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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Also, was wollen Sie nun von mir?« fragte der Banquier, diesmal in sehr bestimmtem Tone.
     

    Triest. – Der Börsenplatz.
     
    Sarcany erhob sich und sagte mit einer etwas leiseren Stimme, dem Banquier dabei aber fest ins Auge sehend:
    »Was ich will – er legte einen Nachdruck auf dieses Wort – ist das: Ich will so bald als möglich unter irgend einem noch aufzufindenden Vorwande Zutritt zu dem Hause des Grafen Zathmar haben und versuchen, das Vertrauen desselben zu gewinnen. Einmal auf dem Platze, wo mich Keiner kennt, muß ich nach einer Gelegenheit suchen, mich des Gitters bemächtigen und jene Depesche übertragen zu können, von der ich den bestmöglichen Gebrauch in unserem Interesse machen werde.
    – In unserem Interesse? wiederholte Toronthal. Warum liegt Ihnen daran, mich in diese Angelegenheit hineinzuziehen?
    – Weil sie sich verlohnt und Sie einen großen Nutzen aus ihr ziehen werden.
    – Und dann unternehmen Sie die Sache nicht einmal allein?
    – Nein. Ich bedarf Ihrer Unterstützung.
    – Erklären Sie sich näher!
    – Um zu meinem Ziele zu gelangen, muß ich mir Zeit lassen können, und Zeit kostet Geld. Ich habe aber keines mehr.
    – Ihr Guthaben bei mir ist, wie Sie wissen, bereits erschöpft.
    – Schön. So werden Sie mir jetzt ein neues eröffnen.
    – Und was werde ich damit verdienen?
    – Folgendes: Von den drei Männern, die ich Ihnen nannte, haben zwei kein Vermögen, Graf Zathmar und Professor Bathory, aber der dritte ist ausnehmend reich. Seine Güter in Siebenbürgen sind von bedeutendem Umfange. Es wird Ihnen nun nicht unbekannt sein, daß solche, sobald ihr Besitzer als Verschwörer verhaftet und verurtheilt ist, confiscirt zu werden pflegen und zum größten Theile an Diejenigen fallen, welche die Verschwörung aufgedeckt und zur Anzeige gebracht haben… Sie und ich, Silas Toronthal, wir theilen.«
    Sarcany schwieg. Der Banquier antwortete nicht. Er dachte darüber nach, was man von ihm zur Ausführung des Spieles forderte. Er war keineswegs der Mann dazu, sich persönlich in einem derartigen Unternehmen bloßzustellen, aber er fühlte, daß sein Agent Mann genug wäre, sie Beide handelnd zu vertreten. Wenn er sich entschloß, an diesem geheimen Anschlage Theil zu nehmen, so würde er versuchen müssen, Jenen durch einen Vertrag zu binden, der auf seinen Vortheil hinausliefe und ihm zugleich erlaubte, im Schatten zu bleiben…. Er zögerte trotzdem noch. Bei Lichte besehen, was riskirte er? Er würde in dieser widerwärtigen Sache nicht genannt werden, dagegen den Verdienst einheimsen, einen ungeheuren Verdienst, der die Stellung seines Hauses wieder befestigen konnte.
    »Nun? drängte Sarcany.
    – Nein, ich will nicht, antwortete Silas Toronthal; es schreckte ihn vor allen Dingen der Umstand zurück, einen solchen Theilnehmer, oder richtiger gesagt, einen solchen Mitschuldigen zu haben.
    – Sie weisen mein Anerbieten zurück?
    – Ja! Ich thue es!… Ueberdies kann ich nicht an einen erfolgreichen Schluß Ihrer Muthmaßungen glauben.
    – Nehmen Sie sich in Acht, Silas Toronthal, rief Sarcany drohend, ohne sich diesmal Zwang anzulegen.
    – Mich in Acht nehmen? Und weshalb?
    – Weil ich Kenntniß von gewissen Geschäften habe…
    – Hinaus, Sarcany! schrie der Banquier.
    – Ich werde Sie zu zwingen wissen!
    – Hinaus!«
    In diesem Augenblicke tönte ein leises Pochen an der Thür. Während Sarcany sich hastig dem Fenster zuwandte, öffnete sich die Thür und ein Diener meldete mit lauter Stimme:
    »Graf Sandorf bittet Herrn Toronthal, ihn zu empfangen.«
    Darauf zog er sich zurück.
    »Graf Sandorf?« rief Sarcany.
    Der Banquier fühlte sich einerseits sehr betroffen, Sarcany von diesem Besuche unterrichtet zu sehen, andererseits hatte er das Vorgefühl, daß ihm aus der unerwarteten Ankunft des Grafen noch große Verlegenheiten entstehen würden.
    »Was hat der Graf hier zu suchen? fragte Sarcany in einem unverkennbar ironischen Tone. Sie unterhalten also Verbindungen mit den Verschwörern im Hause Zathmar’s? Ich habe mich womöglich an einen der ihrigen gewandt!
    – Werden Sie nun endlich fortkommen?
    – Ich werde nicht gehen, Silas Toronthal, sondern möchte erst erfahren, warum der Graf sich in Ihrem Hause einfindet.«
    Sarcany hatte kaum diese Worte gesprochen, so schlüpfte er auch schon in ein an das Bureau grenzendes Cabinet, dessen Portière hinter ihm zufiel.
    Silas Toronthal stand schon im Begriff, Jemand herbeizurufen, um Sarcany aus dem Hause

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