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Maskenball

Maskenball

Titel: Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Aufnahme gerne mailen. Da fällt mir ein, hast du etwas vom Kollegen Bean gehört?«
    »Er war mal kurz in meinem Büro und hat sich ein paar Unterlagen zusammenstellen lassen. Aber dann habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ist er nicht in seinem Büro?«
    »Nö. Möchte mal wissen, was er den ganzen Tag so macht und von welchem Arbeitsplatz aus er recherchiert. Der ist dauernd unterwegs, habe ich den Eindruck. Fast ein Phantom.«
    Schrievers grinste. »Der Mann, den keiner kannte.«
    »Könnte man so sagen. Sag mal, hast du noch mehr auf dem Herzen? Ich will ja nicht unhöflich sein, aber ich habe zu tun.«
    Heinz-Jürgen Schrievers hob entschuldigend die Hände. »Nein, bin schon weg. Keine Sorge, ich lass dich arbeiten.« Er stand halb auf, um sich direkt wieder zu setzen. »Es ist nur …«, er zögerte.
    »Ja?«
    »Also, meine Frau und ich, also Gertrud meinte, wir sollten uns so langsam mal Gedanken über unser Rentnerdasein machen.« Schrievers sah verlegen zu Boden.
    »Hab ich das richtig verstanden? Du willst schon in Rente gehen?« Schrievers will in Rente gehen, das darf doch nicht wahr sein. Was wollte Heini schon auf dem Altenteil? Wo er doch selbst im Dienst manchmal wirkte, als habe er sich schon vor Jahren sein Archiv als Ruhesitz ausgesucht. Schrievers machte bestimmt Witze.
    »Nein, nicht jetzt. Sei nicht blöd. Wir denken darüber nach, eine Seniorenwohngemeinschaft zu gründen.« Heinz-Jürgen Schrievers sah Frank direkt ins Gesicht.
    »Sag mal, bist du vom Trecker gefallen, oder was? Senioren-WG! Du bist doch noch nicht mal fünfzig! Was machst du dir jetzt schon einen Kopf um dein Rentnerdasein? Das hat doch noch Zeit. Sieh erst mal zu, dass du sechzig wirst. Dann ist immer noch Zeit für solche Ideen.« Frank schüttelte ungläubig den Kopf. Heini hatte manchmal arg krumme Gedanken.
    »Mensch, Frank. Du hast ja keine Ahnung. So was muss man langfristig planen.« Heinz-Jürgen Schrievers rückte mit seinem Stuhl ein Stück näher an Franks Schreibtisch heran. »Überleg doch mal: Man tut sich mit seinen besten Freunden zusammen, kauft oder baut ein großes Haus, oder zieht auf einen Bauernhof, und lebt zusammen. Das ist doch viel schöner, als alleine in einem Altersheim zu versauern. Oder nicht? In dem Haus kann man eine Wohnung extra für eine Krankenschwester oder Pflegerin einrichten, außerdem kann man die Wohnungen behindertengerecht um- oder ausbauen.« Schrievers war jetzt ganz in seinem Thema. »Am schönsten, kann ich mir vorstellen, wäre es, wenn es neben den Wohnungen einen gemeinsamen großen Raum geben würde, in dem alle zusammen essen oder klönen können. Das wäre doch was.«
    »Und, wie soll das gehen?« Frank konnte es immer noch nicht glauben, Heini, Mitte vierzig, plante tatsächlich den Einzug in eine Senioren-WG! »Das muss doch finanziert werden. Wie soll das funktionieren? Was ist, wenn sich die ›guten Freunde‹ auf einmal nichts mehr zu sagen haben? Dann kann das Leben in so einer WG zur Hölle werden. Nee, Heinz-Jürgen, das ist eine spinnerte Idee.«
    »Schade, und ich dachte, ich könnte dich dafür begeistern. Du wärst nämlich genau der Richtige, um gemeinsam den Lebensabend zu verbringen.« Schrievers stand auf und schob den Stuhl zurück.
    Frank war gerührt. Er hätte mit allem gerechnet, nur nicht mit diesem Angebot. »Du machst mich verlegen, Heini.« Frank war so verwirrt, dass er nicht merkte, dass er seinen Kollegen mit dem »Unwort« angesprochen hatte. Heinz-Jürgen Schrievers machte aber auch keine Anstalten, Frank zurechtzuweisen. Beiden war wohl nicht bewusst, dass dies einer der ganz wenigen Momente war, in denen »Heini« unkommentiert im Räume stehen bleiben würde.
    »Aber«, fuhr Frank fort, »ich kann mir nicht vorstellen, dass ich schon jetzt Pläne für mein Auskommen im Alter schmieden will. Vielen Dank für das wirklich nette Angebot, aber ich bin wirklich mit anderen Dingen beschäftigt.« Frank sah die Enttäuschung in Schrievers Augen. »Sieh mal, Heinz-Jürgen, ich werde bald Vater und ich will mit Lisa in ein neues Haus ziehen, oder in eine größere Wohnung. Das ist meine Lebensplanung. Wer weiß, was in zehn, fünfzehn Jahren ist. Jetzt zählt erst einmal mein Leben mit meiner Familie.« Frank wollte Schrievers aufmuntern. »Ich rechne dir hoch an, dass du mich gefragt hast. Lass uns in ein paar Jahren noch einmal darüber sprechen. In der Zwischenzeit kannst du mich ja gerne über den Stand eurer Überlegungen auf dem Laufenden

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