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Mathias Sandorf

Mathias Sandorf

Titel: Mathias Sandorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sie nicht, daß neue Millionen mich erwarten und daß Sie Ihren Antheil an denselben haben werden.
    – Ja, ja! erwiderte Silas Toronthal, ich muß meine Revanche haben. Der Instinct des Spielers, der ihn einen Augenblick verlassen, kam wieder über ihn. Ja, die Bank war gestern zu glücklich, als daß sie heute Abend…
    – Heute Abend werden wir reich, sehr reich sein, rief Sarcany, und ich verspreche Ihnen, Silas, diesmal werden wir nicht wieder einbüßen, was wir zurückgewonnen haben. Was auch immer kommen mag, morgen verlassen wir Monte Carlo…. Wir werden reisen…
    – Wohin?
    – Nach Tetuan, wo wir eine letzte Partie zu spielen haben werden. Es soll aber auch die schönste werden!«

Viertes Capitel.
Der letzte Einsatz.
    Die Salons des Fremdencirkels – gemeinhin Casino genannt – waren seit elf Uhr geöffnet. Obwohl die Zahl der Spieler noch eine beschränkte war, begannen doch schon einige Roulettetische ihre Arbeit.
    Das Ebenmaß dieser Tische war vorher geregelt worden, denn dieselben müssen an jeder Stelle gleich hoch sein. Die kleinste Unebenheit, welche die Bewegung der in den sich drehenden Cylinder geworfenen Kugel abändern würde, würde schnell bemerkt und zum Schaden der Bank ausgelegt werden.
    Auf jedem der sechs Roulettetische waren sechzigtausend Franken in Gold, Silber und Bankbillets niedergelegt; auf jedem der beiden Tische, welche dem
Trente et Quarante
-Spiel dienten, hundertundfünfzigtausend. Das ist vor Eröffnung der Hauptsaison der gewöhnliche Einsatz, und es kommt selten vor, daß die Administration sich zur Erneuerung dieses Grundfonds veranlaßt sieht. Sie soll nur mit dem Refait und dem Zero gewinnen, deren Profit ihr gehört – und immer. Wenn das Spiel an und für sich schon unmoralisch ist, um wie viel mehr, wenn man unter solchen ungleichen Bedingungen operiren muß.
    An jedem Roulettetische hatten die acht Croupiers, ihre Harken in den Händen, bereits die ihnen reservirten Plätze eingenommen. Ihnen zu Seiten saßen oder standen die Spieler oder Zuschauer. Durch die Säle spazierten die Inspectoren und beachteten sowohl die Croupiers als die Aussetzenden, während die Garçons des Saales im Auftrage des Publicums wie der Administration, die über nicht weniger als hundertundfünfzig Angestellte für das Spiel verfügt, hierhin und dorthin eilten.
    Gegen zwölfundeinhalb Uhr brachte der Zug von Nizza das übliche Contingent der Spieler. An diesem Tage fanden sie sich vielleicht noch zahlreicher als sonst ein. Die Serie von siebzehnmal Roth hatte ihre natürliche Wirkung gethan. Sie bildete eine Anziehungskraft und Alles, was vom Zufalle lebt, kam herbei, um den Wechselfällen das Spieles mit noch größerem Eifer als zuvor zu fröhnen.
    Eine Stunde später hatten sich die Säle gefüllt. Man unterhielt sich namentlich von dem außergewöhnlichen Ereignisse, doch durchschnittlich mit leiser Stimme. Nichts Traurigeres, im Ganzen genommen, als diese riesigen Säle, trotz ihres verschwenderisch aufgetragenen Goldschmuckes, ihrer phantastischen Ornamentirung, des Luxus ihrer Ausstattung, der Fülle ihrer Lustres, welche Ströme von Gasstrahlen entsenden, ohne der Oelhängelampen mit ihren grünen Schirmen zu gedenken, welche die Spieltische noch besonders beleuchten. Was hier trotz des Zuflusses der Besucher vorherrscht, ist nicht das Gesurr der Stimmen, sondern das Klimpern der Gold-und Silberstücke, welche gezählt werden oder über das grüne Tuch rollen, und das Knistern der Bankbillets, das unaufhörliche: »Roth gewinnt und Farbe«, oder »siebzehn, schwarz,
impair
und
manque
«, welche Redensarten mit gleichgiltiger Stimme der Spielführer ausruft – höchst traurig Alles das!
    Zwei der Verlierer vom vorigen Abend, die zu den berühmtesten zählten, waren noch nicht in den Sälen aufgetaucht. Schon versuchten einige Spieler den verschiedenen Chancen zu folgen, das Glück an ihre Person zu fesseln, theils an der Roulette, theils beim
Trente et Quarante
. Allein die Alternativen des Gewinnes und Verlustes glichen sich aus und es schien nicht, als ob das »Phänomen« des vorigen Abends sich noch einmal zeigen würde.
    Erst gegen drei Uhr betraten Sarcany und Silas Toronthal das Casino. Ehe sie in die Spielsäle gingen, machten sie einen Rundgang durch die Halle, wo die Neugierde des lieben Publicums sich sofort ihnen zuwendete. Man betrachtete sie, stellte sich ihnen in der Weg, man fragte sich, ob sie sich heute abermals mit dem Zufalle in einen Kampf einlassen

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