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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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schien das Glück ihnen am holdesten zu sein. Sie gewannen mehrfach das Maximum auf vollen Nummern, welches sich bei der Roulette auf sechstausend Franken beläuft.
    Die Hände von Silas Toronthal zitterten, wenn sie sich über das grüne Tuch ausstreckten, um seinen Einsatz hinzuschieben oder um das Gold und die Bankbillets der Croupiers fast noch unter deren Harke fortzunehmen.
    Sarcany, stets seiner mächtig, ließ nicht ein einziges seiner Gefühle sich in seinen Mienen widerspiegeln. Er begnügte sich, mit Blicken seinen Compagnon anzufeuern, und Silas Toronthal war es, auf dessen Seite die Chancen augenblicklich mit großer Beständigkeit lagen.
    Pointe Pescade, obwohl etwas benebelt von dem fortwährenden Hin-und Herschieben des Goldes und der Bankbillets, hörte nicht auf, Beide zu beobachten. Er fragte sich, ob sie wohl klug genug sein würden, zur richtigen Zeit abzubrechen, um dieses Vermögen, welches sich unter ihren Händen aufbaute, sich zu erhalten. Dann kam ihm der Gedanke, daß, wenn Sarcany und Silas Toronthal wirklich so klug waren – woran er übrigens zweifelte – sie vielleicht versucht sein würden, Monte Carlo zu verlassen und in irgend einen anderen Winkel Europas zu fliehen, wo man sie dann aufsuchen müßte. Wenn ihnen das Geld wieder zu Gebote stand, würden sie auch nicht mehr so bequem von dem Doctor zu erreichen sein.
    »Entschieden, so schloß er seine Ueberlegung, ist es werthvoller, wenn sie sich ruiniren, und ich täusche mich sehr, wenn ich diesen Schuft Sarcany für den Mann halte, der im Stande ist, zur richtigen Zeit aufzuhören.«
    Wie auch Pointe Pescade’s Ideen in dieser Hinsicht gewesen sein mögen, ebenso seine Hoffnungen, die Chancen blieben den beiden Associés treu. Sie hätten in der That dreimal die Bank gesprengt, wenn nicht der Spielleiter Zuschüsse von zwanzigtausend Franken erbeten hätte.
    Das war unter den Zuschauern dieses Kampfes eine Aufregung! Die Stimmung der Meisten war eine den Spielern günstige. Sah das nicht wie eine Revanche für die unverschämte Serie im Roth aus, aus der die Administration am Abend zuvor einen so reichlichen Nutzen gezogen hatte?
    Als um sechs und einhalb Uhr Silas Toronthal und Sarcany das Spiel aufgaben, strichen sie einen baaren Gewinn von zwanzigtausend Louisd’ors ein. Sie erhoben sich von ihren Plätzen und verließen den Roulettetisch. Silas Toronthal wankte mit unsicheren Schritten einher, als wenn er ein wenig zu viel getrunken hätte – er war vielleicht benebelt von der Aufregung und der Abspannung des Gehirns. Sein gefühlloser Genosse überwachte ihn, denn es war ihm noch nicht ganz gewiß, ob Toronthal sich nicht versucht fühlen würde, mit den mehrfachen hunderttausend Franken, die mit so vielem Schweiße zurückerobert worden waren, zu entfliehen und sich seiner Herrschaft zu entziehen.
    Beide durchschritten, ohne ein Wort zu sprechen, die Halle, stiegen den Vorbau hinunter und wendeten sich ihrem Hotel zu.
    Pointe Pescade folgte ihnen in einiger Entfernung.
    Als er ins Freie trat, sah er nahe einem der Kioske des Gartens Kap Matifu auf einer Bank sitzen.
    Pointe Pescade trat an ihn heran.
    »Ist der Augenblick da? fragte Kap Matifu.
    – Welcher Augenblick?
    – Um… um…
    – Um auf die Scene zu treten?… Nein, mein Kap!… Noch nicht!… Bleibe noch hinter den Coulissen!… Hast Du gespeist?…
    – Ja, Pointe Pescade.
    – Meine Glückwünsche! Mir hängt der Magen bis in die Fußsohlen… wohin er doch wirklich nicht gehört. Ich werde ihn aber mir schon wieder herausholen, sobald ich Zeit habe!… Also, gehe nicht eher von hier fort, als bis ich Dich wiedergesehen habe.«
    Und Pointe Pescade trat auf die Rampe zurück, welche Silas Toronthal und Sarcany hinabstiegen.
    Als er sich überzeugt hatte, daß die beiden Associés sich das Diner in ihren Zimmern serviren ließen, nahm sich auch Pointe Pescade die Freiheit, an der
Table d’hôte
des Hotels Theil zu nehmen. Es war die höchste Zeit, und in einer halben Stunde hatte er, wie er sagte, seinen Magen wieder an den richtigen Platz gebracht, den dieses wichtige Organ in der menschlichen Maschine einnehmen muß.
    Dann ging er hinaus, zündete sich eine vortreffliche Cigarre an und nahm seinen Beobachtungsposten vor dem Hotel wieder ein.
    »Ich gebe, weiß Gott, eine vortreffliche Schildwache ab. Ich habe meinen Beruf verfehlt!«
    Die einzige und immer wiederkehrende Frage, die er sich selbst vorlegte, lautete: werden diese Gentlemen heute noch nach

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