Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
Vom Netzwerk:
hatte. Der alte Mann hatte Lisa gut getan, das hatte er immer gedacht. Und Lisa hatte ihm einmal gestanden, dass sie Krüger gerne zu ihrem Großvater gehabt hätte, so viel Wärme und Zuneigung würde sie in seiner Gegenwart spüren.
    Alles verweht, zerstoben in den vergangenen Stunden. Sie hatten den Biedermann, den angeblichen Wohltäter und selbsternannten Mahner vor dem Krieg und dem Bösen, sie hatten Heinrich Krüger endlich demaskiert und wollten seinem billigen wie grausamen Schmierentheater endlich das verdiente Ende setzen.
    Was hätte passieren können, wenn Krüger Lisa als Geisel genommen hätte? Frank mochte den Gedanken nicht weiter denken. Er wusste nur, dass er Krüger gestellt und getötet hätte – und wäre es auch die letzte Handlung seiner Karriere gewesen. Mein Gott, mach, dass Lisa nichts passiert ist.
    Schrievers und Ecki winkten Frank zu sich.
    »Wir haben gerade die Meldung bekommen, dass Lisa wieder zu Hause ist. Sie war bei einem Arzt in Schwalmtal und hat von der ganzen Aufregung nichts mitbekommen. Sie war völlig perplex, dass wir sie gesucht haben. Dann hat sie nur noch ›typisch Frank‹ gesagt. Und dass du vorsichtig sein sollst. Und ich sage dir, als dein Freund und Kollege, das du dir das nächste Mal gefälligst merkst, was deine Lisa vorhat und zu welchen Ärzten oder wo sonst sie hingeht. Ich soll dir von Lisa bestellen, dass es ihr und dem Kind gut geht.« Ecki war sichtbar sauer. Auch Schrievers sah nicht sonderlich freundlich aus.
    Ja, natürlich, der Arzt, den hatte Frank völlig verdrängt. »Okay, ihr habt ja recht.«
    * * *
    Viola Kaumanns spürte, wie sie hochgezogen wurde. Sie musste ohnmächtig gewesen sein. Krüger keuchte unter ihrer Last.
    »Ich habe mich entschieden, wir gehen raus.« Heinrich Krüger drückte ihr nun die Pistole in die Seite. »Sie brauchen sich nur umzudrehen und sich zur Tür zu tasten. Sie ist offen. Und ganz vorsichtig. Machen Sie keine Dummheiten. Ich werde sofort schießen.«
    Was hatte dieser Wahnsinnige vor? Viola Kaumanns schob sich vorsichtig an der Wand hoch. Ihr ganzer Körper schmerzte, ihre Blase brannte und stach. Sie fühlte sich wie betäubt. Sie tastete unsicher nach der Tür. Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an das trübe Tageslicht, obwohl es nur spärlich in den Flur fiel.
    Heinrich Krüger schob seine Geisel mit harten Stößen der Pistole vor sich her. Aus den Augenwinkeln hatte Viola Kaumanns erkennen können, dass Krüger müde wirkte. Die Anstrengungen der Geiselnahme gingen offenbar über seine Kräfte. Seine Erschöpfung machte den alten Mann um so gefährlicher. Wenn er die Kontrolle über seine Waffe verlor, war sie verloren. Sie bat innerlich inständig darum, dass Krüger jetzt keinen Schwächeanfall bekam.
    Sie war froh, dass Krüger mit ihr das Versteck verlassen hatte. So bot er wenigstens den Einsatzkräften ein Ziel, die mit Sicherheit schon in Stellung gegangen sein mussten. Zumindest hoffte sie darauf, dass ihre Kollegen nicht weit waren.
    Auf dem Flur war niemand zu sehen. Im ganzen Haus war es merkwürdig still. Nirgendwo ging eine Tür oder waren Gespräche zu hören oder die quietschenden Gummiräder eines Rollstuhls. Für die Beamtin war die Ruhe das untrügliche Zeichen, dass das SEK vor Ort war.
    »Was haben Sie vor, Krüger? Warum haben Sie Ihren Plan geändert?«
    Sachlich musste Viola Kaumanns jetzt sein, ganz sachlich. Nur keine Emotionen wecken, beschwor sie sich selbst.
    »Ich habe noch etwas Dringendes zu erledigen, bevor ich abtrete. Und Sie müssen mir dabei helfen. Ich brauche Sie noch. Sie sind mein Faustpfand, dass es mir gelingen wird.« Er schob wieder die Pistole in ihren Rücken. »Da, den Gang entlang, zurück zur Pforte.«
    Am Eingang neben dem verglasten Empfang blieben sie stehen. Heinrich Krüger wirkte unschlüssig.
    »Sie können ruhig weitergehen. Meine Kollegen haben Sie sicher schon im Visier.«
    »Ich habe keine Angst vor ihren Gewehren und Pistolen. Ich habe im Krieg genug davon gesehen. Nein, ich suche Frank Borsch. Frank Borsch, Ihren Vorgesetzten.«
    »Er ist nicht mein Vorgesetzter. Ich gehöre eigentlich nur der Kommission an.« Viola Kaumanns vermied das Wort »Mordkommission«.
    »Lassen Sie uns gehen.« Entschlossen schob er sie weiter.
    Einen Schritt vor dem Eingang blieben die beiden stehen.
    »Da ist er.« Die Polizeibeamtin hatte Frank Borsch gesehen, der aus dem Durchgang zwischen dem großen Haupthaus und dem kleineren Verwaltungstrakt getreten

Weitere Kostenlose Bücher