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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Fahnden Sie von mir aus nach Disketten. Aber halten Sie sich aus allem anderen raus.«
    Bei diesen letzten Worten hatte es geklopft, und der dialektsprechende Polizist war eingetreten.
    »Was ist denn, Herr Dütsch!«
    »Brauchn Sie noch lang? Wir müssn zurügg. Soll jemand Sie späder abholn? Für Dauner wär das kein Broblem. Er müssde sowieso nachher nochmal nei die Stadd.« Im Gespräch mit der Kommissarin mühte er sich offenbar, Ts und Ps deutlich auszusprechen, aber so wurden sogar die Bs und Ds unbeabsichtigt hart.
    »Nein, ich komme mit«, unterbrach die Kommissarin. »Wir melden uns bei Ihnen«, kauzte sie in Katinkas Richtung.
    Sie fegte aus dem Raum und klopfte bei Laubach.
    Dütsch wandte sich mit einem freundlichen Lächeln Katinka zu.
    »Machn Sie sich nichts draus. Unsere Frau Kommissarin is hald a bissla derb. Aber sie meinds ned so.«
    »Danke, das ist nett von Ihnen. Wie heißt sie nochmal?» «Winkler, Johanna Winkler.«
    Auch Katinka trat auf den Flur und beobachtete, wie Henry Wewerkas sterbliche Hülle die Treppe hinunterbalanciert wurde. Glücklicherweise hielt sie ihren leeren Magen unter Kontrolle.
     
    Katinka radelte durch den Regen zurück. Die ganze Kapuzinerstraße fuhr sie auf dem linken Radweg in Gegenrichtung, kaufte beim Kapuzinerbeck Brötchen und Bamberger Hörnla und bog dann in die Hasengasse ein. Eigentlich hatte sie gleich zu Tom fahren wollen, aber sie brauchte ein kurzes Innehalten, nur wenige Minuten. Routiniert checkte sie Anrufbeantworter und Faxgerät wie jeden Morgen in den vergangenen Monaten. Aber heute fühlte sich alles ganz anders an. Sie steckte in einem Kokon aus Frustration, Entsetzen und Gleichgültigkeit. Ihr Wunschberuf erschien ihr plötzlich als eine Art Menschenfresserjob. Müde setzte sie Wasser auf und mixte sich einen Neskaffee. Sie war durstig und hungrig und biss in eines der Hörnla, aber es schmeckte schlicht nach Sperrholz.
    »Ich kann doch meine Lizenz nicht zurückgeben!«, sagte sie widerwillig zu dem bisschen Licht, das aus der engen Gasse zu ihr hereinfiel. »Nicht gleich bei meinem ersten Fall.« Sie rührte in ihrem Kaffee. Ein paar Spritzer wirbelten auf ihre durchnässte Jacke. Katinka legte das angebissene Hörnla weg und setzte sich an ihren Schreibtisch. Ohne es zu wollen, nur um etwas zu tun zu haben, skizzierte sie das kurze Gespräch, das sie eben noch mit Laubach geführt hatte.
    Schwergewichtig und übernächtigt hatte er auf seinem Stuhl gesessen. Katinka sah seine ratlose Miene noch vor sich.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte er matt. Seine Schimpftiraden hatten ihm wohl die letzte Energie aus dem Körper gesaugt.
    »Jemand von Ihren Mitarbeitern wird es gewesen sein«, antwortete Katinka. »Die Polizei überprüft nun die Alibis. Aber wir …«
    »Jemand von meinen Mitarbeitern, ja!«, sagte Laubach. »Jedoch: Was wollte Wewerka hier? Abends zwischen 19 und 21 Uhr? Mein Gott, ausgerechnet Wewerka! Ein wirklich ausgezeichneter Student, ein Talent!«
    Katinka wartete ab.
    »Wissen Sie, ich frage mich, ob nicht Wewerka es war, der unsere Daten gelöscht und die Post und die Diskette von diesem bedauernswerten Stielke genommen hat …«, sinnierte Laubach.
    »Schon möglich. Wollte er dann gestern Abend wieder ein paar Daten löschen?«
    »Kann doch sein, oder? Er hatte Bedenken, dass Ihre Ermittlungen voranschreiten, und wollte schnell noch mal zuschlagen.«
    Katinka seufzte. Hatte sie mit ihren Befragungen tatsächlich eine Lawine ausgelöst? Schnell wischte sie die Schuldgefühle beiseite.
    »Aber wer hat ihn dann umgebracht?«, insistierte sie. »Sehen Sie mal: Jemand muss ihn von hinten erschlagen haben. Die Wunden befanden sich an seinem Hinterkopf.«
    Angeekelt verzog Laubach das Gesicht.
    »Und das bedeutet«, Katinka holte tief Luft, »dass er seinem Mörder den Rücken zugedreht hat, weil er keine Angst vor ihm hatte, ihn – oder von mir aus sie – nicht als Feind sah.«
    »Es muss jemand gewesen sein, der auch einen Schlüssel hat«, sagte Laubach langsam. »Die Polizei konnte keine Einbruchspuren finden, und ich habe meine Mitarbeiter angewiesen, ab 18 Uhr immer die Eingangstür abzuschließen, wenn sie im Büro sind.«
    »Also: Henry Wewerka kommt, schließt von innen ab«, sagte Katinka. »Dann macht er sich an die Arbeit, wenn man so will. Er startet das Computerprogramm und will Daten manipulieren. Ein anderer Mitarbeiter trifft ein, überrascht Henry, und ermordet ihn? Verzeihen Sie, aber – das ist nicht

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