prügelszene zwischen den Brüdern ihren Höhepunkt. Hier nutzt der Verführte nochmals jede Gelegenheit, seinen unumkehrbar verdorbenen Charakter zu beweisen. Schließlich erhält er wie bei einem Gottesurteil seine wohlverdiente Strafe. Unbedingt sehen: Khabi kushi khabi gham – In guten wie in schweren Tagen (2001) als Beispiel für die Happy-End-Version, mit Shah Rukh Khan und Hrithik
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