Mass Effect 02 - Der Aufstieg
überprüft.“
„Ich weiß, dass du das nicht magst. Aber ich muss sie noch mal überprüfen“, erklärte er. „Wegen der Vorkommnisse von gestern.“
Gillian kaute auf ihrer Lippe, dann nickte sie, beugte ihren Kopf vor und legte damit ihren Nacken frei.
Er griff in die Tasche seines Laborkittels und zog die Ampulle hervor, die Grayson ihm gegeben hatte. Aus einer anderen Tasche holte er eine lange Spritze.
„Das könnte jetzt weh tun“, warnte er, während er die Spritze aufzog.
Er schob den Kragen ihres T-Shirts etwas herunter und stach die lange Nadel in die Haut zwischen ihren Schultern. Vorsichtig glitt er mit der Spitze zwischen ihre Wirbel.
Wie von Cerberus angewiesen, hatte er ihr die letzte Dosis oral verabreicht und sie in einem Glas Wasser gelöst. Aber als Teil des laufenden Experiments musste jede weitere Dosis durch direkte Injektion in das Rückenmark erfolgen.
Gillian wimmerte leise, als er den Daumen auf den Kolben der Spritze drückte.
Jiro wusste nicht, was er Gillian genau verabreichte. Aber er verstand genug davon, um sich zu denken, dass es eine neurologisches Stimulanz war. Die vorhergehende Dosis war im Verdauungstrakt abgeschwächt worden, bevor sie von ihrem Blutkreislauf aufgenommen werden konnte. Im Kontrast dazu ging die injizierte Dosis direkt in das Rückenmark und sollte deutlich direktere und dramatischere Effekte zeigen.
„Schon vorbei“, sagte er und zog die Nadel heraus.
Gillian hob den Kopf, den Blick auf den Wasserfall gerichtet. Unwillkürlich hob sie eine Hand, um sich den Nacken dort zu reiben, wo die Nadel eingedrungen war.
Merkwürdig. Das hat sie vorher nie getan.
„Tut es weh?“, fragte er.
Das Mädchen antwortete nicht. Ihre Hand rutschte von ihrem Nacken ab. Ihr Arm hing an der Seite, schlaff und nutzlos.
„Gillian? Stimmt etwas nicht?“
Ihr Kopf pendelte zur Seite, die Augen verdrehten sich. Ihr Körper begann zu zittern, dann bebte er und zuckte. Sie kippte vornüber, Jiro schaffte es, sie aufzufangen, bevor ihr Kopf auf den Boden schlug.
Er legte sie auf die Seite, während sie infolge des Anfalls wild um sich trat und schlug.
„Oh Mann!“, fluchte er, als sich Schaum vor ihrem Mund bildete.
Hendel stürmte durch den Korridor des Schlaftraktes zum Atrium. Während er lief, versuchte er die Situation einzuschätzen.
Jiro ist vielleicht jemand ganz anders, als wir gedacht haben.
Er war deshalb nicht automatisch ein Feind, aber bis Hendel nicht wusste, was hier gespielt wurde, musste er mit dem Schlimmsten rechnen. Im Laufen zog er die Pistole aus dem Holster.
Er überlegte, ob er Unterstützung rufen sollte, verwarf den Gedanken dann aber schnell wieder. Jiro wusste nicht, dass seine Tarnung aufgeflogen war. Hendel wollte keinen Alarm auslösen und ihn so warnen.
Warum hat er Gillian mit ins Atrium genommen?
Er wusste nicht, was Jiro mit Gillian zu tun hatte oder ob er irgendwie dafür verantwortlich war, was in der Cafeteria geschehen war. Doch er würde es herausfinden … auf die eine oder andere Weise.
Um eine Ecke rutschend, krachte Hendel vor die Wand, fing sich aber mit Hüfte und Schulter ab, sodass er fast kein Tempo verlor.
Auf der Quarantäne Station waren ihm zu viele Leute. Er brauchte Abgeschiedenheit. Aber wozu?
Er umrundete eine weitere Ecke, rannte den kurzen Korridor hinunter und nahm eine Abzweigung zur Linken, die in den Wald des Atriums führte. Wenn Jiro Abgeschiedenheit brauchte, musste er Gillian von den Wegen herunterschaffen. Aber er konnte mit ihr nicht einfach querfeldein laufen. Sie hätte bei jedem Ast, der gegen sie geschlagen wäre, einen Anfall bekommen.
Die Lichtung am Wasserfall.
Mit Gillian im Schlepp musste Jiro dem langen, sich windenden Pfad folgen, der schließlich zur Lichtung führte. Hendel brauchte darauf keine Rücksicht zu nehmen. Er vertraute seinem Orientierungssinn, verließ den Pfad und brach durchs Unterholz. So bahnte er sich seinen eigenen Weg.
Äste peitschten ihm ins Gesicht und zerrten an seiner Kleidung. Er drückte den drahtigen Zweig einer elysianischen Tanne beiseite. Doch der sprang wieder zurück und kratzte mit seinen Nadeln über seine Wangen, wobei er hellrote Schrammen zurückließ.
Hendel ignorierte den Schmerz und jagte weiter, bis er die Lichtung erreichte. Jiro kniete auf dem Boden über Gillians Körper.
„Weg von ihr!“, brüllte Hendel und zielte mit der Pistole auf den jungen Wissenschaftler.
Der sah auf, Angst und Verwirrung im
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