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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Monte Carlo zurückkehren oder nicht?
    Um acht Uhr erschienen Silas Toronthal und Sarcany an der Hotelthür. Pointe Pescade glaubte zu hören und zu verstehen, daß sie lebhaft stritten.
    Der Banquier versuchte augenscheinlich zum letzten Male, den Verführungen zu widerstehen und den Einflüsterungen seines Genossen, denn dieser sagte schließlich mit befehlerischer Stimme:
    »Es muß sein, Silas!… Ich will es!«
    Sie gingen wieder die Rampe hinauf, um die Gärten von Monte Carlo zu erreichen. Pointe Pescade ging ihnen nach, konnte aber – zu seinem großen Bedauern – nichts von der Unterhaltung verstehen.
    Was Sarcany in dem Tone sagte, der keine Widerrede von Seiten des Banquiers gestattete, dessen Widerstand überhaupt nach und nach sich legte, war Folgendes:
    »Es wäre wahnsinnig, Silas, innezuhalten, wenn die Chance uns günstig ist…. Sie müssen den Kopf verloren haben!… Wie? Im Unglück haben wir das Spiel wie die Verrückten zwingen wollen und sollten es nun im Glück nicht wie die Vernünftigen an uns fesseln?… Es bietet sich uns eine Gelegenheit, die einzig in ihrer Art ist, eine Gelegenheit, die sich uns vielleicht nie wieder zeigen wird, uns zu Meistern unseres Schicksals zu machen, zu Herren unseres Glückes und wir wollen sie durch unsere eigene Schuld entweichen lassen?… Fühlen Sie denn nicht, Silas, daß die Chance…
    – Wenn sie noch nicht erschöpft ist, murmelte Silas Toronthal.
    – Nein, hundert Mal nein, erwiderte Sarcany. Man kann das nicht so erklären, zum Teufel, aber man fühlt das, es dringt bis in das innerste Mark der Knochen!… Eine Million erwartet uns noch heute Abend an den Tischen von Monte Carlo!… Ja, eine Million, und mir soll sie nicht entgehen!
    – Spielt doch Sarcany!
    – Ich?… Allein spielen?… Nein, mit Ihnen spielen, Silas, ja!… Und wenn zwischen uns gewählt werden müßte, so würde ich Ihnen unbedingt den Platz einräumen!… Das Glück neigt zu einer Person und offenbar ist es bei Ihnen wieder eingekehrt!… Spielen Sie und Sie werden gewinnen!… Ich will es!«
    Sarcany wollte bei Licht betrachtet nur, daß Silas Toronthal es nicht bei dem Besitz einiger hunderttausend Franken bewenden ließe, welche diesem die Mittel an die Hand gegeben haben würden, sich seiner Macht zu entziehen. Er wollte, daß sein Genosse wieder der Millionär würde, der er einst gewesen war, oder ein Bettler. War Jener wieder reich, so konnte er das Leben weiter fortsetzen, welches sie bis dahin geführt hatten. War er ruinirt, so mußte er wohl oder übel Sarcany überallhin folgen, wohin dieser es haben wollte. In beiden Fällen hatte er von Silas Toronthal nichts zu befürchten.
    Silas Toronthal übrigens, obwohl er Widerstand zu leisten versuchte, fühlte jetzt alle Leidenschaften des Spielers in sich regen. Er war so elendiglich zerworfen mit sich selbst, daß er Furcht und Lust zugleich empfand, in die Säle des Casinos zurückzukehren. Sarcany’s Worte hatten ihm Feuer in das Blut gegossen. Das Schicksal hatte sich sichtlich für ihn erklärt und zwar während der letzten Stunden mit einer so großen Beständigkeit, daß es wirklich unverzeihlich gewesen wäre, innezuhalten.
    Der Narr! Er setzte, wie alle Spieler thun, voraus, daß die Gegenwart dasselbe bringen würde, was nur der Vergangenheit angehören konnte. Anstatt zu sagen: Ich habe die Chance gehabt – was ja die Wahrheit war – sagte er sich: Ich habe Chance – was falsch ist. Und trotzdem greift in dem Gehirn aller derjenigen, welche auf den Zufall rechnen, keine andere Ueberlegung Platz, als diese. Sie vergessen zu sehr, was erst jüngst ein großer Mathematiker Frankreichs gesagt hat: »Der Zufall hat Launen, keine Gewohnheiten.«
    Inzwischen waren Sarcany und Silas Toronthal vor dem Casino angelangt, stets gefolgt von Pointe Pescade. Hier blieben sie einen Augenblick stehen.
    »Kein Zaudern, Silas! mahnte Sarcany… Sie sind doch entschlossen zu spielen? Nicht wahr?
    – Ja!… Entschlossen Alles gegen Alles zu setzen, antwortete der Banquier, dessen Schwanken gewichen war, sobald er sich auf der untersten Stufe des Casinogebäudes befand.
    – Es ist nicht mein Fall, Sie beeinflussen zu wollen, nahm Sarcany von Neuem das Wort. Verlassen Sie sich auf Ihre Eingebung, nicht auf die meinige. Sie kann mich täuschen… Wollen Sie zur Roulette gehen…?
    – Nein, zum
Trente et Quarante
, antwortete Silas Toronthal und betrat die Vorhalle.
    – Sie haben Recht, Silas. Hören Sie nur auf sich

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