Mass Effect 02 - Der Aufstieg
Boden, während sie einen Freund oder Verwandten besuchten. Ein paar schliefen sogar. Alle trugen ihre Schutzanzüge.
„Tragen sie die Anzüge wegen uns?“, fragte Hendel.
Seeto schüttelte den Kopf. „Wir nehmen unsere Schutzanzüge nur sehr selten ab, mit Ausnahme der privatesten Dinge oder intimer Treffen.“
„Wir arbeiten hart daran, um unsere Schiffe zu erhalten“, fügte Isli hinzu, „aber die Wahrscheinlichkeit, dass eine Wand ein Leck bekommt oder ein Maschinenschaden auftritt, ist bei uns allgegenwärtig.“
Auf den ersten Blick erschien ihre Erklärung sinnvoll. Kahlee vermutete jedoch, dass mehr dahintersteckte. Risse in der Hülle und Maschinenschäden traten nur extrem selten auf. Selbst in älteren, heruntergewirtschafteten Schiffen. Und eine einfache Atemluftkontrolle konnte zusammen mit einem Element-Zero-Detektor die Leute an Bord alarmieren, lange bevor ihnen irgendetwas passierte.
Es schien vielmehr, dass das Tragen der Schutzanzüge eine tief verwurzelte Tradition geworden war. Eine Angewohnheit, geboren aus dem unentrinnbaren Mangel an Privatsphäre auf den überbevölkerten Schiffen. Die Masken und Schichten von Kleidung bauten in einer Gesellschaft, in der es keine Einsamkeit gab, einen physischen, emotionalen und psychologischen Puffer auf.
„Wie geht ihr auf die Toilette?“, fragte Gillian zu Kahlees Überraschung. Sie hatte erwartet, dass das Mädchen sich in sich selbst zurückziehen würde, um all dem Lärm zu entgehen.
Vielleicht gibt ihr der Schutzanzug etwas Privatsphäre.
„Wir haben Toiletten und Duschen auf den unteren Decks“, erklärte Seeto. „Die Räume sind versiegelt und steril. Es ist einer der wenigen Orte, an dem wir uns so sicher fühlen, dass wir die Schutzanzüge abnehmen.“
„Was ist, wenn ihr nicht auf einem quarianischen Schiff seid?“, wollte Gillian wissen.
„Unsere Anzüge sind dazu ausgerüstet, die Fäkalien mehrerer Tage in einem verschlossenen Teil zwischen der inneren und äußeren Schicht des Anzugs zu lagern. Der Anzug kann dann gespült und die Abfälle in jede übliche Sanitäreinrichtung abgelassen werden, wie bei einer Toilette in einem Shuttle. Und das, ohne dass der Träger Kontakt mit der Außenwelt bekommt und sich kontaminieren kann.“
Plötzlich lief Seeto vor und zog einen der Vorhänge vor einer Nische weg. „Hier wohne ich“, erklärte er aufgeregt.
Kahlee sah einen vollgestopften, aber aufgeräumten Raum. Eine Schlafmatte lag in einer Ecke. Ein kleiner Ofen, ein Videoschirm und ein Computer standen an einer der Seitenwände. Mehrere Stoffe in grellem Orange schmückten die Wände. Die Farbe passte zu dem Vorhang, der vor dem Eingang hing.
„Lebst du hier allein?“, fragte Kahlee, und Seeto lachte erneut über die Dummheit der Menschen.
„Ich teile den Raum mit meiner Mutter und meinem Vater. Meine Schwester hat hier auch viele Jahre gelebt, bis sie auf ihre Pilgerreise ging. Jetzt ist sie bei der Mannschaft der Rayya.“
„Wo sind deine Eltern im Moment?“, fragte Gillian, und Kahlee meinte, darin ein wenig Sehnsucht mitschwingen zu hören.
„Mein Vater arbeitet auf den oberen Decks als Navigator. Meine Mutter ist normalerweise im zivilen Rat, der Kapitän Mal berät. Aber diese Woche arbeitet sie freiwillig auf dem Lebensschiff. Sie wird in zwei Tagen zurück sein.“
„Was ist mit dem orangefarbenen Stoff, der an den Wänden hängt?“, fragte Kahlee. „Hat er eine Bedeutung?“
„Er bedeutet, dass meine Mutter die Farbe Orange mag“, lachte Seeto und ließ den Vorhang wieder fallen, als sie weitergingen.
Sie passierten die übrigen Nischen, bis sie einen weiteren Aufzug erreichten.
„Ich werde die Menschen von hier an allein eskortieren“, sagte Isli zu Ugho und Seeto gewandt. „Ihr beiden meldet euch zur normalen Schicht.“
„Es tut mir leid, aber hier muss ich mich verabschieden“, sagte Seeto mit einer höflichen Verneigung. „Ich hoffe, dass ich euch bald wiedersehe.“
Ugho verbeugte sich ebenfalls, sagte aber nichts.
Der Aufzug öffnete sich, und sie folgten Isli hinein. Die Türen schlossen sich, und sie fuhren hoch zur Brücke. Als sie hinaustraten, war Kahlee erstaunt, dass sie einige weitere Nischen sah, die an einer Seite des Ganges errichtet waren. Offensichtlich war Raum so wertvoll, dass selbst wenige Meter von der Brücke entfernt jeder Zentimeter genutzt wurde.
„Das sind die Quartiere des Kapitäns“, erklärte Isli, als sie hinter einer der Nischen in Richtung
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