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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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würden, der ihnen theuer genug zu stehen gekommen war. Einige Spielprofessoren hätten gern die Gelegenheit benützt, ihnen ihre unfehlbaren Tabellen zu verkaufen, wenn Jene in diesem Augenblicke leichter zugänglich gewesen wären. Der Banquier mit seinen verstörten Mienen sah kaum, was um ihn her vorging. Sarcany blickte, zugeknöpfter als je um sich. Beide richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Augenblick, in welchem sie ihren letzten Coup ausführen wollten.
    Unter den Personen, welche sie mit jener besonderen Neugier beobachteten, die man namentlich Patienten oder Verurtheilten angedeihen läßt, befand sich auch ein Fremder, der sie keinen Augenblick verlassen zu wollen schien.
    Es war ein junger Mann, im Alter von zwei-oder dreiundzwanzig Jahren, mit seinen Gesichtszügen, verschmitztem Aussehen, spitzer Nase – einer jener Nasen, welche zugleich zu sehen scheinen. Seine Augen, die eine auffallende Lebhaftigkeit entwickelten, verbargen sich hinter einer mit Schutzgläsern versehenen Brille. Er schien viel baares Geld bei sich zu haben, oder er that so, denn seine Hände steckten tief in den Taschen seines Ueberziehers, vielleicht hätten sie auch sonst irgendwie gesticulirt; seine Füße nahmen, wenn er stillstand, die bekannte erste Position des Tanzunterrichtes ein, gewiß, um seiner Person einen festeren Halt zu geben. Er war angemessen gekleidet, ohne gerade den neuesten Verschrobenheiten des Geckenthums zu huldigen, und legte augenscheinlich keinen besonderen Werth auf seine Erscheinung; vielleicht fühlte er sich auch etwas genirt in den correct sitzenden Kleidungsstücken.
     

    Monte Carlo. – Allgemeine Ansicht.
     
    Man wird ohne besondere Ueberraschung vernehmen, daß kein Anderer als Pointe Pescade dieser junge Fremde war.
    Draußen in den Gärten erwartete ihn Kap Matifu.
    Die Persönlichkeit, für deren Rechnung sie Beide in besonderer Mission in dieses Paradies oder diese Hölle des Reiches von Monaco kamen, war Doctor Antekirtt.
    Das Schiff, welches sie am Abend zuvor auf dem Ufer von Monte Carlo gelandet hatte, war der »Electric 2« der Flotille von Antekirtta gewesen.
     

    Pointe Pescade folgte ihnen in einiger Entfernung. (S. 453.)
     
    Der Zweck ihrer Reise nach Monaco war der folgende:
    Zwei Tage nach seiner Ueberbringung an Bord des »Ferrato« war Carpena ans Land gesetzt und trotz seiner Einsprüche in eine der Kasematten der Insel gebracht worden. Dort wurde es dem Flüchtlinge des spanischen Präsidios bald klar, daß er nur ein Gefängniß gegen ein zweites eingetauscht hatte. Anstatt zu der Sträflingskolonie des Gouvernements von Ceuta zu gehören, befand er sich, ohne es zu wissen, in der Gewalt des Doctors Antekirtt. Wo? er hätte es nicht zu sagen gewußt. Hatte er aus diesem Wechsel etwas gewonnen? Das fragte er sich nicht ohne Sorgen. Er war übrigens entschlossen, Alles zu thun, was seine Lage aufbessern konnte.
    Er zögerte deshalb auch nicht, in dem ersten Verhör, welchem der Doctor selbst ihn unterwarf, freimüthige Antworten zu geben.
    Kannte er Silas Toronthal und Sarcany?
    Silas Toronthal nicht, Sarcany ja – er hatte ihn sogar mit nur kurzen Unterbrechungen zu Gesicht bekommen.
    Hatte Sarcany Fühlung mit Zirone und seiner Bande, seit Jener in der Umgebung von Catania hauste?
    Ja, da Sarcany in Sicilien erwartet wurde und auch sicher dorthin gekommen wäre, wenn der Ausgang jener unglücklichen Expedition, die mit dem Tode Zirone’s endete, ein anderer gewesen wäre.
    Wo befand sich Sarcany jetzt?
    In Monte Carlo, falls er nicht diese Stadt bereits wieder verlassen hatte, in der er seit einiger Zeit lebte und zwar wahrscheinlich mit Silas Toronthal zusammen.
    Mehr wußte Carpena nicht, doch genügte das, was er erfahren dem Doctor, um einen neuen Feldzug zu beginnen.
    Natürlich hatte der Spanier keine Ahnung davon, welches Interesse der Doctor gehabt, ihn aus Ceuta entkommen zu lassen und sich seiner Person zu bemächtigen, ebenso wenig, daß sein an Andrea Ferrato begangener Verrath dem wohl bekannt war, der ihn ausfragte. Er wußte nicht einmal, daß Luigi der Sohn des Fischers von Rovigno war. Der Gefangene wurde in seiner Kasematte viel strenger bewacht, als es in Ceuta der Fall gewesen. Er sollte mit Niemandem Verkehr haben können bis zu dem Tage, an dem über sein Schicksal beschlossen werden sollte.
    Von den drei Verräthern also, welche den blutigen Ausgang der Triester Verschwörung herbeigeführt hatten, befand sich jetzt Einer in den Händen

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