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Maskenspiel

Maskenspiel

Titel: Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Miesmuscheln.«
    Katinka zuckte die Achseln. Sie mochte keine Meeresfrüchte. »Egal. Guten Appetit. Und bis auf weiteres keine Gespräche über die Arbeit mehr.«
     
    »Sind Sie wahnsinnig? Kommen Sie sofort vorbei. Sofort.«
    Katinka starrte verschlafen auf den großen Spiegel neben Toms Bett. Er hatte den langen Kippspiegel einer Theatergarderobe weggekauft, und ihn rundherum mit bunten Hahnenfedern aus dem Werkladen beklebt. Manchmal hatte Tom etwas von einem Designer.
    »Wer ist denn da?«, fragte Katinka. Sie befreite sich aus Toms Armen. Es war kurz nach acht. Längst hätte sie aufstehen wollen, aber der gestrige Abend war so gemütlich und beinahe besinnlich gewesen nach dem aufregenden Tag, dass sie sich von Tom hatte verleiten lassen, noch eine zweite Flasche Wein anzufangen und dann gleich bei ihm zu übernachten.
    »Laubach«, knarrte die Stimme. »So habe ich mir das nicht vorgestellt! Wir haben hier, mit Verlaub, die Kacke am Dampfen. Ich erwarte Sie. Beeilen Sie sich.«
    Katinka legte ratlos ihr Handy weg und betrachtete ihr verschwommenes Spiegelbild. In alle Richtungen standen ihre braunen Haare ab, und ohne Brille fühlte sie sich mal wieder stark an Monet erinnert. Skizze einer Erwachenden.
    Tom schnarchte leise vor sich hin. Kein Wunder, bei dem Weinkonsum, dachte Katinka und kroch seufzend aus dem warmen Bett. Rasch zog sie sich an. Laubachs Panik hatte sie alarmiert. Schreckensvisionen von gelöschten Dateien und implodierten PCs sausten durch ihren Kopf. Katinka mixte sich in aller Eile einen Neskaffee. Eine kurze Notiz für Tom musste reichen. Womöglich war sie zum Frühstück schon wieder hier, mit frischen Brötchen im Rucksack.
    Das sonnige Wetter vom Tag zuvor war eindeutig Vergangenheit. Graue Wolken entließen ihre ganze Last über der Stadt. Katinka musste die Kapuze festhalten, damit sie ihr nicht zu weit in die Stirn rutschte. Auf der Langen Straße stauten sich wie stets die Autos. Ein fetter grauer Mercedes in Übergröße parkte direkt auf dem Radweg vor dem DerTour -Reisebüro. Der Fahrer saß am Steuer und mampfte einen Döner.
    »Na fantastisch«, knurrte Katinka ihn an. »Hier verläuft ein Fahrradweg!«
    »Ach, reg dich nicht auf, Schnecke«, brummte der Mercedesbesitzer gemütlich und biss in sein Frühstück. »Du kannst doch leicht drum rum fahren.«
    »Vermutlich könnte ich das«, kochte Katinka. »Aber zufällig bin ich Juristin und ich sage Ihnen eins: Wenn ich im Vorbeifahren i hre Schleuder streife und ein paar hübsche Höhlenzeichnungen hinterlasse, dann ist das Ihr Problem. Und Sie zahlen, denn bis Sie mir hinterherkommen, bin ich längst sonst wo.«
    »Blöde Kuh«, blaffte der Typ und setzte seinen Dönerrest behutsam auf dem Beifahrersitz ab – natürlich nicht, ohne vorher ein Stück Alufolie drunterzulegen. Aber Katinka war schon weitergefahren. Sie schoss mit voller Geschwindigkeit um die Kurve zur Kapuzinerstraße und blieb prompt in einer desorientierten Touristengruppe stecken. Inzwischen war ihre Brille mit Unmengen kleiner Wassertröpfchen besprengt.
    »Na klasse«, explodierte Katinka. »Scheißtag.«
    Eine der Rentnerinnen, die vor ihr auf dem Radweg herumgelaufen war, rückte missbilligend ihr Plastikkopftuch zurecht. Katinka hätte gern etwas Gemeines über die Rentenbezüge gesagt, über Rentner in Luxusreisebussen und Kaffeefahrten, aber sie hatte es eilig. An der Weide geriet sie auf der regennassen Straße so heftig ins Schleudern, dass sie beinahe über den Lenker abgestiegen wäre.
    Dann sah sie es.
    Polizeiwagen.
    Es waren zwei, ein Notarztwagen war auch da, und ein Leichenwagen fuhr gerade vor.
    »Ach du Schande«, entfuhr es Katinka. Laubachs Stimme dröhnte wieder in ihren Ohren. Sie sauste auf das graue Gebäude mit der Nummer 18 zu und bremste scharf.
    »Na, na!«, sagte eine Stimme. Ein langer Lulatsch in grünen Polizeiklamotten trat aus der Tür, legte die Hand an die Mütze und sagte:
    »Hier könna Sie jetz grad ned nei.«
    »Ich muss«, sagte Katinka und verzichtete darauf, ihr Rad abzuschließen. Schließlich war die Polizei da. »Laubach, Professor Laubach, hat mich gerade angerufen. Ich ermittle in dem Fall.«
    »Ach. Dörf ich fragn, wer Sie sänn?«
    Katinka stöhnte matt. Dass die grünen Männer aber auch immer dann, wenn es schnell gehen musste, ihre bürokratischen Mätzchen veranstalteten.
    »Mein Name ist Katinka Palfy«, sagte sie, während sie ihren Rucksack nach ihrem Ausweis durchwühlte. Der Lange nahm ihn

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