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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Wie ist es passiert?« fragte sie beklommen, während sie den Kragen ihres Mantels hochschlug, um sich vor dem kalten Wind zu schützen, der winzige Schneeflöckchen tanzen ließ. Unwillkürlich starrte sie nach unten, aber ihr Schatten bewegte sich nicht anders als sie selbst. Er blieb brav bei ihr.
    Wenn ich jemandem erzähle, daß sich in der letzten Nacht mein Schatten selbständig gemacht hat, stecken sie mich in die Irrenanstalt, dachte sie.
    Aber da war wieder das Bild in ihrer Erinnerung: Sie trat aus dem Haus, ging zu den an der Straße geparkten Autos, und im Licht der Haustürbeleuchtung warf sie einen langen Schatten, der sich plötzlich anders bewegte als sie selbst. Er schien sekundenlang zu verharren, sich nach allen Seiten umzusehen, als fürchte er, beobachtet zu werden. Dann löste sich der Schatten von Francine Belo, huschte mit langen »Schritten« zum Tor und zur Straße, um dann…
    unter Claude Arpads Wagen zu gleiten. Er tat dort etwas, was Francine nicht erkennen konnte…
    … und kehrte dann zurück, glich sich Francine wieder an.
    Sie war in ihren laubfroschgrünen Renault Clio gestiegen, hatte eine Weile einfach nur entgeistert dagesessen und überlegt. So lange, bis die Scheiben total beschlagen waren und die Luft im Auto sich kaum noch atmen ließ. Da endlich hatte sie die Scheiben freigewischt und war nach Hause gefahren.
    Und jetzt lag Claudes Sportwagen zwischen den beiden letzten Serpentinen der Strecke. Der Neuschnee hatte eine Menge Spuren überdeckt, aber es war trotzdem zu erkennen, daß er die Serpentinenstraße dreimal förmlich überflogen haben mußte, um schließlich unten an einem Baum zu zerschellen. An den anderen Bäumen hatte er nur Äste abgerissen und an fünf Stellen die Leitplanke demoliert.
    Die Kunststoffkarosserie des Wagens war völlig zersplittert. Die Feuerwehr hatte den Leichnam aus dem Wagen geschnitten. Der Fahrersitz war jetzt frei zugänglich.
    Robin faßte sie am Arm, zog sie durch zermatschte, abtauende Schneereste auf den Wagen zu. Ihre Schuhe wurden schmutzig, aber sie achtete nicht darauf. Robin ließ sich auf den Fahrersitz sinken und zwängte ein Bein in den gestauchten Fußraum des zertrümmerten Sportwagens. Francine sah, wie er das Bremspedal mehrere Male durchtrat. Es klackte dumpf.
    »Kein Widerstand«, sagte er. »Kein Bremsdruck. Jemand muß die Bremsleitungen beschädigt haben. Die Flüssigkeit ist ausgelaufen. Kann ich Ihnen im Moment nicht zeigen, weil Sie von der anderen Seite an den Wagen müßten.«
    »Die Bremsleitungen«, flüsterte Francine. Der Schatten glitt unter Claudes Wagen und tat dort etwas, was Francine nicht erkennen konnte.
    »Er wurde also ermordet«, sagte sie heiser.
    »Wäre möglich«, sagte Robin. »Haben Sie etwas beobachten können?«
    Francine zuckte zusammen. »Ich? Wieso? Ich - ich war doch nicht dabei.«
    »Sie waren bei Arlette Arpads Geburtstagsfeier. Laut Aussage der Gastgeberin sind Sie früher gegangen. Es könnte ja sein, daß Sie dabei jemanden gesehen haben, der unter dem Wagen lag und daran herumbastelte. Oder wenigstens Spuren. So etwas geht ja nicht, ohne daß der ganze Schnee aufgewühlt wird.«
    »Ich habe nichts gesehen«, sagte Francine schnell. Verdächtigt er mich?
    »Sie hatten Streit mit Claude Arpad, nicht wahr? Deshalb sind Sie früher gegangen.«
    »Streit?« Etwas zog sich wie eine unsichtbare Schlinge um ihren Hals zusammen. Trotz des eiskalten Windes begann sie, in ihrem Mantel zu schwitzen. »Wer sagt das?«
    »Die Schwester des Toten. Ihre Freundin Arlette Arpad.«
    »Wir haben oft gestritten«, sagte Francine schwach. »Aber - aber das ist doch kein Grund, ihn umzubringen! Ich weiß ja nicht einmal, wo die Bremsleitungen seines Wagens zu finden sind! Ich…«
    »Immer mit der Ruhe«, mahnte Robin. »Ich habe Sie nicht verdächtigt. Der Streit war der Grund, weshalb Sie früher gingen, ja?«
    Sie nickte stumm. Es gab eine Zeit, da hätte ich ihn vergiften können. Aber jetzt doch nicht mehr. Der Lump war es doch gar nicht wert. Aber ein anderer hat es dennoch getan.
    Langsam wandte sie sich um. Gut zwei Dutzend Meter entfernt, bei den Feuerwehrleuten, stand Arlette. Sie sah wie ein verzweifeltes, kleines Kind aus.
    »Ich muß Mademoiselle Arpad nach Hause bringen«, sagte Robin. »Begleiten Sie mich?«
    »Ja, aber ich bin mit dem eigenen Wagen hier«, hörte Francine sich sagen.
    »Ah - da könnten Sie das doch vielleicht übernehmen? Dann kann ich mich um die anderen Partygäste

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