Mathias Sandorf
entreißen können – und das durch die Schuld Kap Matifu’s. Man konnte diesem aber deswegen doch nicht zürnen.
Obgleich der Doctor sich noch fernere acht Tage in Catania aufhielt, war es ihm doch nicht möglich, irgend welche Nachrichten über Sarcany zu erhalten. Wenn dieser wirklich die Absicht gehabt hatte, mit Zirone in Sicilien zusammenzutreffen, so waren seine Absichten inzwischen jedenfalls andere geworden, sobald er erfahren, daß der dem Doctor Antekirtt gestellte Hinterhalt verrathen worden war und Zirone selbst den Tod dabei gefunden hatte.
In diesen Feuerbrunnen schleuderte Kap Matifu Zirone. (S. 391.)
Am 8. September stach der »Ferrato« wieder in See und fuhr mit vollem Dampf nach Antekirtta, woselbst er nach einer schnellen ungetrübten Ueberfahrt eintraf.
Dort schickten sich der Doctor, Peter und Luigi an, die Projecte wiederaufzunehmen und weiter zu erwägen, in deren Ausführung ihr ganzes Leben gipfelte. Es handelte sich jetzt zunächst darum, Carpena aufzufinden, der wissen mußte, was aus Sarcany und Silas Toronthal geworden war.
Zum Unglück für den Spanier, welcher der Vernichtung der Bande Zirone’s dadurch entging, daß er in der Locanda von Santa Grotta zurückblieb, war seine Freiheit nur von kurzer Dauer.
Zehn Tage später meldete einer der Agenten des Doctors diesem, daß Carpena soeben in Syrakus verhaftet worden wäre – nicht als Genosse Zirone’s, sondern eines Verbrechens wegen, welches er vor fünfzehn Jahren schon begangen hatte, eines Todtschlages, wegen dessen er Almayata in der Provinz Malaga verlassen hatte und nach Rovigno in Istrien gewandert war.
Drei Wochen später wurde Carpena, nachdem dem Wunsche nach Auslieferung Folge geleistet war, zu lebenslänglicher Galeerenstrafe verurtheilt und er an die marokkanische Küste, nach Ceuta befördert, einer der größten Sträflingskolonien Spaniens.
»Endlich befindet sich einer dieser Verbrecher im Bagno, sagte Peter, und für immer.
– Für immer?… Nein! erwiderte der Doctor. Wenn Andrea Ferrato auch im Gefängnisse gestorben ist, so braucht Carpena darum noch nicht im Bagno zu sterben!«
Ende des dritten Theiles.
Fußnoten
1 Gegenwärtig sollen die Arbeiten in Angriff genommen werden, welche die Casa Inglese zu einem Observatorium umgestalten; die Kosten bestreitet die italienische Regierung und der Magistrat in Catania.
Vierter Theil.
Erstes Capitel.
Das Präsidio von Ceuta.
Am 21. September, drei Wochen nach den zuletzt erzählten Ereignissen, deren Schauplatz Catania gewesen war, dampfte eine Yacht – es war der »Ferrato« – von einer nordöstlichen Brise getrieben, zwischen derjenigen Spitze Europas, die im spanischen Lande englisches Eigenthum ist, und dem Vorgebirge von Almina, das auf marokkanischem Gebiete spanischer Besitz ist, eilig dahin. Vier Distanzpunkte zählt man von einem Vorgebirge zum anderen. Wenn man der Götterlehre Glauben beimessen darf, war es Hercules gewesen, der, ein Vorgänger des Herrn von Lesseps, sie für den Strom des atlantischen Meeres schuf, indem er mit einem Keulenschlage diesen Theil des mittelländischen Peripels spaltete.
Pointe Pescade hätte es gewiß nicht verabsäumt, seinen Freund Kap Matifu auf den im Norden liegenden Felsen von Gibraltar und auf den Felsen Hacho im Süden aufmerksam zu machen. Calpe und Abyla sind die Säulen, welche noch den Namen von Kap Matifu’s berühmten Ahn tragen. Kap Matifu hätte, wenn er dabei gestanden, zweifellos dieses Kraftstück nach Verdienst belobt, ohne daß der Neid sein bescheidenes und anspruchloses Gemüth bewegt haben würde. Der provençalische Hercules hätte sich ganz gewiß vor dem Sohne Jupiter’s und der Alkmene gebeugt.
Allein weder Kap Matifu noch Pointe Pescade befanden sich unter den Passagieren der Dampf-Yacht. Der Eine hatte noch den Genossen zu pflegen und daher mußten Beide auf Antekirtta zurückbleiben. Sollte später ihre Hilfe benöthigt werden, so sollten sie mittelst Depesche herbeigerufen und auf einem der »Electrics« schnell übergesetzt werden.
Der Doctor und Peter Bathory befanden sich allein an Bord des »Ferrato«, der vom Kapitän Köstrik als erstem, von Luigi als zweitem Lieutenant befehligt wurde. Die letzte Expedition, die sich nach Sicilien richtete und den Zweck verfolgte, die Spuren von Sarcany und Silas Toronthal ausfindig zu machen, hatte keinen Erfolg gehabt, weil Zirone dabei den Tod gefunden. Es handelte sich jetzt also darum, die Fährte wieder
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