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Mass Effect 02 - Der Aufstieg

Titel: Mass Effect 02 - Der Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Karpyshyn
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umgedreht wurde, aber er war zu schwach, um sich zur Wehr zu setzen. Er lag auf dem Boden, schaute hinauf in die Lichter an der Decke und konnte nicht sprechen. Der blaue Dunst wurde dicker und verschluckte ihn, während die Welt wegdriftete. Das Letzte, was er hörte, bevor er ohnmächtig wurde, war ein Mensch, der etwas sagte.
    „Du hast die Maske zerstört. Wenn er sich was einfängt und stirbt, wird mein Chef nicht sehr glücklich sein.“

9. Kapitel
     
    Langsamen und unsicher ging Gillian durch die Cafeteria. Die anderen Kinder redeten und lachten. Es war wie eine Wand aus überwältigenden und erschreckenden Geräuschen. Sie versuchte, sie zu ignorieren.
    Sie trug das Tablett mit dem Essen vor sich her, balancierte es vorsichtig bei jedem zitternden Schritt, während sie langsam zu dem leeren Tisch im hinteren Bereich des Raums ging. Dort saß sie jeden Tag, allein, so weit weg von dem Lärm und der Unruhe der anderen Kinder entfernt wie möglich. Immer wieder mal sorgte ein besonders lautes Geräusch wie ein schrilles Lachen oder das Scheppern, wenn ein Tablett zu Boden fiel, dafür, dass ihr Kopf urplötzlich hochschnellte, als wäre sie geschlagen worden. Sie war immer vorsichtig, damit ihr das Tablett nicht runterfiel.
    Anfangs war sie stets im Klassenzimmer geblieben, wenn es Mittagessen gab und die anderen in die Cafeteria rannten. Hendel oder Miss Sanders brachten ihr die Mahlzeiten, und sie aß an ihrem Tisch in herrlicher Stille und Einsamkeit. Aber das machte sie inzwischen nicht mehr. Sie versuchte, sich anzupassen.
    Gillian war sich schmerzlich bewusst, dass sie anders war. Und mehr als alles andere wollte sie normal sein. Aber die anderen Kinder erschreckten sie. Sie waren so schnell. So laut. Sie berührten sich ständig. Die Jungen schlugen sich auf den Rücken oder boxten sich gegen die Schultern. Manchmal schubsten sie sich auch gegenseitig herum und lachten über Witze, die Gillian nicht verstand. Die Mädchen steckten die Köpfe zusammen, hielten eine Hand vor den Mund und tuschelten mit einer Freundin, um ihr Geheimnisse zu erzählen. Sie kicherten, fassten sich am Handgelenk oder am Unterarm an oder nahmen die Hand einer Freundin in die eigene. Manchmal schaute Gillian zu, wie sie sich gegenseitig die Haare kämmten. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie das war. In einer Welt zu leben, in der physischer Kontakt das Fleisch nicht dazu brachte, wie Feuer zu brennen oder vor klirrender Kälte zu stechen.
    Immerhin ärgerte sie niemand oder veralberte sie. Zumindest nicht, wenn sie es hören konnte. Die meisten mieden sie, blieben auf Distanz. Aber Gillian bekam ihre Gesichtsausdrücke mit, wenn sie in ihre Richtung sahen. Verwirrung, Misstrauen, Verwunderung. Sie war eine Art Sonderling, den man am besten sich selbst überließ. Doch sie gab sich Mühe. Jeden Tag litt sie unter der Prüfung, durch die Cafeteria zu laufen, ihr Tablett langsam und sicher zum Tisch zu tragen. Sie hoffte, dass es mit der Zeit leichter werden würde, erträglicher. Bislang war das nicht geschehen.
    Als sie ihren Platz erreichte, setzte sie sich mit dem Rücken zur Wand auf denselben Stuhl wie immer, sodass sie die Cafeteria überblicken konnte. Dann begann sie, langsam und bedächtig zu essen. Dabei blickte sie voller Panik und voller Sehnsucht zu den anderen Kindern hinüber, unfähig, ihre Welt zu begreifen, aber darauf hoffend, dass sie eines Tages so wie die anderen sein konnte.
     
    ***
     
    Nick beobachtete Gillian, wie sie den mittleren Gang der Cafeteria hinabging. Als sie an ihrem Tisch vorbeikam, imitierte er das scharfe Bellen eines Hundes, den man getreten hatte. Das Mädchen wich zur Seite aus, beachtete ihn aber nicht weiter. Und sehr zu seinem Ärger ließ sie das Tablett nicht fallen.
    „Ha! Habe ich dir doch gesagt“, lachte Seshaun schadenfroh.
    Mürrisch gab Nick ihm den Schokokuchen, der ihr Wetteinsatz gewesen war.
    „Was ist eigentlich ihr Problem?“, fragte er das halbe Dutzend Jungen, die an dem Tisch saßen.
    „Sie hat irgendeine mentale Störung oder so was“, meinte einer. „Ich habe gehört, wie Hendel darüber geredet hat.“
    Bei dem Namen verzog Nick das Gesicht. Er war immer noch wütend, dass Hendel ihm den Arrest verpasst hatte.
    „Warum ist sie dann in unserer Klasse, wenn sie zurückgeblieben ist?“, wollte er wissen.
    „Sie ist nicht zurückgeblieben, Blödmann“, antwortete Seshaun. „Sie ist nur komisch.“
    „Ich wette, sie ist nicht mal Biotikerin“, fuhr

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