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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Banquier ironisch.
    – Ja, Silas Toronthal, denn Sie und ich halten das Leben von hochstehenden Persönlichkeiten in der Hand.
    – Sie vielleicht, ich nicht.
    – Urtheilen Sie selbst. Ich bin einer Verschwörung auf der Spur. Worauf sie hinausläuft, weiß ich noch nicht. Aber seit der Geschichte, die sich inmitten der lombardischen Ebene abgespielt hat, seit Sadowa hat jeder Nichtösterreicher leichtes Spiel gegen Oesterreich. Ich habe sogar Grund genug, zu glauben, daß sich eine Bewegung zu Gunsten Ungarns vorbereitet, aus der wir zweifellos Nutzen ziehen könnten.«
    Silas Toronthal begnügte sich, spöttisch zur Antwort zu geben:
    »Ich kann aus einer solchen Verschwörung keine Vortheile ziehen.
    – Vielleicht doch.
    – Und wie?
    – Dadurch, daß Sie dieselbe zur Anzeige bringen.
    – Erklären Sie sich näher.«
    Und Sarcany erzählte, was auf dem alten Kirchhofe von Triest sich zugetragen hatte, wie er sich der Brieftaube bemächtigen konnte, wie das chiffrirte Billet, von dem er eine Abschrift bei sich bewahrte, in seinen Besitz gelangt war und auf welche Weise er das Haus des Empfängers dieser Depesche herausgefunden. Er setzte hinzu, daß seit fünf Tagen Zirone und er Alles ausgekundschaftet hatten, was sich außerhalb des Hauses zugetragen. Danach kämen des Abends einige Personen dort zusammen, und zwar stets dieselben; ihr Eintritt in das Haus erfolge mit möglichster Vorsicht.
    Andere Brieftauben wären aufgestiegen, wieder andere gekommen; die einen flögen gen Norden, die anderen kämen von dort. Die Hausthür würde von einem alten Diener bewacht, der nicht gern öffne und jede Annäherung sorgfältig überwache. Sarcany und sein Gefährte hätten mit der größten Vorsicht zu Werke gehen müssen, um nicht die Aufmerksamkeit dieses Menschen zu erregen. Und trotzdem müßten sie befürchten, seit einigen Tagen Verdacht erregt zu haben.
    Silas Toronthal begann der Erzählung Sarcany’s mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Er fragte sich im Stillen, wie viel Wahres wohl an dem Gehörten sein könnte, für welches sein einstiger Makler Bürge sein wollte und in welcher Weise schließlich dieser sich sein Interesse an der Sache dachte, um einen Gewinn daraus ziehen zu können.
    Nachdem Sarcany geendet und wiederholt bestätigt hatte, daß es sich dort um eine Verschwörung gegen den Staat handle und daß die Ausbeutung des entdeckten Geheimnisses von Nutzen sein würde, ließ sich der Banquier herbei, folgende Fragen an ihn zu stellen:
    »Wo befindet sich das bewußte Haus?
    – Es ist Nummer 80 der Allee des Acquedotto.
    – Und wem gehört es?
    – Einem ungarischen Edelmanne.
    – Sein Name?
    – Ladislaus Zathmar.
    – Und wer sind die Personen, die ihn besuchen?
    – Zwei namentlich, ebenfalls ungarischer Abstammung.
    – Der Eine…?
    – Ist ein Professor aus hiesiger Stadt, Stephan Bathory.
    – Der Andere…?
    – Graf Mathias Sandorf.«
    Bei Nennung dieses Namens zuckte Toronthal überrascht leicht zusammen, was Sarcany nicht entging. Es war diesem nicht schwer geworden, diese drei Namen herauszufinden: er war Stephan Bathory gefolgt, als dieser in sein Haus in der Corsia Stadion zurückgekehrt, und dem Grafen Sandorf bei dessen Heimkehr in das Hotel Delorme.
    »Sie sehen, Silas Toronthal, ich habe nicht gezögert, Ihnen die Namen der Betreffenden auszuliefern. Sie begreifen also, daß ich mich schließlich mit Ihnen nicht herumspielen will.
    – Alles das ist doch noch nichts Feststehendes, meinte der Banquier, der erst noch mehr erfahren wollte, ehe er sich zu etwas verpflichtete.
    – Noch nichts Feststehendes? fragte Sarcany.
    – Zweifellos! Sie besitzen nicht einmal einen Schimmer eines handgreiflichen Beweises.
    – Und das hier?«
    Die Abschrift des Billets wanderte in die Hand Toronthal’s. Dieser prüfte sie ersichtlich mit Neugier. Doch diese mystischen Worte sagten ihm nichts und der Beweis fehlte, daß sie wirklich die Wichtigkeit besaßen, die Sarcany ihnen andichtete. Die ganze Geschichte konnte ihn nur insofern interessiren, als der Name des Grafen Sandorf im Spiele war, seines Kunden, dessen Stellung ihm gegenüber etwas beunruhigend wurde, sobald dieser eine unverzügliche Zurückzahlung der bei ihm hinterlegten Gelder verlangte.
    »Nun wohl, sagte er schließlich, meine Meinung bleibt dabei, daß die ganze Angelegenheit bis jetzt durchaus keine Sicherheiten bietet.
    – Mir scheint im Gegentheil nichts klarer zu sein, entgegnete Sarcany, den die Haltung des

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