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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Umständen anheimgeben, ob der Spanier mit Gewalt entführt oder ihm die Entweichung aus dem Präsidio von Ceuta erleichtert werden sollte.
    Diesmal bemühte sich der Doctor keineswegs, sein Incognito zu bewahren – im Gegentheil. Die Beamten, die an Bord gekommen waren, hatten sofort das Gerücht von der Ankunft der berühmten Persönlichkeit ausgesprengt. Wer im ganzen arabischen Lande, von Suez bis zum Kap Spartel, kannte nicht, wenigstens vom Hörensagen, den gelehrten Taleb, der jetzt zurückgezogen auf seiner Insel Antekirtta im Meere der Syrten lebte? Auch die Spanier bereiteten ihm, ebenso wie die Marokkaner, einen lauten Empfang. Da auch der Besuch des »Ferrato« nichts weniger als untersagt war, so zögerten viele Boote nicht, bei ihm anzulegen.
    Dieses geräuschvolle Wesen, das seine Ankunft hervorbrachte, paßte ersichtlich in den Kram des Doctors. Seine Berühmtheit sollte diesmal seinem Vorhaben zu Hilfe kommen. Peter und er bemühten sich also durchaus nicht, sich der Neugierde des Publicums zu entziehen.
    In einem offenen Wagen, den das erste Hotel in Ceuta gestellt hatte, wurde zuerst die Stadt besichtigt mit ihren engen, von traurigen Häusern eingerahmten Straßen, Häusern, denen weder Farbe noch irgend eine in die Augen fallende Eigenthümlichkeit zu Eigen war; hier und dort zeigten sich kleine Plätze, auf denen staubbedeckte, magere Bäume sproßten, welche verdächtig aussehende Wirthshäuser beschatteten, ein oder zwei Regierungsgebäude, welche wie Kasernen aussahen – mit einem Worte, Originelles gab es hier nicht zu sehen, vielleicht mit Ausnahme des maurischen Stadtviertels, aus welchem die Farbentöne noch nicht ganz entschwunden waren
    Gegen drei Uhr gab der Doctor Befehl, ihn zu dem Gouverneur zu fahren, dem er einen Besuch abstatten wollte – ein Act ganz natürlicher Aufmerksamkeit von Seiten eines so distinguirten Fremden.
    Der Gouverneur war natürlich keine Civilperson. Ceuta ist vor allen Dingen eine Militärkolonie, sie zählt ungefähr zehntausend Seelen, Officiere und Soldaten, Kaufleute, Fischer oder Matrosen für die Küstenfahrzeuge; in der Stadt selbst wohnen fast ebenso viele Leute wie auf dem Streifen Landes, dessen Verlängerung nach Osten hin den ganzen Besitz Spaniens ausmacht.
    Ceuta wurde damals vom Oberst Guyarre regiert. Dieser höhere Officier hatte unter seinem Befehle drei Bataillone Infanterie, die zur Continentalarmee gehörten und ihre afrikanische Zeit durchzumachen hatten, ein Strafregiment, das ständig in der kleinen Kolonie stationirt war, zwei Batterien Artillerie, eine Compagnie Geniesoldaten, ferner eine Compagnie Mohren, deren Familien ein besonderes Viertel bewohnen. Die Zahl der Sträflinge beläuft sich auf fast zweitausend.
    Um von der Stadt zur Residenz des Gouverneurs zu gelangen, mußte der Wagen außerhalb der Umwallung eine chaussirte Straße einschlagen, welche die spanische Enclave bis zu ihrem östlichen Ende begleitet.
    Der schmale Streifen Landes zu beiden Seiten dieser Straße, der von dem Fuße der Gebirge und den Sümpfen, die das Meer zurückgelassen, eingeschlossen wird, ist, Dank der Thätigkeit der Bewohner, gut unterhalten, die tapfer gegen die schlechte Beschaffenheit des Bodens angekämpft haben. Weder Feldfrüchte jeglicher Gattung noch Obstbäume fehlen dort; man muß allerdings berücksichtigen, daß es dort auch Arbeitskräfte im Ueberflusse gibt.
    Die Deportirten werden nämlich nicht nur vom Staate beschäftigt, sei es in den speciellen Werkstätten, sei es bei den Befestigungen oder auf den Landstraßen, deren Unterhaltung fortgesetzte Pflege erfordert, oder selbst bei der städtischen Polizei, wenn sie es durch ihre gute Führung dahin bringen, Beamte zu werden, welche überwachen und zugleich überwacht werden. Auch Private können diese Sträflinge, welche in Ceuta zwanzig Jahre oder mehr abzumachen haben, unter gewissen, vom Gouvernement erlassenen Bestimmungen für sich anstellen.
    Während seiner Besichtigung von Ceuta hatte der Doctor bereits Sträflinge gesehen, welche sich ohne Aufsicht durch die Straßen bewegten, namentlich solche, welche häusliche Arbeiten auszuführen hatten; in einer viel größeren Anzahl mußte man sie außerhalb der Wälle, auf den Chausseen und Feldern zu Gesicht bekommen.
    Es war vor allen Dingen wichtig, zu erfahren, zu welcher Kategorie des Sträflingspersonals in Ceuta Carpena gehörte. Der Plan des Doctors mußte eine wesentlich einfachere Form annehmen, wenn der Spanier

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