Mass Effect 01 - Die Offenbarung
Frauen aus, deshalb wurden sie zu Opfern der typischen anti-matriarchalischen Tendenzen der Menschen.
Immerhin war er sich seines Vorurteils bewusst und gab sein Bestes, um dagegen anzugehen. Doch er wusste, dass unglücklicherweise jede Menge anderer Menschen ganz genauso dachten wie er und mehr als gewillt waren, sich ihren Neigungen hinzugeben. Das war nur ein weiterer Beweis dafür, dass sie noch eine Menge über den Rest der Galaxis zu lernen hatten.
Als er den Tänzern weiter zuguckte, fiel es ihm leicht, die kleinen Unterschiede in ihrer Physiognomie zu übersehen. Er hatte jede Menge Geschichten über Sex mit Außerirdischen gehört, er hatte sich sogar ein paar Videos angesehen. Anderson hielt sich selbst für einen aufgeschlossenen Menschen, aber so etwas stieß ihn ab. Im Falle der Asari konnte er aber die gegenseitige Anziehung verstehen. Und nach allem, was er gehört hatte, waren sie hochgradig begnadete Liebhaberinnen.
Aber deshalb war er nicht hier.
Gerade als er sich von der Bühne abwandte, watschelte der volusische Barmann herbei, um ihn zu bedienen. Auf der Heimatwelt der Voluser herrschte die eineinhalbfache Erdanziehungskraft, weshalb sie auch kleiner als Menschen waren. Ihre Körper waren so dick und schwer, dass sie fast wie Kugeln wirkten. Glichen die Turianer Falken, so ähnelten die Voluser eher Seekühen, die Anderson bei seinem letzten Besuch auf der Erde in einem Aquarium gesehen hatte: langsam, trampelig, fast schon komisch.
Die Atmosphäre auf der Citadel war dünner als die ihrer Heimatwelt. Deshalb trugen sie Atemmasken, die ihr Gesicht bedeckten. Aber Anderson war schon oft genug in Choras Nest gewesen, um diesen speziellen Voluser zu erkennen.
„Ich brauche einen Drink, Maawda."
„Selbstverständlich, Lieutenant", antwortete der Barmann. Seine Stimme kam keuchend durch die Atemmaske und die Hautfalten an seiner Kehle. „Was für eine Art von Erfrischung darf ich denn bringen?"
„Überrasch mich. Irgendwas Neues. Etwas Starkes."
Maawda nahm eine blaue Flasche aus dem Regal hinter sich und holte ein Glas unter dem Tresen hervor.
„Das ist Elasa", erklärte er, als er das Glas mit einer blass-grü-nen Flüssigkeit füllte. „Stammt von Thessia."
Die Heimatwelt der Asari. Anderson nickte, dann nahm er einen Probeschluck. Das Getränk war scharf und kalt, aber nicht unangenehm. Der Nachgeschmack war ziemlich stark und unterschied sich sehr vom ersten Eindruck. Es war ein bitteres Aroma mit ein wenig würziger Süße. Wenn er den Drink mit einem Wort hätte beschreiben sollen, hätte er ihn scharf genannt.
„Nicht schlecht", sagte er zustimmend und nahm noch einen Schluck.
„Manche nennen ihn Freund des Leids ", bemerkte Maawda und lehnte sich auf den Tresen. „Ein melancholischer Drink für einen melancholischen Mann."
Der Lieutenant musste lächeln. Ein volusischer Barmann erkannte Depressionen bei seinem menschlichen Kunden und hatte dabei genug Mitleid, um nach dem Grund zu fragen. Das war ein weiterer Beweis dafür, woran Anderson ganz fest glaubte: Abgesehen von allen kulturellen und physischen Unterschieden, hatte fast jede Spezies dieselben Grundbedürfnisse, Wünsche und Werte.
„Ich habe heute schlechte Nachrichten erhalten", antwortete er, während er mit dem Finger am Rand des Glases entlangfuhr. Er kannte die Kultur der Voluser nicht, deshalb wusste er nicht, wie er die Situation erklären sollte. „Weißt du, was eine Heirat ist?"
Der Barmann nickte. „Eine formalisierte Vereinigung zweier Partner, richtig? Eine institutionalisierte Bestätigung für das Paarungsverhalten. Mein Volk hat ein ähnliches Ritual."
„Nun, ich wurde gerade geschieden. Meine Frau und ich sind nicht mehr zusammen. Meine Ehe besteht seit heute nicht mehr."
„Das tut mir leid", keuchte Maawda. „Aber ich bin auch überrascht. In all den Jahren, die du hierherkommst, hast du nicht einmal eine Partnerin erwähnt."
Das war genau der Punkt. Cynthia lebte auf der Erde und er eben nicht. Entweder war er in der Citadel, oder er patrouillierte im Randsektor. Er war zuerst Soldat, dann erst Ehemann ... und Cynthia verdiente etwas Besseres.
Er kippte den Rest des Drinks in einem Zug runter, dann knallte er das Glas auf den Tresen. „Noch einen, Maawda."
Der Barmann füllte nach. „Vielleicht ist diese Situation ja nur vorübergehend", meinte er. „Vielleicht nimmst du die Partnerschaft ja irgendwann wieder auf."
Anderson schüttelte den Kopf. „Auf gar keinen Fall. Es
Weitere Kostenlose Bücher