Mass Effect 02 - Der Aufstieg
an Bord der Cyanid kaputtging. Wie alle Schiffe, Transporter und Vehikel der Migrantenflotte hatte auch der Geländewagen schon bessere Tage erlebt. Die meisten Spezies hätten ihn schon lange außer Dienst gestellt oder verschrottet. Die Quarianer waren aber stets knapp an Materialien und Ressourcen, weshalb sie sich diesen Luxus nicht leisten konnten.
Hilo fragte sich, wie lange die Aushilfsreparaturen das Fahrzeug noch lauffähig halten würden, bevor sie es endgültig aufgeben mussten und in seine Einzelteile zerlegen würden. Hoffentlich hielt es noch einige Monate. Vielleicht sogar ein ganzes Jahr, wenn sie Glück hatten.
Glück passt nicht zu uns Quartanern, überlegte er und beobachtete, wie der Wagen unter den Ladetoren stehen blieb.
Drei Gestalten sprangen heraus und signalisierten dem Schiff, die Ladetüren zu öffnen, damit sie den Frachtbehälter hineinfahren konnten. Hilo stand auf und kam nach unten, damit er alles gleich verstauen konnte. Er hatte die halbe Strecke hinter sich, quetschte sich gerade zwischen Tischen und Stühlen der kleinen Bordmesse hindurch, da hörte er Gewehrfeuer und Schreie.
Er griff zur Pistole an seinem Gürtel, trat die Stühle beiseite und rannte los, um seine Mannschaftskameraden zu unterstützen. Halb kletterte er, halb rutschte er die Leiter hinunter, die zur Ladebucht führte. Der Gedanke, zu spät zu kommen, machte ihn verrückt.
Er erreichte den Laderaum und erstarrte angesichts der Szenerie, die sich ihm bot.
Der Frachtbehälter war offen, doch es befand sich nichts darin. Die Mannschaft war tot, die Leichen lagen überall herum. Mehrere bewaffnete und gepanzerte Gestalten, die zu groß für Quarianer waren, durchsuchten den Raum nach Überlebenden. All das registrierte sein Geist im Bruchteil einer Sekunde. Was ihn umwarf, war der Anblick von Feda, Lige und Anwa, die ihre Waffen auf ihn richteten. Selbst so nah dran dauerte es eine Sekunde, bis er erkannte, dass es nur Doppelgänger waren.
Aber da war es auch schon zu spät. Einer feuerte, die Kugel bohrte sich durch seinen Oberschenkel und zerstörte das Muskelfleisch. Er schrie und ließ seine Waffe fallen. Dann waren sie über ihm. Zwei der Gestalten hielten ihn auf dem Boden fest, während die dritte mit gezogener Waffe über ihm aufragte. Hilo wehrte sich wie wild, er ignorierte die Schmerzen in seinem Oberschenkel und die Bedrohung durch die Pistole.
„Hör auf, und wir lassen dich am Leben“, sagte die über ihm stehende Gestalt in fließendem Quarianisch.
Selbst in seinem aufgewühlten Zustand war er in der Lage zu erkennen, wer da sprach. Feda hatte sie vor dem Mann gewarnt, den sie treffen wollten. Ein Exilant, der sein eigenes Volk verraten hatte. Jetzt war die Mannschaft der Idenna ihm in die Falle gegangen. Hilos Körper wurde schlaff, als er die Hoffnungslosigkeit seiner Situation erkannte.
Der Quarianer beugte sich tief zu ihm hinunter, die Waffe locker in der Hand. „Wer bist du?“
Er antwortete nicht.
„Ich habe dich nach deinem Namen gefragt“, wiederholte der Quarianer und schmetterte Hilo den Griff der Pistole gegen den Kopf. Augenblicklich sah er Sterne.
„Wer bist du?“ Wieder antwortete er nicht.
Erneut schlug Golo ihm mit der Pistole vor den Kopf. Hilo biss sich auf die Zunge. Er schmeckte Blut, verlor aber nicht das Bewusstsein.
„Ich bin Golo’Mekk vas Usela. Ich frage dich zum letzten Mal. Wie heißt du?“
Golo, Mannschaft der Usela.
„Dir steht dieser Name nicht zu!“, brüllte Hilo, seine Worte hallten im Helm wider. „Du bist vas Nedas! Holo nar Tasi!
Mannschaft von niemandem, Golo, Kind von niemandem. Ausgestoßen. Allein. Beschimpft.
Dieses Mal schlug Golo mit der Pistole so fest vor Hilos Helm, dass das Glas brach. Der ungewohnte, erschreckende Geruch der ungefilterten Luft, die mit Bakterien und Keimen verseucht war, strömte hinein.
Ein Adrenalinstoß geboren aus reiner, instinktiver Angst gab Hilos Gliedern neue Kraft, und er strampelte sich frei. Er kam auf die Knie und versuchte wegzulaufen. Aber die Kugel in seinem Oberschenkel hatte den Muskel in eine nutzlose Masse von Fasern und Gewebe verwandelt. Er fiel stattdessen vornüber und schlug mit dem Gesicht auf das Stahldeck der Landebucht.
Jemand landete auf seinem Rücken, und zwar so hart, dass er die Luft aus ihm herauspresste. Eine Sekunde später spürte Hilo einen scharfen, schmerzhaften Nadelstich in seinem Nacken, und dann ertrank sein Geist in warmem blauem Dunst.
Er merkte, wie er
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