Mass Effect 01 - Die Offenbarung
Stunde Hunderte Minuten zu je hundert Sekunden ... aber jede Sekunde war ungefähr halb so lang wie die auf der Erde.
Insgesamt war dadurch der galaktische Standardtag rund fünfzehn Prozent länger als der Vierundzwanzig-Stunden-Tag der Allianz. Allein darüber nachzudenken, verursachte Anderson schon Kopfschmerzen, und auf seinen Schlafzyklus hatte es verheerende Auswirkungen. Das war kein Wunder, war er doch durch mehrere Millionen Jahre Evolution vorbelastet.
Noch drei Stunden, und der nächste Tag brach an. Anderson erwartete eine Besprechung mit der terranischen Botschafterin. Er wurde allerdings nicht vor 10 Uhr erwartet, weshalb er viel Zeit totzuschlagen hatte. Eigentlich hätte er vor der Besprechung noch gut ein paar Stunden Schlaf brauchen können, aber er war nicht mehr müde. Deshalb stand er auf, entledigte sich der Uniform und warf seine Sachen in die Waschmaschine. Er duschte kurz, zog frische, zivile Kleidung an und loggte sich dann in seinen Rechner ein, um nachzuschauen, ob er neue Nachrichten erhalten hatte.
Die Kommunikation über eine ganze Galaxis am Laufen zu halten, war keine einfache Sache. Schiffe konnten den Masseantrieb für überlichtschnelles Reisen nutzen. Doch Signale, die durch das kalte Vakuum des Alls geschickt wurden, benötigten immer noch mehrere Jahre, um von einem Sonnensystem zum nächsten zu gelangen.
Der Informationsaustausch, egal ob persönliche Nachrichten oder reine Daten, funktionierte nur auf zwei Arten. Sie konnten an Bord von Dronenschiffen transportiert werden, unbemannten Schiffen, die sich den kürzesten Weg durch das Netzwerk von Masseportalen suchten. Aber diese Dronen waren teuer in Anschaffung und Unterhaltung; Treibstoff kostete Geld. Und wenn sie durch mehrere Portale reisen mussten, konnte es Stunden dauern, bis sie endlich am Zielort eintrafen. Diese Lösung war deshalb nicht sonderlich effektiv.
Die andere Möglichkeit bestand darin, die Daten über das Extranet zu schicken, das aus einer Reihe von Bojen bestand, die über die Galaxis verteilt waren. Sie waren speziell entworfen worden, um Echtzeitkommunikation zwischen den Systemen zu gewährleisten. Die Informationen konnten mit einem gewöhnlichen Funksignal in dieses Netz eingespeist werden. Die Bojen waren telemetrisch zueinander platziert und auf ein ähnliches Netz ausgerichtet, das sich Hunderte oder Tausende Lichtjahre entfernt befand. Verbunden waren sie über einen Projektionsleitstrahl, der ein modernes Äquivalent zu den Glasfaserkabeln des 20. Jahrhunderts darstellte. Innerhalb eines engen Korridors konnten Signale mit einer Geschwindigkeit transportiert werden, die tausendmal schneller als das Licht war. Daten wurden als Funksignale quasi ohne Zeitverlust von einem Feld zum anderen übertragen. Wenn die Felder erst mal zueinander ausgerichtet waren, konnte man sogar mit jemandem am anderen Ende der Galaxis reden, wobei die Zeitverzögerung höchstens ein paar Zehntelsekunden betrug.
Aber obwohl die Extranetbojen die Kommunikation möglich machten, waren sie für die normale Bevölkerung immer noch nicht uneingeschränkt nutzbar. Trillionen Leute auf Tausenden Welten griffen in jeder Sekunde auf das Extranet zu. Wodurch die Kapazität schnell erschöpft war. Um das auszugleichen, wurden die Informationen in exakt kalkulierten Datenschüben gesendet, wobei der Platz in jedem Schub nach einem streng geregelten Prioritätensystem vergeben wurde. Oberste Priorität erhielten alle Organisationen, die sich um die Sicherheit in der Galaxis kümmerten. Danach kamen die verschiedenen offiziellen Regierungsstellen und das Militär jeder Rasse, die dem galaktischen Rat angehörte, dann die Medienuntemehmen. Was dann noch übrig blieb, wurde an den Höchstbietenden versteigert.
Praktisch der ganze übrig bleibende Platz wurde von Extranetprovidern aufgekauft, die ihn in winzige Segmente aufteilten und an ihre Abonnenten weitergaben. Je nach Provider und eingesetztem Kapital konnte man persönliche Updates auf stündlicher, täglicher oder wöchentlicher Basis erhalten.
Anderson musste sich darum keine Sorgen machen. Als Offizier der Allianz erhielt er alle fünfzehn Minuten Updates. Dass er an die offiziellen Mitteilungen auch private Nachrichten anhängen konnte, war eine der Vergünstigungen seines Rangs.
Auf ihn wartete nur eine einzige Nachricht. Er schaute finster, als er die Adresse des Absenders erkannte. Eigentlich war es keine Überraschung, aber er freute sich nicht gerade
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