Mass Effect 02 - Der Aufstieg
sich direkt in ihren rechten Haken. Der erwischte ihn am Kinn. Er grunzte vor Schmerz und stolperte rückwärts.
So leicht wollte seine Gegnerin ihn nicht davonkommen lassen. Sie setzte mit ein paar schnellen Tritten und Schlägen nach und blockte geschickt seine unbeholfenen Angriffe ab. Ein Schlag an seine Kehle ließ ihn nach Luft schnappen, ein Beinfeger warf ihn zu Boden. Als er erneut aufstehen wollte, knallte sie ein Knie zwischen seine Beine und beendete den brutalen Kampf.
Sie trat vor und schaute auf ihn hinab. Zusammengekauert lag er auf dem Boden und umklammerte seine schmerzenden Weichteile. Er versuchte, um Gnade zu betteln, aber als er den Mund öffnete, kam nur ein lang gezogenes Stöhnen heraus.
Sie kniete neben ihm, stieß mit zwei Fingern vor, steckte sie in seine Nasenlöcher und zog leicht daran. Der Schmerz war entsetzlich, und er jaulte auf.
„So, Schätzchen“, sagte Kahlee in einem Ton, der vor Spott nur so triefte, ihre Finger immer noch in seinen Nasenlöchern. „Jetzt stelle ich dir ein paar Fragen. Und du wirst sie mir alle beantworten.“
Schmerz ist etwas Gutes, du Wurm! Er lässt dich wissen, dass du noch lebst!
Als er Gillian erreichte, überstreckte Hendel ihren Kopf, blies zwei Atemstöße tief in ihre Lungen und drückte ihren Brustkorb zehn Mal in schneller Folge zusammen. Dann begann er wieder von vorn.
Er wollte erst mal nur, dass ihr Blut weiter zirkulierte und der Sauerstoff ihr Gehirn erreichte, bis Hilfe eintraf.
Halt sie nur am Leben. Halt sie bei dir.
Das Pumpen war erschöpfend, alles was unter einhundert Kontraktionen pro Minute lag, war zu wenig, um sie zu retten. Es war fast unmöglich, das grausame Tempo mehr als ein paar Minuten beizubehalten, selbst unter normalen Umständen. In seiner gegenwärtigen Verfassung war es hoffnungslos.
Wage es ja nicht zu sterben. In meiner Armee stirbt niemand!
Er atmete keuchend. Schweiß lief ihm über die Stirn und von da in die Augen. Die Muskeln in seinen Armen zitterten und drohten, sich völlig zu verkrampfen. Die Welt um ihn herum löste sich in einer Wolke aus Schmerz und Erschöpfung auf, während er Gillians Herz für sie schlagen ließ.
Eins … zwei … drei … vier … fünf … sechs … sieben … acht … neun … zehn … atmen … atmen …
Eins … zwei … drei … vier … fünf … sechs … sieben … acht … neun … zehn … atmen … atmen …
Eins … zwei … drei … vier … fünf … sechs … sieben … acht … neun … zehn … atmen … atmen …
Und dann legten sich Hände auf seine Schultern, zogen ihn weg. Er bekämpfte sie eine Sekunde lang kraftlos, bevor er erkannte, dass Hilfe eingetroffen war. Sobald er aus dem Weg war, beugten sich zwei Rettungssanitäter über Gillian. Der erste überprüfte mit dem Universalgerät ihre Lebensfunktionen.
„Code zwölf", bemerkte er knapp.
Die Männer gingen effizient an die Arbeit, perfektioniert durch Hunderte von Stunden der Übung. Der erste öffnete seine Medizintasche, holte eine Spritze heraus und injizierte Gillian ein Mittel, das den Sauerstoff in ihrem Blut anreicherte.
Der andere holte ein handflächengroßes Gerät hervor. Selbst in seinem benommenen Zustand erkannte Hendel es als einen Defibrillator. Den drückte der Sanitäter gegen ihre Brust und wartete, bis sein Partner die Injektion beenden und sich zurückziehen konnte, bevor er auf den Knopf drückte und Gillians Herz mit einer Serie von konzentrierten elektrischen Impulsen wiederbelebte.
„Ich habe einen Puls“, sagte sein Partner eine Sekunde später und gab die Daten bekannt, die er vom Universalgerät erhielt. „Die Sauerstoffsättigung sieht gut aus. Ich glaube, wir kriegen sie durch!“
Hendel, der immer noch halb saß und halb lag, wo die Sanitäter ihn hingeschleppt hatten, wusste nicht, ob er vor Freude jubeln oder vor Erleichterung weinen sollte. Stattdessen brach er zusammen und wurde ohnmächtig.
12. Kapitel
Grayson schwankte in sein Wohnzimmer. Er trug nur einen Hausmantel ohne irgendwas darunter. Sein Kopf schwamm noch wegen der Nachwirkungen des roten Sandes, den er gestern Abend genommen hatte. Aber als er versuchte, den Stift auf dem Kaffeetisch tanzen zu lassen, blieb der dort reglos liegen und schien ihn zu verspotten.
Du kommst runter. Kannst nicht mal mehr einen Stift bewegen. Wenn du nicht aufpasst, bist du in einer Stunde nüchtern.
Er wollte mehr, aber stattdessen zwang er sich, seine eingehenden Nachrichten zu lesen. Er war
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