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Massiv: Solange mein Herz schlägt

Massiv: Solange mein Herz schlägt

Titel: Massiv: Solange mein Herz schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massiv mit Mariam Noori
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enthauptet werde. Unser Fahrer schimpft auf Arabisch, ich solle meinen kahlen Schädel nicht so weit rausstrecken, wenn ich nicht bald kopflos durch Palästina laufen wollte. Ronny Boldt von Sony begleitet mich auch dieses Mal, sein Gesicht hat eine kalkweiße Farbe angenommen. Ronny hat immer die Miene eines verängstigten Kälbchens, selbst wenn er keine Angst hat. Jetzt aber sendet sein Körper derart viele Signale der Unsicherheit und Furcht aus, man kann sie beinahe riechen. Seine Pupillen flattern von einem Punkt zum nächsten, die Knie schlottern, der Kopf wackelt hin und her wie ein Schaukelpferd. Er bereut es bestimmt ungemein, mitgekommen zu sein, denke ich mir und muss mir ein Grinsen verkneifen. In unserer Zeit der Zusammenarbeit hat er schon einige Male miterlebt, wie oft ich bedroht und angegriffen wurde. Er war einerseits fasziniert, andererseits schockiert darüber, wie viele Menschen mir eigentlich nach dem Tod trachteten. Ich denke, die Betreuung meiner Person empfand er oft wie einen schlechten Horrorfilm, und die Reise nach Palästina toppte alle bisherigen Szenarien.
    Wir kennen Palästina nur vom Hörensagen oder aus den Nachrichten – was nicht gerade ein positives Licht auf das Land wirft. Krieg, Terror und Unterdrückung sind die ersten Assoziationen, die wir mit Palästina verbinden. Wegen meiner familiären Herkunft bin ich zumindest neugierig, aufgeschlossen und aufgeregt, das Land meiner Vorfahren zu erkunden, Ronny hingegen ist nervös, eingenommen und verängstigt, was ich durchaus verstehen kann. Der Anblick von Panzern, zerbombten Häusern, Kindern ohne Arme und Soldaten mit Gewehren bietet allen Grund zur Sorge. Wahrscheinlich bekommt er eine Menge Geld von Sony, andernfalls würde er sich das wohl kaum antun.
    Die Probleme hatten schon am Flughafen in Tel Aviv begonnen. Dort wurde mir zum ersten Mal richtig bewusst, dass diese Reise kein Zuckerschlecken werden würde. Kaum war ich aus dem Flugzeug gestiegen, hatte sich die gesamte Aufmerksamkeit der Sicherheitskräfte schon auf mich gerichtet. Ich war nicht nur ein Palästinenser auf israelischem Territorium; mit meinen Tätowierungen, dem Palästinensertuch um den Hals und der Kameragefolgschaft gehörte ich sofort in die Feindbild-Schublade. Ich wurde noch am Schalter abgefangen und von einem Sicherheitsmann aufgefordert, ihm zu folgen. Ronny verzog die Mundwinkel, sein Blick verriet, dass er kurz vor einem Kollaps stand. Hektisch zog er das Schreiben des Goethe-Instituts und der Deutschen Botschaft aus der Tasche, das zeigen sollte, warum ich nach Palästina wollte, doch der Mann machte eine gleichgültige Handbewegung und gab uns damit zu verstehen, dass wir nicht mehr in Deutschland seien – ein Stück Papier hatte hier keinen Wert mehr. Ich folgte ihm wortlos, und er brachte mich in einen Raum, wo bereits zwei Männer, wie arrangiert, auf mich warteten. Einer von ihnen, er hatte milchfarbene Haut und dunkle Haare, fragte mich, was ich in Tel Aviv verloren hätte. Ich erklärte ihm, dass ich Deutsch-Palästinenser sei, Interesse an einem Kulturaustausch habe und deshalb in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und der Deutschen Botschaft nach Palästina gereist sei, um dort in den nächsten Tagen in verschiedenen Städten gemeinnützige Konzerte für die Straßenkids zu geben. Als Beweis legte ich ihnen mein Schreiben auf den Tisch, für das sie sich allerdings nicht die Bohne interessierten. Sie sahen einander an, als sei ich ein entlarvter Terrorist, nickten und verließen wortlos den Raum. Zehn Minuten später kamen sie wieder zurück.
    »Gehören Sie einer terroristischen Vereinigung an?«, fragte das Milchgesicht auf Englisch. Ich dachte, ich hätte mich verhört, doch der Mann wiederholte seine Frage, dieses Mal in einem spitzeren Ton.
    »Natürlich nicht, ich bin Rapper«, antwortete ich irritiert.
    »Was bedeutet Al Massiva ? Soll das eine Anspielung auf Al-Qaida sein?«, wollte der andere wissen, der eine schiefe Boxernase hatte. Ich unterdrückte einen Lacher und wunderte mich gleichzeitig, woher sie überhaupt von Al Massiva wussten.
    »Nein, es ist nur der Name meines Labels.«
    »Hat es einen bestimmten Grund, dass Sie Ihr Label so genannt haben?« Der mit der Boxernase – ich glaube, er sollte den guten Bullen mimen – sah mich an, als würde er die Antwort in meinen Augen finden können. Ich fühlte mich wie vor Gericht, dabei war ich mit guten Absichten hierhergekommen. Doch nun wurde ich verhört, als

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