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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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sie uns vorhalten kann. Da fällt mir ein, Staatsanwalt Böllmann hat mich vorgestern angerufen. Er geht davon aus, dass es bis zur Gerichtsverhandlung noch dauern wird. Der Fall scheint weitere Kreise zu ziehen. Es haben sich Hinweise ergeben, dass …«
    Hinter ihnen quietschte es. Die beiden Ermittler zogen automatisch ihre Köpfe ein und warteten auf den Aufprall. Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit, aber nichts passierte.
    Frank sah in den Rückspiegel. Ein Auto war mit aufgeblendeten Scheinwerfern fast bis an die Stoßstange ihres Mondeos aufgefahren. »Arschloch. Mann, das war knapp.« Frank sah, dass seine Handknochen ganz weiß waren, so fest hatte er das Lenkrad umklammert. Er versuchte sich wieder zu entspannen. »Das hätte uns gerade noch gefehlt. Ein dämlicher Autofahrer, der uns hinten drauf fährt. Wenn der wüsste, was er sich und uns an Scherereien erspart hat.« Frank versuchte immer noch, etwas im Rückspiegel zu erkennen und ließ dazu den Ford ein Stück vorrollen. »Weiße Baseballkappe und dunkles Sweatshirt. Sieht aus wie ein junger Schnösel. Dunkler VW-Passat, Mönchengladbacher Kennzeichen, MG-JK 402. Aha. Man müsste ihn glatt anhalten und überprüfen.«
    »Lass gut sein. Ist doch nix passiert. Ich geh da nicht raus. Ist mir viel zu kalt und zu nass.«
    Als die Ampel auf Grün umsprang, hatten die beiden Ermittler den Fall, der als »Lambertimord« bundesweit durch die Medien gegangen war, schon wieder vergessen.

    Seit sie den Bahnübergang passiert hatten, fuhr Frank die Nettetaler Straße langsamer entlang. Kurz hinter Conny’s Come In bog er links ab.
    »Wie oft habe ich früher im Conny’s mit meinem Kumpel gesessen und bin beim Bier an der Welt verzweifelt. Das ist schon so lange her, dass es schon nicht mehr wahr ist.« Frank überlegte kurz. »Das muss so Anfang, Mitte, ach, ich weiß nicht, alte Kamellen. Auf jeden Fall hatten wir Spaß: Jeden Freitagabend ins Conny ’s, erst mal ein Bier, und dann in Ruhe den Abend planen. Meist sind wir nicht weiter als bis zur Theke gekommen, um die nächste Runde zu bestellen. Geile Musik lief damals. Dass es den Laden immer noch gibt!« Frank schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ich denke, du bist in Breyell geboren?«
    »Ja, und? Conny’s war damals die einzig vernünftige Kneipe hier in der Gegend. Abgesehen von Axels Kneipe Quartier Latin in Kaldenkirchen. Mann, was ging da damals alles ab! In Breyell war dagegen überhaupt nix los. Da gabs vielleicht einmal im Monat Disco im Jugendheim, mit selbst gebauter Lichtorgel und Musik von der Schallplatte. Apropos Schallplatte, jetzt fällt’s mir wieder ein. In Lobberich gabs ja auch noch so einen Beatschuppen, der hieß Schallplatte. There is a night in Spanish Harlem, das war die heißeste Nummer für mich, damals. Schlaghose, breiter Gürtel, Rollkragenpulli, die mühsam erkämpften langen Haare wuchsen lässig einen halben Zentimeter über die Ohren, Schwarzlicht. Mann, Mann, Mann.« Frank runzelte die Stirn. »Aber Breyell? Tote Hose. Nee, da war für uns der Hund begraben. Für echte Kultur und coole Musik musstest du mindestens bis Kaldenkirchen oder Boisheim fahren. Das war nicht so einfach, als Schüler. Trampen war verboten, und wer hatte schon ein Mofa? Da blieb nur der rote Bahnbus, und der fuhr auch nicht immer. Um zehn mussten wir ja eh wieder zurück sein.« Frank hielt an. »Hier muss es sein. Mann, ich werde mich nie daran gewöhnen, Todesnachrichten zu überbringen. Hoffentlich wird es nicht allzu schlimm.«
    Die beiden Ermittler stiegen aus und sahen an der schmalen Hausfassade hoch. Das ideenlos geplante, gesichtslose Reihenhaus war vielleicht zehn, fünfzehn Jahre alt. In dem schmalen Streifen Vorgarten wucherten vor allem Bodendecker. Dazwischen standen ein paar kleinere Azaleen. Ein trostloses Bild, sicher auch im Sommer, dachte Ecki.
    Schon beim zweiten Klingelzeichen wurde die dunkle Kunststofftüre einen Spalt geöffnet. »Guten Tag, was kann ich für Sie tun?« Die dunkelhaarige Frau im Flur sah die beiden misstrauisch und abwartend an.
    »Frau Claassen? Mein Name ist Borsch, Frank Borsch, Kriminalpolizei Mönchengladbach. Das ist mein Kollege Michael Eckers. Können wir einen Moment hereinkommen?« Frank versuchte, möglichst neutral zu wirken.
    »Polizei? Ich verstehe nicht recht. Bin ich zu schnell gefahren? Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Dürfen wir hereinkommen?«
    Die Frau schob abweisend die Tür ein Stück zu. »Wozu? Haben Sie einen Ausweis? Zeigen

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