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Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Titel: Mass Effect 01 - Die Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Karpyshyn
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wobei er sich bemühte, den Lärm zu übertönen. Die Anlage war schon durch die ersten beiden Explosionen in Mitleidenschaft gezogen worden, und es würden noch weitere folgen. „Wir müssen hier raus, bevor das alles über uns einstürzt."
    Er lief voran, in der einen Hand das Sturmgewehr, die andere um Kahlees Handgelenk geschlossen. So zog er die geschwächte junge Frau hinter sich her. Sie verließen die Raffinerie und liefen zum Maschendrahtzaun, während der Lieutenant die Gegend schnell nach Verfolgern absuchte.
    „Oh mein Gott", stöhnte Kahlee, blieb stehen und zwang Anderson, das Gleiche zu tun. Er schaute zurück und sah, dass sie in die Ferne starrte. Er folgte ihrem Blick - und flüsterte ein Gebet.
    Das gesamte Lager stand in Flammen. Das Dach und die Wände der Raffinerie hatten Kahlee und den Lieutenant vor dem Regen aus geschmolzenem Erz geschützt. Diejenigen, die sich im Freien aufgehalten hatten - Männer, Frauen, Kinder - hatten nicht so viel Glück gehabt. Jedes Gebäude schien zu brennen, eine wilde, orangefarbene Flammenwand, die sie beide einkreiste.
    „Da kommen wir niemals durch", stöhnte Kahlee und fiel völlig erschöpft zu Boden.
    Eine weitere Explosion erschütterte die Raffinerie. Als er zurücksah, bemerkte Anderson, dass die Anlage jetzt ebenfalls brannte. Im flackernden Feuerschein konnte er erkennen, dass dunkle Rauchschwaden aus den Fenstern drangen - giftige Gaswolken, die durch die Zerstörungen freigesetzt worden waren.
    „Nicht aufgeben", rief Anderson, packte Kahlee an der Schulter und zog sie auf die Beine. „Wir können es schaffen."
    Kahlee schüttelte den Kopf. Er konnte in ihren Augen lesen, dass es ihr, nach allem, was sie seit der Zerstörung von Sidon durchgemacht hatte, schließlich zuviel wurde. Sie halte alles gegeben, jetzt blieb ihr nur noch die Verzweiflung.
    „Ich kann nicht mehr. Ich bin zu müde", sagte sie und ließ sich wieder fallen. „Lass mich einfach hier."
    Er konnte sie nicht den ganzen Weg zurücktragen, es war einfach zu weit. Außerdem befürchtete er, dass sie beide verbrennen würden, sollte er versuchen, mit ihr über der Schulter durch die Flammen zu laufen. Kahlee hatte sich nie für den Kriegsdienst gemeldet. Sie war Wissenschaftlerin, eine Denkerin. Aber alle Soldaten der Allianz mussten die Grundausbildung absolvieren. Ihnen wurde beigebracht, bis an ihre Grenzen und darüber hinaus zu gehen. Und wenn sie einfach vor Müdigkeit und Erschöpfung aufgeben wollten, mussten sie einen Weg finden, sich selbst zu motivieren. Sie mussten die geistige Sperre durchbrechen, die sie aufhielt und daran hinderte weiterzumachen, um schließlich Leistungen zu vollbringen, die sie selbst nicht für möglich gehalten hätten.
    Daraus wurde ein Band gewoben, das jeden Mann und jede Frau in der Allianz verband. Es einigte sie und verlieh ihnen Stärke, verwandelte sie in lebende Symbole. Die zu Fleisch und Blut gewordene Verkörperung des unbezwingbaren menschlichen Geistes.
    Anderson wusste, dass er genau daran jetzt appellieren musste. „Verdammt, Sanders", brüllte er. „Wagen Sie es nicht aufzugeben! Ihre Einheit ist auf dem Weg hier raus, und Sie bewegen jetzt Ihren Hintern und kommen mit! Das ist ein Befehl!"
    Wie jeder gute Soldat reagierte Kahlee auf die Anweisungen. Irgendwie kam sie wieder auf die Beine und hielt immer noch ihre Waffe in den Händen. Sie lief langsam und schwerfällig. Ihr Wille zwang den Körper, das zu tun, wovon ihr Geist ihm abriet. Anderson beobachtete sie einen Moment, damit sie nicht stolperte, dann rannte er hinter ihr her, bemüht, sein Tempo ihrem anzugleichen.
    So bewegten sie sich durch den Rauch, die Schreie und die Flammen, die aus den Gebäuden vor ihnen kamen.
    Das Lager der Arbeiter hatte sich in die reinste Hölle verwandelt. Die Flammen fauchten über der Brandstelle. Das Geräusch mischte sich mit den Schreien von Schmerz und Verlust. Dieses Durcheinander wurde immer wieder vom ohrenbetäubenden Donnern einer weiteren Explosion irgendwo im Innern unterbrochen.
    Fettige, schwarze Wolken trieben über die Dächer und sanken hinunter auf den Boden, während das Feuer von Gebäude zu Gebäude übersprang und so nach und nach das ganze Lager verschlang. Die Hitze verhielt sich wie ein lebendes Wesen, das nach ihnen griff und mit seinen brennenden Klauen über ihre Haut brandete. Beißender Rauch stieg ihnen in Augen und Lunge, und sie würgten bei jedem Schritt. Der ekelhafte Geruch nach verbranntem Fleisch

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