Mass Effect 02 - Der Aufstieg
Dutzend anderer Welten im Terminus-System fortgesetzt.
Er erkannte jetzt, dass die neue Wertschätzung für die quarianische Gesellschaft, die er erfahren hatte, und die ihr zugrunde liegende Lehre der Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft für ein höheres Ziel den eigentlichen Kern der Pilgerreise bildeten. Viele Quarianer hatten die Migrantenflotte als Kinder verlassen, unerfahren und rebellisch. Nachdem sie erlebt hatten, wie andere Gesellschaften lebten, kamen die meisten als Erwachsene zurück: weiser und bereit, die hehren Ideale der quarianischen Kultur hochzuhalten. Natürlich gab es ein paar, die nicht zurückkehrten. Die den Kollektivismus der Flotte ablehnten und stattdessen die Prüfungen und Beschwernisse einer einsamen Existenz vorzogen.
Für Lemm war das nichts, aber er konnte auch noch nicht zur Flotte zurück. Obwohl er eine wichtige Lektion gelernt hatte, war seine Pilgerreise noch nicht beendet. Damit er zurückkehren konnte, musste er etwas von signifikantem Wert für die quarianische Gesellschaft finden und es einem der Schiffskapitäne als Geschenk anbieten. Wurde das akzeptiert, konnte er den Nachnamen nar Tesleya ablegen und den vas-Nachnamen des Schiffes seines neuen Kapitäns annehmen.
Deshalb war er nach Omega zurückgekehrt, obwohl er den Ort verachtete. Und nur aus diesem Grund trieb er sich auf den Straßen herum und suchte einen Quarianer namens Golo.
Der Name war berüchtigt unter den Bewohnern der Migrantenflotte. Anders als diejenigen, die die Flotte freiwillig verlassen hatten oder die nie von der Pilgerreise zurückkehrten, war Golo von der Admiralität verbannt worden. Als Verräter an seinem eigenen Volk gebrandmarkt, war Golo an den einzigen Ort in der Galaxie gegangen, der all das verhöhnte, wofür die Quarianer standen und woran sie glaubten. Irgendwie hatte er hier überlebt und sogar davon profitiert, obwohl Lemm die Entscheidung, ihn zu verbannen, gut verstehen konnte.
Jeder, der ein Leben im niederträchtigen Gefüge von Omegas liederlicher Gesellschaft aufbauen konnte, musste grausam, rücksichtslos und völlig vertrauensunwürdig sein.
Lemm reiste mit leichtem Gepäck. Er trug einen simplen Schutzanzug mit einfachen kinetischen Schilden. Ein Rucksack mit Ausrüstung hing über seinem Rücken. Sein wertvollster Besitz war ein Gewehr, ein Geschenk, das ihm der Kapitän der Tesleya für seine Pilgerreise geschenkt hatte: eine Großkaliberwaffe von Armax Arsenal aus turianischer Fertigung mit fortschrittlichem Zielsystem und Rückschlagmodifikatoren.
Aber das Gewehr war nicht das Einzige, womit er bewaffnet war. Bevor er die Flotte verlassen hatte, hatten alle Quarianer ein hartes, sechswöchiges Programm zu absolvieren, das sie auf die Wochen, Monate oder gar Jahre vorbereiten sollte, in denen sie selbstständig überleben mussten, bevor ihre Reise ein Ende fand. Zum breit gefächerten Lehrprogramm gehörten eine Waffenausbildung samt Kampftraining, Unterricht in Geschichte, Biologie und über die Kulturen aller wichtigen Spezies. Dazu kamen grundlegende Erste-Hilfe-Kenntnisse, ein Basis-Flugtraining und Navigationsunterricht für eine große Anzahl verschiedener Raumschifftypen, und schließlich eine technologische Ausbildung, bei der es um Verschlüsselung, Elektronik im Allgemeinen und das Hacken von Computern ging.
Jeder Quarianer, der die Sicherheit der Flotte verließ, war sehr gut auf gefährliche Situationen vorbereitet. Das Wichtigste, was sie lernten, war, dass man Ärger am leichtesten überlebte, indem man ihn umging. Als Lemm daher Schüsse hörte, die einige Blocks von ihm entfernt erklangen, war sein erster Gedanke, das Gewehr von seinem Rücken zu reißen und Deckung zu suchen.
Geduckt in einer dunklen Einfahrt fiel ihm ein, wie er diese Welt beim letzten Mal erlebt hatte. Die Straßen von Omega waren belebt gewesen, trotz der permanenten Bedrohung durch Räuber, Schlägereien und selbst Morde. In diesem Distrikt waren die Straßen wegen eines Bandenkrieges wie leergefegt. Er hatte nur eine Handvoll Menschen gesehen, die von einem Gebäudekomplex zu einem anderen huschten in der Hoffnung, nicht bemerkt zu werden.
Die Angst war verständlich. Auf Lemm hatten bereits zweimal Scharfschützen gefeuert, die sich in höheren Stockwerken verbargen. Der erste hatte ihn verfehlt und traf den Boden nahe seinen Füßen. Die Kugel des Zweiten wäre in seinen Schädel eingedrungen, hätten seine kinetischen Schilde ihn nicht geschützt. In beiden Fällen
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