Mass Effect 01 - Die Offenbarung
bist ein guter Mann, David", begann sie und versuchte, die Zurückweisung weniger schmerzhaft zu machen. „Aber auch, wenn ich nicht weggehen würde, glaube ich nicht, dass wir jemals mehr als Freunde sein könnten. Das Militär kommt bei dir immer an erster Stelle. Das wissen wir beide."
Er nickte, konnte es aber nicht über sich bringen, ihr in die Augen zu sehen. „Wann geht dein Schiff?"
„Heute Abend", sagte sie. „Ich muss mich auch langsam fertig machen. Ich wollte dich nur noch ein letztes Mal sehen. Um dir für ... für alles zu danken."
Kahlee stand auf und wandte sich ab. Dann beugte sie sich vor
und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Leb wohl, Soldat."
Er sah ihr nicht nach, sondern schaute eine sehr lange Zeit hinaus auf den See.
In der Abgeschiedenheit seines Ein-Mann-Schiffes hatte Saren die Daten von Qians Flashlaufwerk stundenlang analysiert. Sein Verdacht hatte sich bestätigt. Das Artefakt war ein Schiff. Es hieß Sovereign, ein unglaubliches Relikt aus der Zeit vor dem Verschwinden der Protheaner, ein riesiges Kriegsschiff von gigantischer Stärke,
Aber es war weit mehr als nur ein simples Schiff. Seine Systeme, Prozessoren und Technologien stellten jeden Fortschritt der Citadelvölker in den Schatten.
Seine Größe und Komplexität war den größten Errungenschaften der Protheaner wie den Masseportalen und der Citadel ebenbürtig. Es könnte sie sogar überflügeln. Und wenn Saren erst herausfand, wie er diese Macht nutzen und kontrollieren konnte, würde er all diese Macht für sich beanspruchen.
Sein ganzes Leben lang hatte er auf so einen Moment gewartet. Alles, was er vorher getan hatte - sein Militärdienst, seine Zeit als Spectre -, war nur das Vorspiel zu dieser Entdeckung gewesen. Jetzt hatte er sein wahres Ziel gefunden, die Bestimmung hatte ihn hierher geführt.
Wie sonst konnte man erklären, wie glatt alles für ihn gelaufen war? Anderson war bei den Spectres abgelehnt, die Allianz politisch gedemütigt worden. Der Rat war davon überzeugt, dass es das Artefakt gar nicht gab. Und die einzigen Männer, die ihn hätten verraten können, waren jetzt tot.
Durch ihren Tod hatte er auch einige Nachteile in Kauf nehmen müssen. Qian hatte zwar vielleicht den Bezug zur Realität verloren, aber nach der Durchsicht der Papiere hatte Saren begriffen, dass der Mann brillant, ein wahres Genie gewesen war. Saren kannte die grundlegenden Theorien und Prinzipien der künstlichen Intelligenz, aber es war klar, dass die Forschung des Menschen sein eigenes bescheidenes Wissen bei Weitem überstieg. Er musste jemanden finden, der ähnlich intelligent war, um die Arbeit an der Sovereign aufzunehmen. Es konnte leicht Jahre dauern, bis er einen Ersatz gefunden hatte.
Aber er bereute nicht, Qian getötet zu haben. Die Aufzeichnungen im Flashspeicher bewiesen sein stetes Fortschreiten in die Demenz, ein sich immer weiter verschlechternder Geisteszustand, der direkt mit der Entdeckung der Sovereign zusammenhing. Es musste ein vom Schiff erzeugtes Feld geben; irgendeine Art von Strahlung. Etwas, das den Geist von Dr. Qian zerstörte und veränderte, als er das Schiff persönlich besucht hatte.
Es hatte auch Edan beeinflusst, wenngleich ein wenig subtiler. Der Batarianer hatte seit seinem ersten Besuch auf dem Schiff begonnen, sich anders zu verhalten. Er hatte sich mit Menschen eingelassen, hatte den Zorn der Spectres herausgefordert. Edan war sich dieser Veränderungen wahrscheinlich gar nicht bewusst gewesen. Doch jetzt im Rückblick waren sie für Saren offensichtlich.
Er musste vorsichtig sein. Durfte nicht riskieren, sich auch der Strahlung auszusetzen. Nicht, bevor er nicht genau wusste, was diese mentale Veränderung genau bewirkte. Er musste über Mittelsmänner agieren, wie Edans Forscherteam draußen im Perseus-nebel.
Saren plante, das Team so schnell wie möglich zu kontaktieren. Von aller externen Kommunikation abgeschnitten, wussten die Leute vielleicht gar nichts vom Ableben ihres Chefs. Und wenn sie gewillt waren, mit ihm zusammenzuarbeiten und sie Fortschritte in der Forschung nachweisen konnten, würde er sie vielleicht am Leben lassen. Zumindest solange, bis die unausweichlichen Veränderungen ihres Gehirns und ihrer Persönlichkeit die Arbeit zu beeinflussen begannen.
Und noch ein weiteres Problem musste berücksichtigt werden. Das Schiff befand sich weit jenseits der Grenzen des Perseus-nebels, direkt an der Grenze zum Gebiet der Geth. Vielleicht bekam er es
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