Mass Effect 02 - Der Aufstieg
Ihren Job.“
Kahlee tauschte mit Hendel einen Blick aus. Dann wandte sie sich an Grayson und nickte.
„Gut. Sie können mitkommen“, sagte er. „Aber wir müssen sofort los, und wir sagen niemandem, wohin wir gehen. Wenn noch weitere Agenten von Cerberus an der Akademie sind, will ich ihnen keine Möglichkeit geben, uns zu folgen.“
„Das klingt logisch“, stimmte Kahlee zu, wandte sich dann aber an Hendel. „Bist du dabei?“
Er zögerte, bevor er antwortete. „Wenn ich gleichzeitig Gillian und dich im Auge behalten will, dann habe ich wohl keine andere Wahl.“ Er schaute Grayson an. „Ich bin dabei.“
Grayson wandte sich an Gillian und hockte sich hin, damit ihre Augen auf gleicher Höhe waren. Sie wirkte immer noch ängstlich.
„Es ist alles in Ordnung, Gigi“, sagte er sanft. „Niemand ist mehr böse. Jetzt gehen wir alle auf eine Reise, okay?“
Es dauerte mehrere Sekunden, bis sie die Situation verarbeitet hatte. Dann verschwand die Furcht und wurde durch ihren typischen neutralen Gesichtsausdruck ersetzt. Sie nickte.
Die vier gingen durch das Krankenhaus zu den Landebuchten. Fünf Minuten später waren sie an der Sicherheitsschleuse. Trotz mehrerer neugieriger Blicke der Wachtposten kamen sie dank Hendel schnell durch. Zehn Minuten später waren sie an Bord des Schiffes und flogen von der Station weg. Grayson saß am Steuer, während Hendel, Kahlee und Gillian angegurtet auf den Passagiersitzen im hinteren Teil Platz genommen hatten.
Er hatte Gillian und war jetzt endlich weg von der Akademie. Sobald sie auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigten, konnte ihnen niemand mehr folgen. Er musste aber immer noch einen Weg finden, um mit den beiden ungewollten Mitreisenden fertig zu werden. Doch er arbeitete bereits an einem Plan.
Eine physische Konfrontation stand außer Frage. Der Sicherheitschef war nicht nur größer als er, er war zudem ein Biotiker, der eine Pistole an der Hüfte trug. Grayson wusste aus den Personalakten von Mitra und Sanders, dass beide im Nahkampf ausgebildet waren.
Wenn du nicht halb zugedröhnt gewesen wärst, als du diese Reise begonnen hast, dann wärst du vielleicht clever genug gewesen, eine Waffe mit ins Cockpit zu nehmen.
Er hatte nichts dabei, womit er sie betäuben konnte. Und selbst wenn doch, bezweifelte er, dass es Hendel entgangen wäre, wenn er irgendwelche Lebensmittel oder ein Getränk damit behandelt hätte.
Glücklicherweise war Grayson nicht allein. Er gab eine codierte Botschaft ein und sandte sie ab, bevor er den Kurs nach Omega festlegte.
Schauen wir doch mal, wie Hendel mit Pel und seinen Leuten zurechtkommt, dachte er und spürte den leichten Druck der Gravitationskraft, die ihn in den Sitz presste, als sie über Lichtgeschwindigkeit beschleunigten.
Erst da gönnte er sich einen langen Seufzer der Erleichterung.
14. Kapitel
Vor sechs Standardwochen hatte Lemm’Shal nar Tesleya wie viele junge und naive Quarianer beschlossen, Omega auf seiner Pilgerreise zu besuchen. Mit reichlich romantischen Vorstellungen über das Leben außerhalb der engen Grenzen der Migrantenflotte war er von dem Gedanken fasziniert gewesen, dass Millionen Bewohner aller Spezies und aus allen Kulturen auf engem Raum zusammenlebten, unbehindert von Gesetzen oder einer Regierung. Er hatte gehofft, hinter jeder Ecke aufregende Abenteuer zu entdecken und die Freiheit zu erleben, tun zu dürfen, was immer er wollte.
Lemm hatte nicht sehr lange gebraucht, um die harte Realität zu erkennen. Omega war ein Schmelztiegel von Gewalt und Verbrechen. Der Tod lauerte in Gassen und dunklen Ecken. Die Station war ein El Dorado für Sklavenhändler. Er selbst war Zeuge geworden, wie weinende Männer, Frauen und Kinder wie Vieh vorgeführt und verkauft wurden. Ohne Gesetze oder Regierung galt das Recht des Stärkeren. Der Starke überlebte, und die Schwachen litten entsetzlich. Aber niemand kann ewig stark bleiben, und er wusste, dass auch jene, die jetzt an der Spitze standen, eines Tages stürzen würden.
Er erfuhr auch, dass die Bewohner von Omega in permanenter Angst lebten und sich deshalb mit einer Mauer aus Wut und Hass umgaben, um damit umgehen zu können. Von Selbstsucht und Habgier getrieben war ihr Leben brutal, erbärmlich und kurz. Er bedauerte ihre jämmerliche Existenz und dankte seinen Vorfahren für deren starkes Zusammengehörigkeitsgefühl, das sie in seinem Volk verankert hatten. So hatte er Omega irgendwann verlassen und seine Reise über ein halbes
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