Mass Effect 02 - Der Aufstieg
Brücke gingen, und übernahm die Rolle des Reiseführers, nachdem Seeto nicht mehr dabei war. Der blaugrüne Vorhang war komplett zugezogen und blockierte den Blick hinein. Aber wenn man die Breite des Ganges und die beiden Stahlplatten, die die Seitenwände bildeten, in Betracht zog, schätzte Kahlee, dass der Raum des Kapitäns dieselbe Größe wie jeder andere hatte.
Als sie auf der Brücke eintrafen, bemerkte Kahlee überrascht, dass dieser Ort anders als das restliche Schiff nicht übervölkert war. Es waren zwar immer noch eine Menge Leute auf engsten Raum gezwängt, ein Steuermann, zwei Navigatoren, ein Kommunikationsoffizier und verschiedene andere Mannschaftsmitglieder, doch das war auf jedem Allianzschiff genauso. Der Kapitän saß in einem Sessel in der Mitte der Brücke, und Lemm, sein verwundetes Bein immer noch im schützenden Gehverband, stand hinter ihm. Der Kapitän erhob sich und kam auf die Besucher zu, während Lemm hinter ihm herhumpelte.
„Kapitän Ysin’Mal vas Idenna“, sagte Lemm und stellte sie vor. „Erlaube mir, dir Kahlee Sanders und ihre Begleiter Hendel Mitra und Gillian Grayson vorzustellen.“
„Du und deine Freunde seid willkommen an Bord der Idenna“, sagte der Kapitän und streckte jedem seine Hand hin. Wieder schreckte Gillian nicht vor dem Kontakt zurück, obwohl sie diesmal nicht den Mut fand, etwas zu sagen.
Es muss an dem Schutzanzug liegen, dachte Kahlee.
Kapitän Mal sah nach Kahlees Meinung exakt wie jeder andere männliche Quarianer aus, den sie je getroffen hatte. Sie wusste, dass ihre Beobachtung nicht rassistisch vorbelastet war. Selbst wenn man die Tatsache in Betracht zog, dass viele der physischen Unterschiede von den Anzügen verdeckt wurden, war es eine zutreffende Verallgemeinerung, wenn man sagte, dass alle praktisch gleich aussahen. Sie waren von fast gleicher Größe und gleichem Körperbau und variierten weitaus weniger als etwa Menschen.
Außer Lemm, der wegen seines Verbands leicht zu identifizieren war, hatte sie gelernt, die Quarianer durch subtile Unterschiede in der Kleidung voneinander zu unterscheiden. Seeto zum Beispiel hatte eine kleine, aber bemerkbare Verfärbung auf der linken Schulter seines Schutzanzugs. Als wäre der Anzug dort abgenutzt. Wenn Hendel und Grayson beide Schutzanzüge trugen, war es leicht, sie zu unterscheiden, ohne zu irgendwelchen Tricks greifen zu müssen. Hendel war fünfzehn Zentimeter größer als Gillians Vater und fünfunddreißig Kilo schwerer.
So ist es auch mit allen anderen Spezies, überlegte Kahlee. Aus irgendwelchen Gründen haben die Menschen größere genetische Unterschiede als der Rest der Galaxie. Es war ihr zuvor nie so aufgefallen, zumindest nicht bewusst, aber hier auf der Brücke der Idenna war es nicht zu übersehen.
Das wird uns auch so ergehen, dachte sie, als Hendel die Hand des Kapitäns schüttelte. Der große Mann war eine Mischung aus nordischen und indischen Ahnen, die auf der Erde mittlerweile die Norm war. Das unausweichliche Nebenprodukt war eine physisch homogenere Bevölkerung. Im 22. Jahrhundert war blondes Haar eine Seltenheit, und natürliche blaue Augen gab es gar nicht. Aber mit Haarfärbemitteln, Hauttönungen und farbigen Kontaktlinsen war das leicht zu ändern.
„Im Namen meiner Mannschaft heiße ich euch herzlich Willkommen“, sagte der Kapitän und brachte Kahlee dazu, sich wieder der Gegenwart zu widmen. „Es ist eine Ehre für mich, euch zu treffen.“
„Die Ehre ist ganz auf unserer Seite, Kapitän Mal“, antwortete Kahlee. „Du hast uns aufgenommen, als wir nicht wussten, wo wir hin sollten.“
„Auch wir sind Wanderer“, erwiderte der Kapitän. „Wir haben in der Migrantenflotte Sicherheit und Geborgenheit gefunden, und ich biete euch diese Sicherheit nun auch an.“
„Danke“, antwortete Kahlee.
Der Kapitän verneigte sich. Dann legte er eine Hand auf ihre Schulter und zog sie so nah heran, damit er leise sprechen konnte und sie ihn trotzdem noch durch den Stimmmodulator in seiner Maske verstehen konnte.
„Unglücklicherweise ist die Sicherheit der Migrantenflotte trügerisch“, flüsterte er.
Kahlee wurde von der kryptischen Warnung überrascht und hatte keine Antwort parat. Glücklicherweise schien er auch keine zu erwarten. Er nahm seine Hand von ihrer Schulter, trat zurück und nahm das Gespräch in normaler Lautstärke wieder auf.
„Abgesandte vom Konklave und der Admiralität sind auf die Idenna gekommen, um mit dir zu sprechen“,
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