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Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Mass Effect 01 - Die Offenbarung

Titel: Mass Effect 01 - Die Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Karpyshyn
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begann sich die Erdbevölkerung im Sonnensystem auszubreiten. Der Zugriff auf die Ressourcen anderer Planeten, Monde und Asteroiden ermöglichte den Bau von Kolonien auf orbitalen Raumstationen. Großangelegte Terraformingprojekte begannen, die leblose Oberfläche des Erdmondes in bewohnbares Gelände zu verwandeln. Und Eisennhorn ignorierte wie die meisten anderen diejenigen, die weiterhin behaupteten, das goldene Zeitalter der Menschheit sei ein sorgsam geplanter Schwindel, der schon Jahrzehnte zuvor begonnen hatte.
    „Offizier auf der Brücke", brüllte jemand.
    Alle sprangen auf und nahmen Haltung an. Captain Eisennhorn wusste sofort, ohne sich umsehen zu müssen, wer da gerade die Brücke betreten hatte. Admiral Jon Grissom war ein Mensch, dem man Achtung zollte. Emst und streng, wie er war, ging von ihm eine ganz eigene Anziehungskraft aus. Eine Autorität, die er schon durch seine reine Präsenz ausstrahlte.
    „Ich bin überrascht, dich hier zu sehen", sagte Eisennhorn im Flüsterton und wandte sich wieder der Szenerie vor dem Bordfenster zu, nachdem Grissom die Brücke durchquert und sich neben ihn gestellt hatte. Sie kannten sich seit fast zwanzig Jahren. Kennengelernt hatten sie sich als junge Rekruten während der Grundausbildung beim U. S. Marine Corps, zu einer Zeit, als es die Allianz noch gar nicht gab. „Bist du nicht derjenige, der stets sagt, dass die Fenster die Schwachstellen der Allianz-Schiffe sind?", erkundigte sich Eisennhorn.
    „Ich trage nur meinen Teil dazu bei, die Moral der Crew zu verbessern", flüsterte Grissom. „Deshalb dachte ich mir, dass ich den Ruhm der Allianz steigere, indem ich hier raufkomme und wehmütig und mit verklärtem Blick auf die Flotte schaue, so wie du."
    „Takt ist die Kunst, Erfolg zu haben, ohne sich Feinde zu machen", mahnte Eisennhorn. „Sir Isaac Newton hat das einst gesagt."
    „Ich habe keine Feinde", murmelte Grissom. „Ich bin ein gottverdammter Held, hast du das schon vergessen?"
    Eisennhorn betrachtete Grissom als Freund. Das änderte aber nichts daran, dass es schwierig war, ihn zu mögen. In beruflicher Hinsicht stellte der Admiral das perfekte Bild des Offiziers der Allianz dar: clever, hart und fordernd. Im Dienst umgab er sich mit einer Aura von klaren Zielen, unerschütterlichem Selbstvertrauen und absoluter Autorität, was seine Leute zu Loyalität und Hingabe animierte. Auf persönlicher Ebene konnte er launisch und mürrisch sein. Und das war schlimmer geworden, seit er als Held, der die gesamte Allianz repräsentierte, ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten war. Jahre im Rampenlicht hatten seinen harten Pragmatismus in zynischen Pessimismus verwandelt.
    Eisennhorn hatte erwartet, dass er wegen der PR-Reise verärgert sein würde - der Admiral war nie ein Freund von öffentlichen Auftritten gewesen. Aber Grissoms Laune war selbst für seine Verhältnisse düster. Deshalb fragte sich der Captain, ob noch etwas anderes in ihm vorging.
    „Du bist nicht nur gekommen, um vor der Abschlussklasse zu sprechen, habe ich recht?", fragte Eisennhorn immer noch flüsternd.
    „Das geht dich nichts an", entgegnete Grissom knapp, gerade so laut, dass der Captain es hören konnte. Nach einer Sekunde fügte er hinzu: „Du willst es auch gar nicht wissen."
    Die beiden Offiziere schwiegen einen Moment und schauten einfach aus dem Bordfenster auf die herannahende Station.
    „Gib's zu", sagte Eisennhorn dann und hoffte, den düsteren Sarkasmus des anderen Mannes zu durchbrechen, „wenn man die Station von Arcturus sieht, mit der gesamten Flotte der Allianz drumherum ... das ist schon beeindruckend."
    „Die Flotte sieht weit weniger beeindruckend aus, wenn sie erst mal über ein paar Dutzend Sternensysteme verteilt ist", konterte Grissom. „Wir sind viel zu wenige, und die Galaxis ist viel zu groß."
    Eisennhorn mussle zugeben, dass Grissom davon mehr verstand als irgendjemand sonst.
    Die Technologie der Protheaner hatte die menschliche Gesellschaft Hunderte von Jahren nach vorn katapultiert und ihr ermöglicht, das Sonnensystem zu erobern. Aber es hatte einer noch viel erstaunlicheren Entdeckung bedurft, um ihr die ungeheure Weite des Weltalls jenseits der eigenen Sonne zu eröffnen.
    Im Jahr 2149 hatte ein Team, das die äußersten Randbereiche des von Menschen besiedelten Alls erforschte, entdeckt, dass Charon, ein kleiner Mond, der Pluto umkreiste, in Wirklichkeit etwas ganz anderes war. Nämlich ein riesiges Stück ruhender protheanischer

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